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Ich habe Jakobs Arsch geküsst: Von Pilgern und Bettwanzen: 800 Kilometer unterwegs auf dem Jakobsweg

Ich habe Jakobs Arsch geküsst: Von Pilgern und Bettwanzen: 800 Kilometer unterwegs auf dem Jakobsweg

Titel: Ich habe Jakobs Arsch geküsst: Von Pilgern und Bettwanzen: 800 Kilometer unterwegs auf dem Jakobsweg
Autoren: Peter Messner
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Lagerfeuer später ist Martin endlich kein Single mehr.
    Myra erreicht Santiago zu Fuß - wortwörtlich mit Blut, Schweiß und Tränen hat sie es geschafft. Die klein gewachsene Kanadierin ist auf ihrer Pilgerreise persönlich gewachsen und will sich nie wieder etwas vorschreiben oder in etwas reinquatschen lassen. Sie will allerdings auch auf Fernwanderungen künftig gern verzichten.
    Leonie kommt als strahlende Siegerin in Santiago an. Die paar fehlenden Kilometer, die sie krankheitsbedingt mit dem Bus zurücklegen musste, will sie eines Tages nachholen. In den kommenden Monaten arbeitet sie in einem sozialenProjekt in Thailand, bevor sie in ihrem Beruf als Lehrerin nach einem halben Sabattjahr weitermacht.
    Lange kann sie allerdings vom Camino nicht lassen: Schon ein Dreivierteljahr später pilgert sie mit einer Freundin ein paar Etappen auf dem Küsten-Casino „del norte“. Hier, auf einer der einsamen Routen, fehlt ihr aber das „echte“ Camino-Feeling.
    Dorothy muss den Camino unter körperlichen Schmerzen zwar unterbrechen, weil die Füße nicht mitmachen, die Autorin beißt sich aber durch, läuft ihre Füße zu Gemüse und kommt stolz in Santiago an. Die Waliserin mit dem druckreifen Englisch will ihre Erlebnisse in einem absurden Theaterstück verarbeiten. Das wird ihr leicht fallen.
    Cillian beendete seinen Camino in Léon. Zuhause erwartet den Iren seine schwangere Ex-Freundin. Er freut sich auf den Nachwuchs. Er will sein Leben als Barmann beenden und auf Lehramt studieren. Seinen Camino will er mit viel Bier und Spaß in den nächsten Ferien fortsetzen. Dass es dann im März in Galicien vermutlich ordentlich regnen wird, stört ihn wenig. In Irland regnet es auch immer, wenn er wandert.
    Andrea schafft den ganzen Camino. Sie hat bis zum Schluss keine Entscheidung über ihreberufliche Zukunft getroffen und will erstmal weitermachen wie bisher.
    Miss Finnland Katariina ist auf den letzten Kilometern Richtung Santiago nicht wieder aufgetaucht. Falls Sie die Blondine in der Hippie-Kommune kurz vor Astorga treffen sollten: Schöne Grüße!
    Jennifer erreicht Santiago. Die umtriebige Geschäftsfrau plant, mit der Sportmarke ihrer Tochter in Südafrika eine Camino-Kollektion herauszugeben. Jennifer hat sich in Nordspanien Schritt für Schritt Gedanken über eine berufliche Veränderung gemacht.
    Meine Geistererscheinung im Pilger-Gegenverkehr ist übrigens nicht wieder aufgetaucht. Der Jakobsweg löst nicht alle Rätsel. Ich auch nicht.
    Die Bettwanzen verbreiten sich weiter. Jeden Tag schleppt ein guter Pilger ein paar von ihnen in die nächste Herberge. Dort pilgern sie dann von Matratze zu Matratze. Aber lassen wir das.
    Meine Familie und ich sind nicht zum letzten Mal zusammen gewandert. Was ich von meinem Jakobsweg zurückbehalten habe: Mir schmeckt als Biertrinker jetzt hin und wieder ein leckeres Glas Rotwein - natürlich aus dem Rioja und dem Bierzo. Und: Noch Monate nach der Heimkehr schmerzendie ersten Schritte nach jedem Aufstehen. Inzwischen habe ich einen neuen Camino vor mir. Er wird rund zwei Jahre dauern und viel Ausdauer und Gleichmut verlangen: Die eigenhändige Renovierung unseres denkmalgeschützten Fachwerkhofes.
    Bei all meinen Mitpilgern aus der halben Welt bedanke ich mich für ihren Humor, ihre Warmherzigkeit und Offenheit. Ich habe so viel von ihnen gelernt. Es sind die Menschen, die das Besondere des Jakobsweges ausmachen. Und vielen Dank dafür, dass Ihr mich und meine Ignoranz bezüglich der spirituellen Tiefe des Camino ertragen habt. Frei nach Marco Polo: Ich habe nicht die Hälfte erzählt von dem, was ich erlebt habe - weil keiner mir geglaubt hätte…
    Ach ja, bleibt noch zu klären, ob es nun Jakob gibt oder nicht. Also, gesehen habe ich ihn nicht, aber viele meine Mitpilger haben ihn - sagen wir mal - gespürt. „Man fühlt sich mit ihm weniger allein“, sagt Peter aus Finnland. Fühlt man sich weniger allein mit jemandem, der nicht existiert? Vielleicht lässt man ihn einfach existieren. Mit jedem Schritt ein bisschen mehr. Oder andersrum formuliert: Der esoterische Zeitgeist wartet am Camino als spirituelles Nirwana.
    Der Spötter sucht Weisheit, und findet sie nicht; aber dem Verständigen ist die Erkenntnis leicht. Sprüche 14.6
    Vorwort für diejenigen, die immer zuerst die letzte Seite eines Buches lesen müssen (die anderen können das hier getrost ignorieren).
    Erwischt! Sie gehören also auch zu denen, die immer erst wissen wollen, wie die Geschichte ausgeht.
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