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Ich bin da noch mal hin

Ich bin da noch mal hin

Titel: Ich bin da noch mal hin
Autoren: Anne Butterfield
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Pilgerreise hatte ichdie Ausgabe aus dem Jahr 2001 dabei, beim zweiten Mal erwarb ich die Ausgabe zum heiligen Jahr 2010.
    In meinem Buch bezeichne ich den Führer der Confraternity immer als mein »Gelbes Buch«. Ganz herzlich danke ich der Confraternity of Saint James und den Herausgebern der beiden Büchlein für die Erlaubnis, wichtige Hinweise, denen ich 2001 wie 2010 treu gefolgt bin, zu zitieren. Alle diesen Büchern entnommenen Zeilen und Passagen sind entsprechend gekennzeichnet.
    Detaillierte Angaben zu diesen Reiseführern finden sich in den Quellenangaben.

Abreise und Ankunft
    Yorkshire in England –
Saint-Jean-Pied-de-Port in Frankreich

    Dienstag, 8. Juni 2010
    Abreise: Yorkshire in England per Bus - Bayonne in Frankreich
    Mittwoch, 9. Juni 2010
    Ankunft: Bayonne - Saint-Jean-Pied-de-Port

Dienstag, 8. Juni 2010 – Abreise
    Ich reise von Yorkshire in England per Bus nach Bayonne in Frankreich
    Es ist vier Uhr morgens und noch dunkel, als ich das Fahrrad aus seinem Übernachtungsquartier in der Küche meiner Eltern hole und in meinen Fiat Punto verfrachte. Dann hole ich die drei Taschen, die von Saint-Jean-Pied-de-Port bis Santiago de Compostela am Fahrrad befestigt sein werden. Ich mache mich wieder auf den Camino, diesmal nicht zu Fuß, sondern mit dem Fahrrad. Die ganze Strecke, hin und zurück. Wenn ich radle, so meine Logik, bleibt mir mehr Zeit für die Städte am Weg. Ich werde mehr Kirchen und Sehenswürdigkeiten besichtigen können und abends früh genug in den Herbergen eintreffen, um mit anderen Pilgern in Kontakt zu kommen. Da ich den Weg in beiden Richtungen zurücklege, werde ich doppelt so viele Leute kennenlernen und doppelt so viele Informationen aufnehmen können. Und dadurch wird sich mir, so meine Hoffnung, die Bedeutung des Camino ein für alle Mal erschließen.
    Rückblickend ist es erstaunlich, dass jemand, der den Camino schon einmal – wenn auch vor neun Jahren – komplett durchwandert hat, ein fundamentales Prinzip seiner Philosophie derart aus den Augen verlieren konnte: Der Weg ist wichtiger als das Ziel. Es ist eine Pilgerreise, also eine längere körperliche Anstrengung, die zur spirituellen Läuterung des Pilgers beitragen soll. Doch in meiner Hast, aus England wegzukommen, war mir dieser grobe Denkfehler gar nicht aufgefallen. Ich war im Vorfeld so sehr mit dem Zusammentragen der Fahrradausrüstung beschäftigt gewesen, dass klare Gedanken über den Zweck des Camino gar keinen Platz mehr fanden.
    Auf der Fahrt von Birstall, wo ich meine Kindheit verbracht habe und meine Eltern heute noch leben, zur Bushaltestelle nahe der Autobahn kann ich nur an das Zeug in meinen Gepäcktaschen denken. Was ist da bloß alles drin? Warum brauche ich das? Zu Hause in Liverpool habe ich eine Serie von Postkarten, auf denen Familien aus verschiedenen Kulturen vor ihren ärmlichen Behausungen stehen und stolz ihre gesamte weltlicheHabe präsentieren. Väter und Mütter lächeln neben ihrem Schrank und dem Wollteppich, die sie für das Foto auf den Hof geschleppt haben. Kinder halten freudestrahlend ihr geliebtes Haustier oder Musikinstrument im Arm. Mir ist bewusst, dass ich den Camino mit einer Last von mehr weltlichen Besitztümern antrete, als einige der Familien auf den Postkarten je besessen haben.
    Wie soll ich es bloß den Col de Lepoeder – mit 1410 Metern Höhe höchster Punkt auf der Strecke von Saint-Jean-Pied-de-Port nach Roncesvalles auf der traditionsgemäß ersten Etappe des Camino Francés – bewältigen? In Liverpool radle ich maximal die knapp drei Kilometer zum Kino an der Wood Street. Die längste Strecke, die ich jemals an einem Tag geradelt bin, waren knapp neunzig Kilometer von Amsterdam nach Rotterdam. Reicht es zur Vorbereitung auf mein Vorhaben, den Hügel an der Liverpool Cathedral hinaufzufahren oder einmal im flachsten Land der Welt unterwegs gewesen zu sein? Nein, tut es nicht. Aber das ist mir jetzt noch nicht klar.
    Um in Spanien beim Packen den Überblick nicht zu verlieren, habe ich in meinem Notizbuch eine Liste des Inhalts von den beiden bauchigen Fahrradtaschen erstellt. Außerdem habe ich noch eine dritte, kleinere Tasche, die hinter dem Sattel befestigt ist. Was ich da reingepackt habe, steht auf keiner Liste, also werde ich jeden Morgen Gefahr laufen, ihn in der Herberge zu vergessen, da mein Gehirn »keine Liste« mit »kein Inhalt« gleichsetzt. Die Tatsache, dass die leere Satteltasche mehr wiegt als ihr Inhalt, ärgert mich maßlos. Ob ich
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