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Ich hasse dich - verlass mich nicht

Ich hasse dich - verlass mich nicht

Titel: Ich hasse dich - verlass mich nicht
Autoren: J Kreisman
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Wiedervereinigung ab (vielleicht weil sie selbst Angst vor Nähe hat) oder besteht auf einer klammernden Symbiose (vielleicht weil sie selbst Angst hat, verlassen zu werden, und Nähe braucht). In beiden Fällen wird das Kind durch starke Ängste vor dem Verlassenwerden und/oder Verschlungenwerden belastet, die ihm durch die eigenen Ängste der Mutter vorgespiegelt werden.
    In einem solchen Fall wächst das Kind nie zu einem emotional getrennten Wesen heran. Später spiegelt die Unfähigkeit der Borderline-Persönlichkeit, in persönlichen Beziehungen Intimität zu erlangen, diese Stufe der kindlichen Entwicklung wider. Wenn eine erwachsene Borderline-Persönlichkeit mit Nähe konfrontiert wird, können die vernichtenden Gefühle des Verlassenwerdens aus der Kindheit, die den vergeblichen Versuchen, Nähe zu erfahren, immer folgten, wiedererstehen oder das Gefühl, durch das ständige Klammern der Mutter erstickt zu werden. Wenn der Betroffene sich über diese Kontrollen hinwegsetzt, riskiert er möglicherweise, die Liebe der Mutter zu verlieren, wenn er jedoch die Mutter zufriedenstellt, riskiert er, sich selbst zu verlieren.
    Diese Angst vor dem Verschlungenwerden wird sehr schön von T. E. Lawrence (Lawrence von Arabien)illustriert, der im Alter von 38 Jahren über seine Angst vor der Nähe seiner herrischen Mutter schreibt: »Ich habe schreckliche Angst davor, dass sie irgendetwas über meine Gefühle oder Überzeugungen oder Lebensart wissen könnte. Wenn sie es wüsste, würden sie Schaden nehmen, würden zerstört werden, sie gehörten nicht länger mir.« 63
    Die Phase der Objektkonstanz (25–36 Monate)
    Angenommen, die vorangegangenen Entwicklungsphasen wurden befriedigend abgeschlossen, so erlebt das Kind ab Ende des zweiten Lebensjahres die Phase der Objektkonstanz, in der es erkennt, dass das Fehlen der Mutter (und anderer wichtiger Bezugspersonen) nicht automatisch deren Verschwinden bedeutet. Das Kind lernt Ambivalenz und Frustration zu ertragen. Es erkennt, dass der mütterliche Zorn nur vorübergehender Natur ist. Das Kind beginnt auch zu verstehen, dass sein eigener Zorn die Mutter nicht zerstören wird. Es beginnt das Konzept der bedingungslosen Liebe und Annahme zu verstehen und entwickelt die Fähigkeit, zu teilen und Mitleid zu haben. Das Kind reagiert nun stärker auf den Vater und andere Menschen in seiner Umgebung. Das Selbstbild wird positiver, trotz der selbstkritischen Aspekte eines sich entwickelnden Gewissens.
    Bei all diesen Aufgaben helfen dem Kind Übergangsobjekte – die bekannten Trostspender (Teddybären, Puppen, Schmusedecken), die die Mutter repräsentieren und die vom Kind überallhin mitgenommen werden, um den Trennungsschmerz zu verringern. Die Form des Objekts, der Geruch und die Beschaffenheit sind körperliche Repräsentationen der tröstenden Mutter. Übergangsobjekte sind einer der ersten Kompromisse, die das sich entwickelnde Kind eingeht, wenn es den Konflikt zwischen dem Bedürfnis nach Autonomie und dem Bedürfnis nach Abhängigkeit aushandelt. In der normalen Entwicklung schließlich wird das Übergangsobjekt aufgegeben, wenn das Kind in der Lage ist, das permanente Bild einer beruhigenden, beschützenden Mutter zu verinnerlichen.
    Den Entwicklungstheorien zufolge ist die Borderline-Persönlichkeit nie in der Lage, diese Phase der Objektkonstanz zu erreichen. Stattdessen ist der Betroffene in einer früheren Entwicklungsphase stehen geblieben, in der die Spaltung und andere Abwehrmechanismen vorherrschen.
    Da erwachsene Borderline-Persönlichkeiten in einem ständigen Kampf gefangen sind, um Objektkonstanz, Vertrauen und eine eigene Identität zu erreichen, verlassen sie sich auch später noch auf Übergangsobjekte zur Beruhigung. Eine Frau trug beispielsweise in ihrem Geldbeutel immer einen Zeitungsartikel mit sich herum, der Zitate ihres Psychiaters enthielt. Wenn sie unter Stress stand, nahm sie ihn heraus. Den Artikel bezeichnete sie als ihre »Schmusedecke«. Wenn sie den Namen ihres Arztes gedruckt sah, wurde seine Existenz verstärkt und damit sein weiteres Interesse und seine Sorge um sie.
    Prinzessin Diana suchte mit Übergangsobjekten, einer aus 20 Stofftieren bestehenden Menagerie am Fußende des Bettes (»Meine Familie«, wie sie sagte), ebenfalls Trost. Wie ihr Geliebter James Hewitt bemerkte, »lagen sie in einer Reihe, etwa 30 Kuscheltiere aus ihrer Kindheit, die sie in Park House zu Bett gebracht hatte und die sie trösteten und ihr eine gewisse
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