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Ich klage an

Titel: Ich klage an
Autoren: Ayaan Hirsi Ali
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gewaltiges Risiko eingegangen, als ich der Aufforderung zur Selbstreflexion und zur Teilnahme am öffentlichen Diskurs, die nach den Anschlägen vom ll. September im Westen gefordert wurde, entsprochen habe. Und was sagen die Kulturrelativisten? Ich hätte es anders sagen müssen. Doch nach dem Mord an Theo van Gogh bin ich mehr denn je davon überzeugt, wie richtig es ist, nur in meiner eigenen Art und Weise zu sprechen und Kritik zu äußern.
    Ich möchte, daß es hier undjetzt passiert
    Wenn ich nach dieser »Phase des Untertauchens« (bezieht sich auf das Jahr 2002, Anm. d. Verlages) in die Niederlande zurückkehre, wird das Medieninteresse zunächst meiner Person und nicht der Debatte gelten; aber der Tag wird kommen, an dem sich der Zauber, der mich umgibt, auflöst. Jetzt reiben sich die Medien noch genüßlich die Hände: eine schwarze Frau, die sich kritisch über den Islam ausläßt. Irgendwann aber, wenn sie satt sind, wird es wieder Raum geben für die Sache, um die es eigentlich geht: die Tatsache, daß das Scheitern der Integration zu einem wesentlichen Teil auf die frauenfeindliche Kultur und Religion des Islam zurückzuführen ist.
    Eines ist mir immer klar gewesen: Wer austeilt, muß auch einstecken. Die negativen Reaktionen haben mich nicht überrascht. Es ist ein konfliktträchtiges Thema. Auch wenn ich weitermache - und ich werde weitermachen -, muß ich auf harte Schläge gefaßt sein. Ich verstehe diese Wut. Jede Gruppe, die vor einem Veränderungsprozeß steht, muß diese Raserei durchmachen. Meine Strategie lautet: so lange reizen, bis sich der Sturm ausgetobt hat. Eines Tages werde ich all das sagen können, was ich jetzt auch sage, ohne heftige Emotionen auszulösen. Mittlerweile treten auch schon andere nachdrücklich für die Emanzipation der abhängigen zugewanderten Frauen ein, die kaum lesen und schreiben können. Die dritte feministische Welle ist nur noch eine Frage der Zeit. Ich kann es kaum erwarten. Emanzipation heißt Kampf. Ich habe mich für den Kampf entschieden und werde diesen nun aus den Reihen meiner Partei, der VVD, heraus führen. Ich habe diesen Wechsel vollzogen, weil mich das Zaudern der PvdA ganz krank gemacht hat. Die Sozialdemokraten wollen das zunehmende Unbehagen in der Gesellschaft nicht wahrhaben. Die Unterdrückung von Frauen wird von ihnen kaum thematisiert. Sie lassen in dieserFrage jegliches Engagement vermissen.
    Meine Entscheidung für die VVD hat nichts mit einem geringer gewordenen sozialen Bewußtsein zu tun. Aber mir ist immer stärker bewußt geworden, daß soziale Gerechtigkeit bei einem freien und würdevollen Individuum beginnt. Die ganze Gesellschaft ist auf den individuellen Bürger ausgerichtet: Prüfungen macht man alleine, die Steuererklärung füllt man alleine aus, man steht alleine vor Gericht. Überall steht die eigene Verantwortung an erster Stelle. Was aber macht die PvdA? Die behandelt Zuwanderer noch immer wie eine geschlossene Gruppe. Und warum? Weil sie keinen Bezug zur Wirklichkeit hat.
    Ein Beispiel: Ich habe in Fällen von mißbräuchlicher Inanspruchnahme von Sozialleistungen durch Zuwanderer als Dolmetscherin gearbeitet. Um Sozialleistungen zu beziehen, müssen beide Ehepartner unterschreiben. Die muslimische Frau macht alles, war ihr Mann ihr befiehlt. Er zeigt auf die gestrichelte Linie: hier unterschreiben. Doch sie weiß gar nicht, was sie da unterschreibt. In ihrem Heimatland ist ihre Unterschrift nie erforderlich gewesen. Auf einmal steht die Polizei vor der Tür. Die Frau und ihr Mann stehen im Verdacht, mißbräuchlich Sozialleistungen in Anspruch genommen zu haben. Er hatte nämlich eine Nebenbeschäftigung. Davon weiß sie nichts. Zwar verläßt er jeden Morgen das Haus und kommt erst spätabends wieder zurück, aber ein Muslim legt gegenüber seiner Frau nun einmal keine Rechenschaft über sein Tun und Lassen ab. Dann zeigt sich, daß beide jeweils die Hälfte von achtzigtausend Gulden zurückzahlen müssen. Sie wird für seine Eskapaden mitverantwortlich gemacht. Solche Fälle sind keine Ausnahme, es gibt sie zu Hunderten.
    Versuchen Sie einmal, die PvdA davon zu überzeugen, daß diese Frauen aus ihrer abhängigen Position befreit werden müssen. Es wird Ihnen nicht gelingen. In der besten Absicht bemüht sich die Partei, Muslimas in dieser Position zu belassen. Sie glaubt, das wäre gut für deren Identität. »Diese Frauen«, sagt die PvdA, »sind in ihrer eigenen Kultur glücklich.« Auch die Kinder werden
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