Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Ich glaub, mich tritt ein Kind: Bekenntnisse einer Schwangeren und schonungslose Wahrheiten einer dreifachen Mutter (German Edition)

Ich glaub, mich tritt ein Kind: Bekenntnisse einer Schwangeren und schonungslose Wahrheiten einer dreifachen Mutter (German Edition)

Titel: Ich glaub, mich tritt ein Kind: Bekenntnisse einer Schwangeren und schonungslose Wahrheiten einer dreifachen Mutter (German Edition)
Autoren: Caroline Rosales , Lisa Harmann
Vom Netzwerk:
nachzudenken. Hirn ist ein evolutionärer Nachteil geworden.«
    Eben!
    Gut, dass uns diese Denkerei erspart blieb. Und neben der gedanklichen Abwägung haben wir zudem noch einiges an Geld gespart. So eine Fertilisationstherapie gibt’s nämlich nicht umsonst! Als ich frisch mit den Zwillingen schwanger war und meine Mutter das im Dorf erzählte, da gratulierte die Dame vom Tante-Emma-Laden und fragte: »Hat sie sich datt gegönnt?« Meine Mutter stand auf der Leitung. »Wie bitte?« – »Na, so ’ne In-vitro-Geschichte kostet ja auch …« Es war nicht das letzte Mal, dass ich auf künstliche Befruchtung angesprochen wurde. Zwillinge bedeuten anscheinend automatisch In-vitro für viele. War bei mir aber eben nicht so. Ach, was habe ich mich dann immer gefreut über die gesparten 10 000 Euro. Meine Zwillinge: ein Schnäppchen!



2.
Motherfucker:
Wie hast du’s deinem Mann gesagt?
    Liebe Lisa,
mal eine ganz einfache Frage vorneweg: Wie hast du’s eigentlich deinem Kerl gesagt? Ich glaube nämlich, ich hab’s vermasselt. An dem Tag, als ich erfuhr, dass ich schwanger bin, war ich total im Stress. Ein eigentlich banaler Tag, nur eben ein besonders arbeitsreicher, an dem mir tausend Dinge im Kopf rumschwirrten.Ich saß in einem Sandwich-Café in Peking mit meinem Laptop, musste eine Reportage schreiben, von der ich wusste, dass sie nur zur Hälfte was taugt, und putzte mir zur Freude der Umsitzenden alle fünf Minuten die Nase, weil ich eine fette Grippe hatte. Und das im März. Wie unnötig.
    Am Abend, als ich endlich meine Jacke anzog und das Café verließ, machte ich noch einen Schlenker über den Drogerie-Markt, um Zahnpasta zu kaufen. Als ich meinen Mini-Einkaufswagen durch die Gänge schob, fiel mein Blick auf eine Regalreihe voller (wohlgemerkt chinesischer) Schwangerschaftstests. Es schnellte mir durch den Kopf wie ein Blitz. Hätte ich nicht vor einigen Tagen meine Regel bekommen müssen? Irgendwie sollte es längst so weit sein.
    Also schnell testen.
    Auf der Toilette des benachbarten Starbucks.
    Ich pinkelte auf den Streifen, wartete 30 Sekunden und schaute dann auf das Testfenster. Nichts! Kein zweiter Streifen. Also, nicht schwanger. Da es auf der Toilette keinen Mülleimer gab, steckte ich den Teststift in meine Jackentasche und rannte zum Taxi. Und dann die Überraschung: Als ich zehn Minuten später vor meiner Haustür aus dem Taxi sprang, um meinen Freund im Hostel abzuholen, wollte ich den Test gerade im Vorbeigehen in eine öffentliche Mülltonne auf der Straße pfeffern, als ich wie angewurzelt stehen blieb. Da war er. Ganz blass und hellrosa, statt dunkelpink wie auf der Packung beschrieben.
    Hell erleuchtet vom Neonröhrenlicht einer chinesischen Trinkpäckchen-Reklametafel.
    Der zweite Streifen.
    Ich glaubte dem Test irgendwie (noch) nicht. Und schmiss ihn weg. Aber die Verwirrung blieb.
    Im Hostel angekommen, sagte ich meinem Freund dann kein Wort – genau fünf Minuten lang.
    Ich weiß nicht, wie es dir geht, Lisa, aber ich kann vor ihm kein Pokerface machen.
    Und wenn ich über etwas grübele, dann soll er es gefälligst wissen, damit er mit mir grübeln kann. Scheiß auf Schmetterlinge! Scheiß auf den Film-Moment!
    Ich dachte immer, ich würde es ihm bei einem romantischen Candle-Light-Dinner sagen, den Schwangerschaftstest wie eine Uhr in eine Schmuckschatulle packen und dann verschenken. So hatte ich es mal in einem französischen Film gesehen. Dumm nur, dass wir ausgerechnet den zusammen gesehen hatten. Kreativ fand ich auch, einen Glückskeks zu bestellen, auf dessen Zettelchen steht: Du wirst Vater. Den hätte ich ihm bei einem Besuch im China-Restaurant heimlich zum Nachtisch gelegt. Toll in der Theorie.
    Stattdessen saß ich auf dem Hostelbett, während er sich zum Essengehen fertig machte, stammelte von einem chinesischen Schwangerschaftstest, den ich möglicherweise falsch gedeutet hatte und morgen mithilfe eines Lexikons, das man bestimmt irgendwo besorgen könnte, wiederholen müsste. Ich blickte etwas zerknirscht zu ihm.
    »Toll, dann werden wir wohl Eltern«, erwiderte er cool.
    Ich verzog das Gesicht. Seufzte in dem Wissen, das ich einen geschichtsträchtigen Moment meines Lebens vermasselt hatte, und antwortete: »Vermutlich.«
    Zu viel für mich. Auf den Schock-Verwirrungsmoment rauchte ich meine letzte Zigarette auf dem Balkon des Zimmers. Vermasselt ist vermasselt ist vermasselt.
    Liebe Caro,
zu diesem Thema werden ja viele Geschichten vermittelt. Die Variante Proll
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher