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Ich Lieb Dich Nicht, Wenn Du Mich Liebst

Ich Lieb Dich Nicht, Wenn Du Mich Liebst

Titel: Ich Lieb Dich Nicht, Wenn Du Mich Liebst
Autoren: Dean C. Delis , Cassandra Phillips
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Intimität und Wärme. Aber wenn ein Partner mehr liebt als der andere, kann das Verhaltensmuster zwischen ihnen auslösen, die Schmerz verursachen.
    Das war bei Liz und Nate der Fall. Nachdem bei Liz die anfängliche Bewunderung für ihn verblaßt war, verfolgte sie andereInteressen, statt sich auf ihn zu konzentrieren. Deshalb spürte Nate, daß ihm die Sicherheit in der Beziehung entglitt. Und das bescherte ihm das Gefühl, weniger Kontrolle über Liz zu haben, und er liebte sie noch mehr. Seine liebevollen Aufmerksamkeiten waren Versuche, ihre Liebe zu gewinnen und die Angst vor Zurückweisung zu mildern. Aber seine ȟbermäßige Kontrolle« bewirkte das Gegenteil, denn sie gab Liz das Gefühl, die Beziehung noch stärker in der Gewalt zu haben. Sie wurde so weniger herausgefordert und liebte ihn wahrscheinlich weniger.
    Doch wenn Ihr(e) Geliebte(r) erfolgreich dabei ist und Ihre Liebe erringt, so wie es bei Doug der Fall war, fühlen Sie sich unsicherer und noch verliebter. Dann sehnen Sie sich nach mehr Nähe und Kontrolle. Aber das bringt den Überlegenen dazu, sich aus der Beziehung zurückzuziehen. Diese Reaktion wiederum steigert die Unsicherheit und das Bedürfnis nach Nähe des Unterlegenen und die Sicherheit und Unzufriedenheit des Überlegenen.
    Wie es Liz’ Beispiel zeigte, kann eine solch paradoxe Situation jederzeit in einer Beziehung entstehen. Das kann eine junge Romanze zum Scheitern bringen oder eine langfristige Beziehung behindern. Es kann durch verschiedene Quellen der Ungleichheit verursacht werden: Anziehungskraft, situationsbedingte Faktoren, Rollenverteilung oder Unzulänglichkeiten der Persönlichkeit. All das werden wir nachprüfen. Aber ganz gleich, wo die Ursachen liegen, und ganz gleich, wie offen oder verdeckt sie in einer Beziehung vorhanden sind – diese paradoxen Formen der Leidenschaft fordern ihren Zoll, weil sie wahre Intimität vortäuschen.
    Die Krise
    Offenbar hat es dieses Paradox schon immer gegeben. Das vielleicht beste Beispiel dafür bietet Anna Karenina, Tolstois großer Roman und mein liebstes belletristisches Buch. Die Liebenden, Anna und der junge Graf Wronski, erreichen bewundernswerte Höhen der Leidenschaft – teilweise deshalb, weil die Umständees ihnen verwehren, sich wirklich zu besitzen. Doch als Anna von Wronski ein Kind erwartet und ihren Mann verläßt, nimmt Wronskis Leidenschaft ab. Das erzeugt in Anna eine nagende Unsicherheit, die ihre Leidenschaft zu eifersüchtiger Besessenheit wandelt, und das führt zu einem tragischen Ende.
    Diese universelle Dynamik gab es immer schon, und es wird sie immer geben. Aber heute, da wir im Zeitalter geschiedener Ehen leben, tendieren wir dazu, viele romantische Beziehungen zu haben – und das bedeutet viele Hiebe durch die paradoxen Seiten der Leidenschaft. Ich habe Patienten kennengelernt, die sich, nachdem sie einmal zu oft verletzt worden waren, in chronische Überlegene verwandelt und emotional abgekapselt haben. Ich habe Karrierefrauen kennengelernt, die ihre Heirat bis Mitte Dreißig verschoben, dann in Panik gerieten und sich selbst als Unterlegene auf dem Heiratsmarkt feilboten. Ich habe ungeheuren Zynismus sowohl bei Männern als auch bei Frauen erlebt, wenn es darum ging, eine erfüllte, dauerhafte Beziehung zustande zu bringen. Und zwischen den Extremen Bedürftigkeit und Zynismus gab es Ambivalenz und Verwirrung. Menschen wissen nicht, warum ihre liebevollen und lieblosen Verhaltensweisen zu besonderen Resultaten in ihren Beziehungen führen. Sie wissen nicht, warum sie bestimmte Gefühle für einen Partner oder in einer Beziehung haben. Oder – noch schlimmer – sie erklären sich und ihre Beziehungen für krankhaft, wobei sie dann die neuesten populärpsychologischen Schlagworte benutzen.
    Mich störte nicht nur die pathologisierende Botschaft der Bücher über Partnerschaft, sondern ich wußte auch aus meiner Erfahrung als Eheberater, daß sich die herkömmlichen Therapien bei problematischen Beziehungen als gefährlich erweisen konnten. Ein Paar kommt beispielsweise und sucht Hilfe. Ein Partner fühlt sich vernachlässigt und wünscht sich mehr Aufmerksamkeit vom anderen, aber der andere fühlt sich emotional überfordert und möchte Distanz halten. Der Standardrat lautet nun dahingehend, daß man das Paar auffordert, mehr gemeinsam zu
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