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Ich hab dich im Gefühl

Ich hab dich im Gefühl

Titel: Ich hab dich im Gefühl
Autoren: Cecelia Ahern
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werden.«
    »Kann jeder Blut spenden?«
    »Gute Frage. Ich habe hier eine Liste von Indikationen, die eine Blutspende ausschließen. Bitte lesen Sie diese alle aufmerksam durch und machen Sie sich ruhig auch Notizen, wenn Sie möchten.« Dr. Fields legt ein Blatt Papier unter den Projektor, und auf ihrem weißen Kittel leuchtet ein ziemlich drastisches Bild auf von jemandem, der dringend eine Blutspende braucht. Dann tritt sie zurück, und jetzt erscheint das Bild des Unfallopfers gehorsam auf der Leinwand.
    Die Zuhörer stöhnen auf, und das Wort »krass« macht die Runde wie eine La-Ola-Welle. Zweimal kommt es an Justin vorbei. Ihm wird schwindlig, und er wendet die Augen ab.
    »Uuups, falsche Folie«, stellt Dr. Fields ungerührt fest, tauscht sie bedächtig aus, und jetzt taucht die angekündigte Liste auf.
    Hoffnungsvoll sucht Justin nach einem Punkt über Spritzen- oder Blutphobie, denn dann käme er als Spender von vornherein nicht in Frage. Nichts dergleichen. Andererseits spielt das eigentlich auch keine Rolle, denn dass er auch nur einen einzigen Tropfen Blut spendet, ist ungefähr so unwahrscheinlich, wie dass er am frühen Morgen einen Geistesblitz hat.
    »Schade, Dover.« Wieder saust ein Papierkügelchen von hinten auf Bens Kopf zu. »Schwule dürfen kein Blut spenden.«
    Ben streckt gelassen den Mittelfinger in die Luft.
    »Das ist Diskriminierung«, ruft ein Mädchen.
    »Diese Diskussion können wir hier und heute leider nicht führen«, erwidert Ms Fields und fährt fort: »Denken Sie daran, der Körper ersetzt den Flüssigkeitsanteil einer Blutspende innerhalb weniger Stunden. Eine Einheit ist knapp ein halber Liter, und da ein normaler Erwachsener durchschnittlich vier bis sechs Liter Blut im Körper hat, kann er gut eine Einheit entbehren.«
    Hie und da wird wieder pubertär gekichert.
    »Also, hören Sie«, fährt Dr. Fields fort und klatscht Aufmerksamkeit heischend in die Hände. »Bei der Blutspendewoche geht es ebenso um Information wie ums eigentliche Blutspenden. Es ist gut und schön, dass wir über das Thema lachen können, aber ich finde, man sollte sich gelegentlich auch vor Augen führen, dass ein Leben – sei es das einer Frau, eines Mannes oder eines Kindes – in diesem Moment von Ihnen abhängt.«
    Wie schnell das Schweigen sich im Saal ausbreitet. Sogar Justin hört auf, mit sich selbst zu sprechen.

Zwei
    »Professor Hitchcock.« Dr. Fields geht auf Justin zu, der seine Papiere am Podium ordnet, während die Studenten fünf Minuten Pause machen.
    »Bitte nennen Sie mich Justin.«
    »Bitte nennen Sie mich Sarah.« Sie streckt ihm die Hand hin.
    »Ich freue mich sehr, Sie kennenzulernen, Sarah.«
    »Sehen wir uns nachher noch?«
    »Nachher?«
    »Ja, nachher. Nach … nach der Vorlesung«, lächelt sie.
    Flirtet sie etwa mit mir? Es ist so lange her, dass jemand mit mir geflirtet hat, ich hab völlig vergessen, wie sich das anfühlt. Sag was, Justin, sag endlich was.
    »Gern. Eine Verabredung wäre toll.«
    Sie verzieht die Lippen, um ein Lächeln zu verbergen. »Okay, dann treffen wir uns um sechs am Haupteingang, und ich bringe Sie hin.«
    »Wohin?«
    »Dorthin, wo die Blutspendeaktion stattfindet. Direkt neben dem Rugbyplatz. Ich würde Sie gerne hinbegleiten.«
    »Die Blutspendeaktion …« Sofort packt ihn wieder das Grauen. »Ach, ich glaube nicht, dass …«
    »Und danach gehen wir was trinken?«
    »Wissen Sie was? Ich hab grade erst Grippe gehabt, deshalb glaube ich nicht, dass ich fürs Blutspenden in Frage komme.« Er breitet die Hände aus und zuckt die Achseln.
    »Nehmen Sie Antibiotika?«
    »Nein, aber das ist eine gute Idee, Sarah. Vielleicht
sollte
ich welche nehmen …« Er reibt sich über den Hals.
    »Ach, ich denke, das wird auch so wieder«, grinst sie.
    »Nein, wissen Sie, ich hatte in letzter Zeit ziemlich viel mit ansteckenden Krankheiten zu tun. Malaria, Pocken, das volle Programm. Ich hab mich in einer sehr tropischen Gegend aufgehalten.« Spontan fällt ihm die ganze Liste von Widersprüchen ein, die in seiner Aussage stecken. »Und mein Bruder Al hat Lepra.«
Was für ein ausgewachsener Quatsch.
    »Ach wirklich.« Sie zieht eine Augenbraue in die Höhe, und obwohl er sich mit aller Willenskraft dagegen wehrt, kann er ein Lächeln nicht unterdrücken. »Wie lange ist es her, dass Sie die Staaten verlassen haben?«, fragt sie.
    Denk gut nach, das könnte eine Fangfrage sein.
»Ich bin vor drei Monaten nach London gezogen«, antwortet er
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