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Ich glaub, mich tritt ein Kind: Bekenntnisse einer Schwangeren und schonungslose Wahrheiten einer dreifachen Mutter (German Edition)

Ich glaub, mich tritt ein Kind: Bekenntnisse einer Schwangeren und schonungslose Wahrheiten einer dreifachen Mutter (German Edition)

Titel: Ich glaub, mich tritt ein Kind: Bekenntnisse einer Schwangeren und schonungslose Wahrheiten einer dreifachen Mutter (German Edition)
Autoren: Caroline Rosales , Lisa Harmann
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allein bin, zeigt mir der Comedian Michael Mittermeier (›Achtung Baby!‹), der den Begriff des Arschlochkindes prägte.
    Ich meine, mal ehrlich, Lisa! Da sitze ich am Sonntagnachmittag mit Freunden im Biergarten Prater in Prenzlauer Berg bei einem schwangerschaftsfreundlichen alkoholfreien Radler, als plötzlich zwei dreijährige Jungs in Latzhosen anfangen, die Leute am Nebentisch mit Kies zu bewerfen. Irgendwann trottet dann der Vater mit einer Mischung aus Müdigkeit und Genervtheit an den Tisch, entschuldigt sich bei den Leuten und sagt seinen Jungs auf die Gefühlvoll-Pädagogische, dass sie das lieber lassen sollen. Ganz toll.
    Seitdem habe ich neu über Nerv-Kinder nachgedacht. Denn höchstwahrscheinlich können die kleinen Monster ja gar nichts dafür, dass sie völlig schamlos herumheulen, Menschen belästigen und eine Qual für ihre Umwelt sind. Ich weiß, euch Eltern darf man so was ja nicht sagen: Aber wahrscheinlich seid ihr einfach zu lasch und weich gekocht von eurem Pausbäckchen-Alter-Ego.
    Meine Bekannte kommt zum Beispiel aus einer reichen, strengen syrischen Familie. »Als ich vier Jahre war, hatte ich ein kleines Tutu an und habe für die Freunde meiner Eltern Ballett getanzt«, erzählte sie mir neulich. Gut, dass Farah heute eine hoffnungslos unstetige Malerin ist, die immer Geld, Ruhm und Exzess braucht, lasse ich jetzt mal beiseite. Aber wie man sieht, ist das mit den kleinen Brülltonnen in der Bahn doch eine Frage der Erziehung, die nicht unbedingt zu verklemmten Spießer-Vorzeige-Schwiegertöchtern führen muss.
    Warum erwartet ihr Eltern immer, dass alle Umstehenden Tränen des Mitgefühls vergießen, weil eurem Baby gerade ein Furz quer sitzt?! Tragt doch euer Baby einfach aus der Bahn, wenn es schreit, dann würden wir (Noch-)Kinderlosen uns weniger über kleine Quälgeister aufregen!
    Stattdessen kniet ihr euch hin und sagt so lange Sachen wie: »O Elias, hast du Aua?«, bis auch der letzte besoffene Fahrgast-Penner an eurer Zurechnungsfähigkeit zweifelt.
    In New York – habe ich letztens in einem Film gesehen – geht es, was das angeht, übrigens noch irrer zu. Da lernen Mütter in irgendwelchen versnobten Baby-Schulen, dass es am besten ist, mit dem Baby oder dem Kleinkind mitzuweinen. Das heißt, sobald Baby losheult, tut Mami so, als würde sie auch ganz, ganz traurig sein und heult laut mit wegen der ach so wichtigen Mutter-Kind-Bindung.
    Für mich steht fest: So werde ich nicht. Ich werde vernünftig mit meinem Baby reden, damit es sich direkt daran gewöhnt. Ich werde mich tausend Male entschuldigen, wenn mein Kind einen Fremden ankotzt, und mich nicht so verhalten, als wäre es das Normalste der Welt, auf der Café-Toilette eine Kack-Windel zu wechseln. Das muss man doch hinkriegen! Oder etwa nicht?
    Auf der anderen Seite bin ich mittlerweile auch gar nicht mehr so sicher, wie es mit meinem eigenen Baby wird. Ich meine: Es ist nicht so, dass mein ungebremster weiblicher Hass auf plärrende Kinder mir selbst keine Sorgen macht. Von meiner Bekannten Nadja habe ich sogar gehört, dass es in den ersten Monaten fast mit ihr durchgegangen wäre. Nadja hatte ein Schreikind – wie geschätzte zehn Prozent aller Mütter. Das sind Babys, die laut Ärzten mindestens drei Stunden am Tag durchweinen. Nadja erzählte mir, dass sie in der ersten Zeit sogar Selbstmordgedanken hatte und ihr Kind am liebsten gegen die Wand geworfen hätte. Ich meine, nicht, dass wir uns falsch verstehen. Nadja ist keine Klischee-Asi-Mutter, die vormittags Bier trinkt und ihr Baby alleine lässt, um ihre Pfandflaschen zu Penny zu bringen. Im Gegenteil: Sie ist Akademikerin und Nachrichtenredakteurin für einen großen deutschen Fernsehsender und im echten Leben eher ein zurückhaltendes Mäuschen. Ich dagegen bin eigentlich eher impulsiv und eine Frau der Tat – was das alles nur noch schlimmer machen dürfte. Die Frage: Wird mich mein eigenes Baby genauso nerven wie die Kinder in der Bahn? Und schlimmer noch: Werde ich darüber sogar gewalttätig, weil ich das arme schreiende Baby als Zielscheibe meines angestauten Mutterfrustes sehen werde? Werde ich am Ende sogar eine Sadisten-Mutter, über die man dann in der Zeitung liest? Oder werde ich so eine weich gespülte, resignierte »Hast du Aua«-Mutti?
    Habe ich etwas komplett missverstanden? Und jetzt sag mir nicht, dass mein aufkeimendes Mama-Gen mich am Ende doch in die Knie zwingen wird! Bist du etwa genau so Eine? Jetzt mal ehrlich! Die Wahrheit,
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