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Ich glaub, mich tritt ein Kind: Bekenntnisse einer Schwangeren und schonungslose Wahrheiten einer dreifachen Mutter (German Edition)

Ich glaub, mich tritt ein Kind: Bekenntnisse einer Schwangeren und schonungslose Wahrheiten einer dreifachen Mutter (German Edition)

Titel: Ich glaub, mich tritt ein Kind: Bekenntnisse einer Schwangeren und schonungslose Wahrheiten einer dreifachen Mutter (German Edition)
Autoren: Caroline Rosales , Lisa Harmann
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bitte, die schonungslose!
    Liebe Caro,
sag mal, kannst du eventuell deinen Frauenarzt fragen, ob er dir ein paar mehr Schwangerschaftshormone spritzen kann? Du beschreibst meine Kleinen als »bezaubernde blonde Engel« und sagst im gleichen Atemzug, dass du Kinder hasst. Das macht mir Sorgen!
    Allerdings: solche wie du sind meistens die schlimmsten. Machen in der Schwangerschaft einen auf hart und werden dann die überzeugtesten Übermütter der Nation. Tofufütternde Löwenmütter, die ihre Kinder wie rohe Eier behandeln. Warte nur ab. Du wirst nicht gewalttätig, im Gegenteil.
    Lustigerweise ist mir das mit dem Prater-Biergarten in der letzten Woche just so passiert, wie du es beschreibst. Mein Mann hatte Besuch von alten Kumpels aus der westfälischen Heimat. Ich wollte sie auch mal wiedersehen, wir hatten aber keinen Babysitter und so schleppte ich die Kinder gegen 18 Uhr einfach mit. Du musst wissen: Kinder entwickeln oft eine Eigendynamik, die du nur schwer steuern kannst, besonders wenn sie in einer Gruppe unterwegs sind. Einer wirft ein Steinchen, dann der nächste, das ist ein bisschen so wie in Berlin-Kreuzberg am 1. Mai. Mein Pech war, dass unsere Freunde die ersten Steinchenwürfe beobachteten und – Todsünde! – mit Lachen reagierten. Ein Freifahrtschein für meinen Nachwuchs! Noch ein Stein, Gegröle, noch einer und so weiter. Mir blieben zwei Möglichkeiten: aushalten und locker bleiben. Oder Kinder packen und ab nach Hause. Nur: Damit wäre ja auch mein Abend versaut gewesen!
    Die von Außenstehenden als dritte Option betrachtete Möglichkeit, die Kinder zu ermahnen und damit von ihrem Tun abzuhalten, gibt es in der Realität kaum. Man hätte dann eher mindestens zwanzig Minuten lautstarkes Geheule und Geschrei und müsste versuchen, drei Kinder auf einmal zu bändigen.
    Was mich daran ärgert: Egal, was die Kinder in der Öffentlichkeit anstellen, ob sie jemanden als »Kackamann« bezeichnen oder eine Auto-Alarmanlage auslösen – immer sind gleich die Eltern schuld. »Können Sie nicht mal aufpassen!«, heißt es dann. Statt den Kindern selbst die Ohren lang zu ziehen. DIE bauen doch hier gerade Scheiße, nicht ich. Und man höre und staune: Ja, die haben einen EIGENEN Charakter, der sie lenkt. Trotzdem entschuldige ich mich brav beim Nachbartisch im Biergarten für die Steinewurf-Aktion. Und halte damit den Kopf hin für etwas, das ich gar nicht getan habe. Wäre ja auch okay so, wenn ich denn dann auch den Stolz zur Schau tragen dürfte, wenn meinem Kind etwas gelingt. Aber hast du schon einmal eine Mutter gesehen, die nach dem Theaterauftritt ihres Jüngsten aufgestanden ist und sich selbst hat feiern und applaudieren lassen, weil sie seit sechs Wochen immer wieder denselben Satz mit ihrem Kind geübt hat und ihm täglich sein Lampenfieber von der Stirn gestreichelt hat? Das ist das Undankbare an diesem Mutterjob: Für dich klatscht keiner. Für Schlechtes musst du aber geradestehen. Ist das nur mein subjektives Empfinden oder stimmt daran tatsächlich etwas Grundlegendes nicht?
    Ich bin in einem wenig autoritären Kinderladen im Westberlin der 80er-Jahre groß geworden. Da kam es schon vor, dass mein großer Bruder zu Hause anrief und sagte: »Hey Mama, wir haben die Erzieher gefesselt, du kannst uns abholen kommen.« Geweint haben unsere Eltern trotzdem nicht mit uns, wie du es aus New York beschreibst. Davon habe ich noch nie gehört! Dass Eltern aber mitunter mitfühlend und kindisch werden, das kann ich schon bestätigen. Meine Freundin Svenja erzählte mir neulich, ihr Sohn Finn habe sich mit einem anderen Jungen auf dem Spielplatz um eine Schaufel gestritten, was die Mutter des Jungen veranlasste, Finn mit Sand zu bewerfen. Eine Mutter wirft Sand auf ein Kind! Es ist unglaublich, aber manche Mütter sind so! Oder nein, Caro, sie sind nicht so. Sie werden so. Mach dich da auf was gefasst.
    Du musst ja nicht mit Sand auf fremde Kinder werfen, aber so ein bisschen »Hüddeldüddel«-Sprache wirst du dir schon aneignen, ob du willst oder nicht. Du sagst zwar, du möchtest mitdeinem Baby vernünftig reden, aber was, wenn es nur »Hmm, bähh, ba, ba« antwortet? Das Wort »Hund« geht einem Kind eben nicht so leicht über die Lippen wie »Wau wau«, und wusstest du, dass es für diese veränderte Elternsprache sogar einen Fachbegriff gibt, nämlich »Ammensprache«? Die Tonlage wird höher, die Intonation übertrieben. »Ja, wer IST denn da? Dutzidutzi?« Dass dich das im Café mit deiner
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