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Ich habe auf dich gewartet, Darling

Ich habe auf dich gewartet, Darling

Titel: Ich habe auf dich gewartet, Darling
Autoren: Maxine Sullivan
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unsichtbarer Vorhang schlug ihnen die feuchtheiße Tropenluft entgegen.
    Es waren nur ein paar Schritte zu der wartenden Limousine, die sofort losfuhr, als sie eingestiegen waren. Sie passierten die Vororte von Darwin, und keine Viertelstunde später hatten sie die Privatklinik erreicht.
    Sosehr sich Gabrielle auch dagegen wehrte, spürte sie doch eine ängstliche Erwartung. Immerzu musste sie an ihren Vater denken. In den letzten Jahren hatte sie schon öfter versucht, sich gedanklich auf eine solche Situation vorzubereiten. Nun wurde ihr klar, dass so etwas gar nicht möglich war.
    Während ihrer Zeit in Sydney hatte sie auch daran gearbeitet, sich gefühlsmäßig von ihren Eltern zu distanzieren. Aber das war jetzt vergessen. Was immer zwischen ihr und ihrem Vater geschehen war, es zählte nicht mehr. Er blieb ihr Vater, und sie liebte ihn trotz allem. Schon der Gedanke, dass er sterben könnte, ließ sie verzweifeln.
    Was ihre Mutter betraf, so konnte Gabrielle es kaum glauben, dass sie zurückgekehrt war. Caroline Kane hatte immer im Schatten ihres reichen Ehemannes gestanden. Er hatte sich ihr gegenüber oft so benommen, als wäre sie nicht mehr als eine gut bezahlte Hausangestellte. Aber alles hatte sie dann doch nicht toleriert. Als sie entdeckte, dass ihr Mann sie mit seiner Sekretärin betrog, verließ sie ihn.
    Dabei hatte sie jedoch sehr gelitten. Sie hatte keine Kraft mehr gehabt, ihre Tochter mitzunehmen, obwohl Gabrielle sie damals angefleht hatte, sie nicht zurückzulassen.
    Immer wieder.
    Allmählich bekam Gabrielle Angst vor der eigenen Courage. Will ich meine Eltern heute wirklich wiedersehen? fragte sie sich im Stillen. Im Grunde wusste sie gar nicht mehr viel von ihnen. Sie waren ihr fremd geworden, obwohl sie ihre Gene in sich trug. Sie hatten ihr das Leben geschenkt, aber sie hatten sie auch sehr verletzt. Wie sollte sie sich verhalten? Sollte sie ihnen wie Fremden begegnen oder ihnen Vertrauen entgegenbringen?
    Mein Gott, ist das jetzt eigentlich wichtig? überlegte sie, als sie mit Damien im Aufzug in die dritte Etage fuhr. Keiner von beiden sagte ein Wort. Aber sie war sich Damiens Gegenwart sehr bewusst. Der Duft seines Aftershaves stieg ihr in die Nase. Er benutzte immer noch das gleiche wie damals. Und dann erinnerte sie sich daran, wie es sich angefühlt hatte, in seinen starken Armen zu liegen.
    Aber bald darauf wurde Gabrielle von einem noch stärkeren Gefühl überwältigt. In der dritten Etage auf dem Weg zum Zimmer ihres Vaters kam ihnen eine attraktive Frau mittleren Alters entgegen.
    Gabrielle stutzte und erschrak. „Mum?“
    Die Frau blieb ebenfalls stehen. Sie schaute Gabrielle mit weit aufgerissenen Augen an und öffnete den Mund, um etwas zu sagen, brachte jedoch keinen Ton heraus.
    Auch Gabrielle war sprachlos vor Erstaunen. Sie hatte ihre Mutter so anders in Erinnerung, zwar mit hübschem Gesicht, aber sehr bieder gekleidet, und ihr aschblondes Haar war stets zu einem Dutt aufgesteckt. Jetzt stand eine dynamisch wirkende blonde Frau mit einem schicken Bob in sportlich-eleganter Kleidung vor ihr.
    Im nächsten Augenblick lief Caroline schon auf sie zu.
    „Gabrielle!“ Sie schlang beide Arme fest um ihre Tochter.
    Gabrielle stockte der Atem. Hin- und hergerissen zwischen ihren widersprüchlichen Gefühlen, blieb sie stocksteif stehen. Auf der einen Seite hätte sie sich gern in die Arme ihrer Mutter gekuschelt und ihr gestanden, wie sehr sie sie vermisst hatte. Es war schließlich ihre Mutter, und die gab es nur einmal.
    Auf der anderen Seite war es die Frau, die Gabrielle als Teenager bei ihrem unberechenbaren Vater zurückgelassen hatte. Das konnte Gabrielle ihr so leicht nicht verzeihen.
    Caroline hatte Tränen in den Augen, als sie ihre Tochter wieder losließ. „Oh Gott, ich kann es gar nicht fassen, dass du es bist, Darling.“ Sie lächelte gerührt und schien Gabrielles Reserviertheit gar nicht bemerkt zu haben. „Lass dich ansehen. Wie hübsch du bist, meine Kleine!“ Dann schaute Caroline zu Damien herüber. „Ist sie nicht reizend, Damien?“
    Gabrielle beobachtete gespannt seine Reaktion. Er warf ihr einen bewundernden, aber auch herausfordernden Blick zu, bevor er sich lächelnd an ihre Mutter wandte. „Ja, Caroline, das ist sie. Gabrielle ist reizend und sehr, sehr hübsch.“
    Selbst in dieser Situation lief ihr bei seinem Kompliment ein warmer Schauer über den Rücken. Es war ihr gar nicht recht, wie sehr sie sich darüber freute. Sie wusste ja von
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