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Ich folge deinem Schatten

Ich folge deinem Schatten

Titel: Ich folge deinem Schatten
Autoren: Mary Higgins Clark
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über eine Million Mal verkauft, worauf auch andere Stars die Dienste seiner PR-Agentur in Anspruch genommen hatten. Leider hatte sich Melissa irgendwann in dieser Zeit in ihn verliebt oder jedenfalls geglaubt, sich in ihn verliebt zu haben.
    »Du weißt doch, dass ich etwas vorhabe, meine Prinzessin«, hatte er so nachsichtig wie möglich geantwortet und dann mit einer Verbitterung, die er nicht verbergen konnte, hinzugefügt: »Und du verstehst sicherlich, warum ich mich mit der Mutter meines Sohnes an dessen fünftem Geburtstag treffe.«
    Melissa hatte sofort zurückgerudert. »Es tut mir leid, Ted. Es tut mir wirklich leid. Natürlich weiß ich, warum du dich mit ihr triffst. Es ist nur …«
    Die Erinnerung zehrte an seinen Nerven. Ständig argwöhnte Melissa, er wäre immer noch in Zan verliebt, ihre Eifersucht war regelmäßig Auslöser für ihre Wutanfälle. Und es wurde immer schlimmer.
    Zan und ich, dachte er, haben uns getrennt, weil die Heirat ihrer Meinung nach nur eine emotionale Reaktion auf den plötzlichen Tod ihrer Eltern gewesen war. Damals wusste sie noch nicht einmal, dass sie schwanger war. Das alles ist jetzt über fünf Jahre her. Es gibt für Melissa nicht den geringsten Grund, sich so aufzuregen. Aber ich kann es mir nicht leisten, es mir mit ihr zu verderben. Wenn sie geht, wäre es das Ende der Agentur. Sie würde ihre Freunde und damit die lukrativsten Kunden mitnehmen. Hätte ich bloß nicht dieses verdammte Gebäude gekauft! Was habe ich mir dabei bloß gedacht?
    Eine kleinlaute Rita brachte ihm die morgendliche Post. »Melissas Buchhaltung ist ein Traum«, sagte sie mit einem zaghaften Lächeln. »Der monatliche Honorarscheck inklusive sämtlicher Spesen ist pünktlich heute Morgen eingetroffen. Wenn nur alle Kunden so wären.«
    »Ja, da haben Sie recht«, erwiderte Ted freundlich. Er wusste nur zu gut, wie sehr Rita sich seine Schroffheit zu Herzen nahm.
    »Und ihr Buchhalter hat geschrieben, dass Sie einen Anruf von Jaime-boy erwarten können. Er hat seinen PR-Berater gefeuert, und Melissa hat Sie empfohlen. Damit hätten wir einen weiteren tollen Kunden.«
    Mit echter Anteilnahme betrachtete Ted Ritas sorgenvolles Gesicht. Sie hatte von Anfang an für ihn gearbeitet, seitdem er fünfzehn Jahre zuvor als großspuriger Dreiundzwanzigjähriger seine eigene PR-Agentur gegründet hatte. Sie war bei Matthews Taufe eingeladen gewesen und bei seinen ersten drei Geburtstagen. Mittlerweile war sie Ende vierzig, kinderlos und mit einem stillen Lehrer verheiratet, liebte aber die Aufregung, für die ihre berühmten Kunden immer wieder sorgten, und war immer ganz aus dem Häuschen gewesen, wenn er Matthew ins Büro mitgebracht hatte.
    »Rita«, sagte er, »natürlich wissen Sie, dass heute Matthews Geburtstag ist. Ich weiß auch, Sie beten dafür, dass er wieder auftaucht. Aber beten Sie von nun an dafür, dass wir seinen nächsten Geburtstag mit ihm feiern können.«
    »Ach, Ted, das werde ich tun«, sagte Rita inbrünstig. »Ganz bestimmt.«
    Nachdem sie gegangen war, starrte Ted eine Weile auf die geschlossene Tür und griff dann seufzend zum Telefon. Er ging davon aus, dass Melissas Haushälterin rangehen und seine Nachricht entgegennehmen würde. Er hatte mit Melissa am vorangegangenen Abend eine Vorpremiere besucht und wusste, dass sie gern länger im Bett blieb. Aber sie meldete sich beim ersten Klingeln.
    »Ted?«
    Noch immer irritierte es ihn, wenn sein Name und seine Nummer auf dem Display angezeigt wurden. Damals, in meiner Jugend in Wisconsin, gab es so etwas noch nicht, dachte er. Nun ja, in New York hat es das damals wahrscheinlich auch noch nicht gegeben. Er zwang sich, heiter und fröhlich zu klingen. »Guten Morgen, Melissa, du Königin aller Herzen.«
    »Ted, ich dachte, du wärst mit den Vorbereitungen zu deinem Date heute Abend derart ausgelastet, dass du noch nicht mal auf die Idee kommen würdest, mich anzurufen«, kam es von ihr in ihrem üblichen gereizten Ton.
    Ted widerstand der Versuchung, einfach den Hörer aufzuknallen, und entgegnete so scheinbar ruhig und gelassen, wie er mit seiner wertvollsten Kundin immer dann sprach, wenn sie sich wieder einmal unmöglich und unsensibel aufführte: »Das Essen mit meiner Ex-Frau wird nicht länger als zwei Stunden dauern. Das heißt, ich werde so gegen 21.30 Uhr das Four Seasons verlassen. Hättest du für mich ab 21.45 Uhr noch einen Platz in deinem Terminkalender frei?«
    Zwei Minuten später, nachdem er sich sicher war,
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