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Ich, die Chronik

Ich, die Chronik

Titel: Ich, die Chronik
Autoren: Vampira VA
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ihrer Mutter!
    Nicht nur Dunkelheit, auch Wut und Verzweiflung umschließen mich, als läge ich bereits in meinem kühlen Grab .
    Zur gleichen Zeit
    Die Vampirin kauerte am Boden der Falle, in der sich sengende Hitze staute. Die Grube hatte sich in einen Backofen verwandelt. Die Geknechteten wollten sich die Gelegenheit nicht entgehen lassen, einen weiteren Tyrannen unschädlich zu machen und ihm ein ebenso sicheres wie qualvolles Ende zu bereiten ...!
    Das Knistern und Prasseln des Feuers, das den Schacht über Pomonas Kopf wie ein funkensprühender Pfropf abschloß, ähnelte einem dämonischen Stimmenchor, der all seinen Haß fauchend auf die gefangene Vampirin ablud.
    Hohe Brüder und Schwestern, dachte Pomona, von einem Grauen erfüllt, das sie sonst anderen einzuflößen gewohnt war, wo bleibt ihr? Helft mir, oder mir blüht dasselbe Schicksal wie - In diesem Augenblick stach Leichenkälte wie ein Dorn aus Eis in ihr Hirn. Der Schock lähmte sie sekundenlang und ließ sie die Situation, in der sie sich befand, beinahe vergessen, denn der Todesimpuls - um nichts anderes handelte es sich - fraß sich bis in den letzten Winkel ihres Denkens .
    Chiquel?
    C-H-I-Q-U-E-L ...?
    Sein letzter Gruß verwandelte die Vampirin in ein zuckendes, um sich schlagendes, um sich tretendes Bündel, das sich am Grund der Grube krümmte und wälzte, seine Klauenhände in die hartgebackene, ausgetrocknete Erde grub und eine solche Bandbreite von Lauten produzierte, daß Pomona - wäre sie noch bei Sinnen gewesen -vor sich selbst hätte entsetzt sein müssen.
    Aber sie war nicht mehr bei klarem Verstand. Des Bruders Tod, dessen Gründe sie nicht einmal erahnte, brachte das Faß ihrer Gefühle lediglich zum Überlaufen. Der blanke Zorn vernebelte ihren Verstand, erstickte ihr Denken.
    Seit undenklicher Zeit war sie es gewohnt, Macht auszuüben, zu herrschen und keinen Sterblichen als gleichwertige Person neben sich zu dulden . und nun vergingen sich eben diese Sterblichen an den ungeschriebenen Gesetzen Mayabs, lehnten sich gegen ihre Könige auf, erhoben Fäuste und Waffen und - töteten!
    Töteten die selbsternannten Götter, die sich von ihrem Blute nährten, weil nichts anderes ihren Hunger und Durst zu stillen vermochte .
    Daß die Bewohner Mayabs es den tyrannischen Vampiren nur endlich mit gleicher Münze heimzahlten, was sie selbst so lange erlitten und erduldet hatten, daran dachte Pomona keinen einzigen Augenblick. Weder bereute sie ihr Tun seit der Bluttaufe, noch zweifelte sie an der Rechtmäßigkeit ihres Verhaltens.
    Noch immer hallte Chiquels lautloser Schrei in ihr nach.
    Hitze und Feuer verloren ihren Schrecken. Blind vor Wut über den Tod des Bruders, an dem Pomona denselben Rebellen die Schuld gab, die sie in diese Falle gelockt hatten, mobilisierte sie alle Kräfte, die noch in ihrem geschundenen Leib schlummerten.
    Noch vor Stunden war sie gnadenlos schön gewesen, hatte sie eine makellos hell schimmernde Haut besessen, pechschwarze Haare, die sich jetzt vor Hitze kräuselten und jeden Moment zu brennen beginnen konnten!
    Soweit ließ Pomona es nicht kommen. Sie transformierte in eine geflügelte Gestalt, deren Häßlichkeit sich wie ein Schutzschild zwischen sie und die flammende Barriere schob, die den Grubenschacht verschloß. Die pechbestrichenen Holzstöcke dort oben wurden immer wieder erneuert, um die Glut in der Grube zu schüren und die Gefangene zu rösten .
    ICH WERDE EUCH CHIQUELS TOD BITTER BÜSSEN LASSEN! dachte Pomona in dem Moment, als ihr pelziger Körper mit seinen ledrigen Schwingen in die Flammenwand eintauchte, um sie zu durchstoßen. ICH WERDE EUCH ALLE TÖTEN!
    Es war ein Akt der puren Verzweiflung. Und des Hasses gegen die Niederen, die es wagten, den Aufstand zu proben.
    Daß ihr Bruder durch eines Bruders Hand und nicht durch die eines Sterblichen gestorben sein könnte, fiel ihr nicht einmal im Traume ein.
    Und doch .
    *
    »Wie weit ist es her mit deiner Macht? Ist sie größer als der Tod ...?«
    Cuyo lauschte dem Klang seiner eigenen Stimme nach, der Frage, die er an Lilith gerichtet hatte, als das ohrenbetäubende Bersten seine Worte noch nicht machtvoll übertönt hatte. Inzwischen pflanzten sich heftigste, nie erlebte Stöße durch den Boden, auf dem seine Geschwister und er standen. Die Beben erschütterten den Palast der Vampire in seinen Grundfesten. Steinquader knirschten. Wo Mörtel Verwendung gefunden hatte, platzte er aus den Fugen.
    »Was - ist das?«
    Cuyos Blutsschwester
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