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Ich bin ein Fundbüro - mein Alltag mit Kindern

Ich bin ein Fundbüro - mein Alltag mit Kindern

Titel: Ich bin ein Fundbüro - mein Alltag mit Kindern
Autoren: Anke Willers
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Anders ausgedrückt: Das Leben mit Kindern ist unberechenbar. Und Mütter und Väter sind im Grunde nichts anderes als Zwischenfall-Manager auf Großbaustellen. Wie das bei uns so klappt? Werfen Sie doch mal einen Blick über den Baustellenzaun.

KINDER, DIE SCHREIEN.
Oder: Mütter in Kellerschächten
    Man kennt diese Geschichten: Frau geht leicht bekleidet vor die Tür, um die Zeitung von der Fußmatte zu nehmen. Tür fällt zu, Frau steht halbnackt da und guckt dumm aus der Wäsche. In meinem Fall ging die Geschichte so: Frau (Anke) hat kleines Baby, das selig schläft (Jette) und einen Korb voll gewaschener Babybodys. Frau denkt: Bis zum nächsten Stillen gehe ich schnell runter in den Hof und hänge Wäsche auf. Frau steht unten und hört plötzlich das Baby schreien. Frau wird hektisch, nimmt Korb, Klammerbeutel, Schlüssel. Frau ist ungeschickt. Schlüssel fällt runter – und in den Kellerschacht. Baby schreit lauter. Frau kriegt Milcheinschüsse und Adrenalinschübe gleichzeitig. Denn ihr wird klar: Erstschlüssel ist im Kellerschacht, Zweitschlüssel mit dem Gatten auf Dienstreise, Hausmeister-Handy ist aus …
    Dieser Zwischenfall liegt bereits eine ganze Zeit zurück. Und endete damit, dass ich mithilfe einer beherzten Nachbarin die Holztür zum Kellerschacht aufbrach und dann mit eingezogenem Bauch und schwellender Brust in eben diesen kletterte. Ob Jette seither ein Schlüsseltrauma hat, ist nicht geklärt.
    Richtiges Verhalten auf der Baustelle, LEKTION 1 : Legen Sie sich einen Notnagel zu und nageln Sie den an einen geheimen Ort außerhalb der Wohnung oder, noch besser, bei den Nachbarn an die Wand. Dann hängen
Sie einen Drittschlüssel an den Notnagel! Drittschlüssel bei Nachbarn Ihres Vertrauens helfen bei Notfällen mit Stillkindern. Aber auch, wenn Sie auf dem Weg zur Oma in den Norden sind und sich bei Fulda fragen, ob das Bügeleisen in München noch an ist.

KINDER, DIE MÜSSEN.
Oder: Mütter ohne Kopf
    Auch jenseits der Stillzeit passiert es, dass man als Mutter kopflos ist. Oder sagen wir: abgelenkt! Denn oft, wenn man gerade dabei ist, einen klaren Gedanken zu fassen, kommt was dazwischen: Die Kinder werfen den Saft um. Oder sagen, dass sie jetzt sofort Pipi müssen oder Kaka oder beides. Dann geht der klare Gedanke verloren. Und nicht immer findet man ihn später wieder. So sind mir schon allerlei Missgeschicke passiert: Ich habe Brot beim Bäcker gekauft, bezahlt, Tschüss gesagt – und das Brot liegen gelassen. Oder ich habe Brot geordert, das Brot genommen, Tschüss gesagt – und nicht bezahlt.

    Meine Freundin Anne hat es schwerer getroffen: Sie wollte im Internet einen Urlaubsflug buchen. Beim Buchen wurde sie mehrfach unterbrochen, weil ihre Kinder sich erst um die Kaufladenregistrierkasse zankten und dann beim Pipimachen den Gürtel nicht allein aufkriegten. Als sie Wochen später mit ihrer Familie im Flieger saß, stellte sie fest, dass sie nicht nach Arrecife auf Lanzarote flogen, wo das Hotel lag, sondern nach Alicante auf dem spanischen Festland. Der Umweg über Alicante nach Arrecife kostete alle vier zusätzlich 1500 Euro. Schöne Ferien!
    Richtiges Verhalten auf der Baustelle, LEKTION 2: Rechnen Sie als Mutter jederzeit mit Gedächtnisausfällen oder unkoordiniertem Verhalten, vor allem dann, wenn Sie Kinder haben, die gerade sauber werden. Erledigen Sie wichtige Geschäfte abends, wenn die Kinder schlafen und kein Geschäft mehr machen. Und: Prägen Sie sich vor jeder Online-Flugbuchung unbedingt die Zielflughäfen samt Kürzel ein: Alicante hat ALC, Arrecife ACE!

KINDER, DIE WINDPOCKEN HABEN.
Oder: Patentanwälte mit Pickeln
    Viren und Bakterien sind auf Großbaustellen mit kleinen Kindern weit verbreitet. Leider! Denn Viren und Bakterien sind ziemlich oft schuld, wenn im Alltag was dazwischenkommt. Das liegt erstens daran, dass Viren und Bakterien kleine Kinder mögen. Die können dann nicht in den Kindergarten, was, zweitens, dazu führt, dass ihre berufstätigen Eltern ein Betreuungsnotprogramm brauchen.
    Besonders kritisch wird es, wenn drittens eintritt: Die Viren und Bakterien machen sich über die erwachsene Baustellenleitung her oder, viertens, über deren Berater. Bei uns kam es deshalb zu einer unglücklichen Verkettung von erstens, zweitens und viertens: Jette hatte Windpocken, und mir stand deshalb eine einwöchige Quarantäne bevor. Daher freute ich mich auch sehr, als an Tag vier Jens über den Baustellenzaun guckte. »Hattest du schon Windpocken?«,
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