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Ich hab dich im Gefühl

Ich hab dich im Gefühl

Titel: Ich hab dich im Gefühl
Autoren: Cecelia Ahern
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architektonische Pracht der georgianischen Ära und die künstlerischen Leistungen des zwanzigsten Jahrhunderts.«
    Er lässt Stille herabsinken. Sind seine Zuhörer nun von Grauen erfüllt angesichts dessen, was sie in den nächsten vier Jahren ihres Lebens erwartet? Oder klopfen ihre Herzen in wilder Erregung wie seines, wenn sie an all das denken, was ihnen bevorsteht? Auch nach all den Jahren verspürt er immer noch die gleiche Begeisterung für die Bauwerke, Gemälde und Skulpturen der Welt. Manchmal raubt ihm seine Begeisterung in der Vorlesung den Atem, dann muss er sich ermahnen, langsamer zu machen und nicht alles auf einmal erzählen zu wollen. Aber er möchte, dass sie alles wissen, und zwar auf der Stelle!
    Wieder blickt er in ihre Gesichter, und plötzlich hat er eine Erleuchtung.
    Du hast sie in deinen Bann geschlagen! Sie hängen an deinen Lippen, sie warten nur darauf, mehr zu hören. Du hast es geschafft, sie sind wie Wachs in deinen Händen!
    Da furzt jemand, und der Saal explodiert vor Lachen.
    Justin seufzt, sein Luftschloss ist in sich zusammengefallen, und in gelangweiltem Ton fährt er fort: »Mein Name ist Justin Hitchcock, und in meinen Gastvorträgen, die im Verlauf des Kurses stattfinden, werden Sie eine Einführung in die europäische Malerei erhalten, beispielsweise in die italienische Renaissance und den französischen Impressionismus. Dies umfasst eine kritische Analyse der Gemälde, die Bedeutung der Ikonographie und die verschiedenen Techniken, die Künstler von der Zeit des Book of Kells bis heute angewandt haben. Außerdem werde ich die Grundlagen der europäischen Architektur erörtern, von den griechischen Tempeln bis zur Gegenwart und so weiter. Und jetzt hätte ich gern zwei Freiwillige, die das hier verteilen.«
    Ein neues Semester. Er ist nicht zu Hause in Chicago, er ist seiner Tochter und seiner Exfrau nach London nachgereist und pendelt jetzt von dort zu seinen Dubliner Gastvorlesungen. Ein anderes Land zwar, aber die Studenten sind überall gleich. Nervöse Erstsemester. Unreif und unfähig, seine Leidenschaft nachzuvollziehen, schlagen sie die Chance – nein, die Gewissheit – in den Wind, etwas Wunderbares und Großartiges zu lernen.
    Es ist vollkommen egal, was du ihnen heute noch erzählst, Kumpel, denn ab jetzt erinnern sie sich sowieso nur noch an eins, nämlich den Furz.

Drei
    »Was ist an Fürzen eigentlich so lustig, Bea?«
    »Oh, hi, Dad!«
    »Was ist das denn für eine Begrüßung?«
    »Oh, du bist es, Dad, wunderbar, ganz toll, von dir zu hören. Es ist ja schon, hmm, na ja, mindestens drei Stunden her, seit du das letzte Mal angerufen hast.«
    »Schön, du brauchst ja nicht gleich so zu übertreiben. Ist deine liebe Mutter schon von dem nächsten schönen Tag ihres neuen Lebens zurückgekommen?«
    »Ja, sie ist da.«
    »Hat sie auch den wundervollen Laurence mitgebracht?« Zwar hasst er sich dafür, aber er kann seinen Sarkasmus einfach nicht zügeln und ist auch nicht in der Lage, sich zu entschuldigen. Deshalb tut er das, was er immer tut, gibt dem Drang nach und macht es nur noch schlimmer. »Laurence«, wiederholt er affektiert, »Laurence von Zu-eng-in-Arabien.«
    »Ach, du bist so blöd. Kannst du nicht irgendwann mal aufhören, über seine Hosen zu ätzen?« Sie stöhnt genervt.
    Justin schüttelt die kratzige Decke ab, die in seinem billigen Dubliner Hotel zur Ausstattung gehört. »Nein ehrlich, Bea, achte das nächste Mal drauf, wenn er da ist. Diese Hosen sind viel zu eng für das, was bei ihm da unten los ist. Es müsste eigentlich einen Namen dafür geben. Irgendwas-itis.«
    Eier-itis.
    »Ich kriege bloß vier Fernsehprogramme in diesem Loch hier, und eins davon in einer Sprache, die ich nicht verstehe. Hört sich an, als würde jemand sich räuspern, weil er grade was von dem grauenhaften Coq au vin deiner Mutter probiert hat. Weißt du, in meinem wunderbaren Haus daheim in Chicago hatte ich über zweihundert Programme.«
Pimmel-itis. Trottel-itis. Ha!
    »Von denen du dir kein einziges angeschaut hast.«
    »Aber ich hatte die Wahl, mir die ganzen jämmerlichen Renovier-, Dekorier- und Musikkanäle mit rumtanzenden nackten Frauen nicht anzuschauen.«
    »Ich sehe ja ein, dass du in einer Krise steckst, Dad. Muss für einen mehr oder weniger erwachsenen Menschen wie dich wirklich traumatisch sein, während ich mich mit meinen sechzehn Jahren nur mal eben mit der Scheidung meiner Eltern und dem Umzug von Chicago nach London anfreunden
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