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Ich bin kein Serienkiller

Ich bin kein Serienkiller

Titel: Ich bin kein Serienkiller
Autoren: Dan Wells
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!, schrie ich mich selbst an. Der Dämon schleppte sich eine Armeslänge weiter, dann streckte er den zweiten Arm aus. Irgendwie hatte er es geschafft, sich ohne fremde Körperteile zu regenerieren. So etwas hatte ich auch schon bemerkt, als er Max’ Dad getötet hatte. Dieses Mal lag allerdings keine frische Leiche direkt neben ihm bereit. Der nächste Organspender war ich, doch anscheinend hatte er mich immer noch nicht bemerkt. Vielmehr kroch er …
    Zu unserem Haus.
    Die Krallen bohrten sich hinter dem Gully in den Asphalt, und wieder zog er sich ein Stück weiter. Die Bewegungen waren langsam, aber zielstrebig und kraftvoll. Er schien bei jeder Bewegung ein wenig stärker und schneller zu werden.
    Ein neuer Lichtfleck und eine Bewegung – meine Mom hatte die Seitentür geöffnet und stand wie ein Leuchtturm in der offenen Tür. Sie hatte ihren schweren Mantel über das Nachthemd gezogen und die Füße in ihre hohen Schneestiefel gesteckt.
    »John?« Ihre Stimme war laut und deutlich zu hören und bebte ein wenig, was ich als Sorge zu deuten gelernt hatte. Sie war herausgekommen, um mich zu suchen.
    Wieder streckte der Dämon einen Arm aus und gab ein unirdisches Knurren von sich, während er sich in Richtung unseres Hauses schleppte – schneller und gieriger als zuvor. Er hinterließ schwarze Kleckse auf dem Boden, die vor unnatürlicher Hitze zischten und sich rasch auflösten. Anscheinend hatte Mom die Bewegung bemerkt, denn sie wandte sich um und hielt Ausschau. Der Dämon hatte bereits die halbe Strecke zu ihr zurückgelegt.
    »Geh rein!«, rief ich und rannte hinüber. Jäh hob der Dämon den Kopf und wollte ungestüm mit beiden Armen nach mir greifen. Ich wich ihm in einem weiten Bogen aus, doch plötzlich kam er auf die Beine und torkelte auf mich zu. Ich brachte mich mit einem Satz in Sicherheit, und der Dämon stürzte und verfehlte mich um wenige Zentimeter. Vor Schmerzen heulend brach er auf der Straße zusammen.
    »John, was ist denn los?« Entsetzt starrte Mom den Dämon an. Von ihrem Standort aus konnte sie ihn nicht genau erkennen, hatte jedoch genug gesehen, um Angst zu bekommen.
    »Geh rein!«, rief ich noch einmal. Ich rannte an ihr vorbei und zog sie ins Haus. Meine Handschuhe hinterließen dunkelrote Flecken auf ihrem Mantel.
    »Was ist das?«, fragte sie.
    »Er hat Neblin getötet.« Ich zerrte sie ungestüm ins Haus hinein. »Komm schon!«
    Der Dämon war wieder unterwegs und kroch auf unser Haus zu. Im geöffneten Mund schimmerten die leuchtenden, nadelscharfen Reißzähne. Mom wollte die Tür zuknallen, doch ich packte den Griff und zog sie wieder auf.
    »Was hast du vor?«
    »Wir müssen ihn hereinlassen«, erklärte ich, während ich sie zur Leichenhalle drängen wollte. Sie rührte sich nicht von der Stelle. »Wir müssen es ihm leicht machen, sonst geht er nach nebenan.«
    »Wir lassen das da nicht hier herein!«, kreischte sie. Der Dämon hatte den Gehweg auf unserer Seite erreicht.
    »Das ist die einzige Möglichkeit«, widersprach ich und stieß sie zurück. Sie musste die Tür loslassen und taumelte gegen die Wand. Dabei starrte sie mich mit dem gleichen Entsetzen an wie den Dämon. Erst jetzt betrachtete sie mich genauer und bemerkte das Blut, das auf meiner Brust und meinen Armen verschmiert war. In mir bäumte sich das Monster auf, denn es erinnerte sich an das Messer in der Küche und wollte sie wieder ängstigen und beherrschen, doch ich beruhigte es und schloss die Tür zur Leichenhalle auf. Bald kannst du jemanden töten.
    »Wohin willst du?«, fragte Mom.
    »Ins Hinterzimmer.«
    »In den Einbalsamierungsraum?«
    »Ich hoffe nur, dass es den Weg findet.« Ich zog Mom hinter mir her in den Vorraum der Leichenhalle, schaltete das Licht ein und eilte zum hinteren Zimmer. Die Eingangstür knallte, doch wir wagten nicht, uns umzuschauen. Mom schrie auf, und wir stürzten nach hinten.
    »Hast du die Schlüssel?«, fragte ich, als ich Mom vor die Tür schob. Sie kramte in der Manteltasche und zog einen Schlüsselbund hervor. Im Vorraum brüllte der Dämon. Ich brüllte zurück und ließ meine Anspannung in einem Urschrei heraus. Als Mom den Schlüssel herumdrehte, torkelte er schon um die Ecke. Er tropfte unablässig, weil sein Körper rasch zerfiel. Wir stürmten durch die Tür in den Raum dahinter. Mom rannte weiter und hantierte wieder mit den Schlüsseln herum. Ich jedoch schaltete das Licht ein und wandte mich zur Seite. Auf dem zusammengerollten Schlauch lag unsere
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