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Hyperspace: eine Reise durch den Hyperraum und die zehnte Dimension ; [Einsteins Rache]

Hyperspace: eine Reise durch den Hyperraum und die zehnte Dimension ; [Einsteins Rache]

Titel: Hyperspace: eine Reise durch den Hyperraum und die zehnte Dimension ; [Einsteins Rache]
Autoren: Michio Kaku
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dachte: Was für eine seltsame Welt muß das sein!
       Da sie ihr ganzes Leben in dem flachen Teich verbrachten, glaubten sie sicherlich, ihr »Universum« bestehe aus dem trüben Wasser und den Rosen. Während sie den größten Teil ihrer Zeit mit Futtersuche auf dem Grund des Teiches zu tun hatten, waren sie sich wohl nur höchst vage bewußt, daß es noch eine fremde Welt über der Oberfläche geben könnte. Die Beschaffenheit meiner Welt überstieg ihr Fassungsvermögen. Mich faszinierte, daß ich nur ein paar Zentimeter vom Karpfen entfernt sitzen konnte und doch durch Welten von ihm getrennt war. Wir beide, der Karpfen und ich, verbrachten unser Leben in zwei verschiedenen Universen und vermochten nie, in die Welt des anderen zu gelangen, obwohl wir doch nur durch eine winzige Barriere getrennt waren – die Wasseroberfläche.
    Vielleicht gab es auch »Karpfenwissenschaftler« unter den Fischen. Sicherlich spotteten sie über jeden Fisch, so malte ich mir aus, der behauptete, es könnte eine Parallelwelt über den Wasserrosen geben. Für einen »Karpfenwissenschaftler« waren nur die Dinge real, die ein Fisch sehen oder berühren konnte. Der Teich war ihnen alles. Eine unsichtbare Welt jenseits des Teichs war ohne wissenschaftlichen Sinn.
       Einmal wurde ich vom Regen überrascht. Auf der Teichoberfläche explodierten Tausende winziger Regentropfen. Sie geriet in wilden Aufruhr, und die Wellen bewegten die Wasserrosen hin und her. Nachdem ich mich vor Wind und Regen in Sicherheit gebracht hatte, fragte ich mich, wie all das den Karpfen erscheinen mochte. Für sie mußte es so aussehen, als bewegten sich die Wasserrosen von allein, ohne daß jemand sie stieß. Da das Wasser, in dem sie lebten, ihnen vermutlich unsichtbar erschien, nicht anders als uns die Luft und der Raum, waren sie sicherlich verblüfft, daß sich die Wasserrosen von allein bewegen konnten.
       So verfielen ihre »Wissenschaftler«, wie ich mir ausmalte, auf eine schlaue Erfindung, eine sogenannte »Kraft«, um ihre Unwissenheit zu verbergen. Da sie sich die Wellen auf der unsichtbaren Oberfläche nicht vorstellen konnten, gelangten sie zu dem Schluß, Lilien könnten auch ohne Berührung durch eine geheimnisvolle, unsichtbare Erscheinung, eine sogenannte Kraft eben, bewegt werden, die zwischen ihnen wirke. Vielleicht versahen sie dieses illusionäre Wesen mit einem eindrucksvollen, hochtrabenden Namen (Fernwirkung etwa, womit die Fähigkeit gemeint wäre, die Lilien zu bewegen, ohne sie zu berühren).
       Einmal versuchte ich, mir vorzustellen, was geschähe, wenn ich ins Wasser griffe und einen der »Karpfenwissenschaftler« aus dem Wasser holte. Bevor ich ihn ins Wasser zurückwürfe, würde er bei meiner Untersuchung wütend zappeln. Wie mochte das den anderen Karpfen erscheinen? Für sie wäre es wohl ein wirklich beunruhigendes Ereignis gewesen. Zunächst würden sie bemerken, daß einer ihrer »Wissenschaftler« aus ihrem Universum verschwunden wäre. Er hätte sich einfach in Luft aufgelöst, ohne eine Spur zu hinterlassen. In ihrem Universum wäre nicht der geringste Hinweis auf den vermißten Karpfen zu entdecken. Doch Sekunden später, nachdem ich den »Wissenschaftler« wieder in den Teich zurückgeworfen hätte, würde er plötzlich wieder aus dem Nichts auftauchen. Die anderen Karpfen müßten den Eindruck haben, es sei ein Wunder geschehen.
       Sobald er sich wieder gefaßt hätte, würde der »Wissenschaftler« eine wahrhaft erstaunliche Geschichte erzählen: »Aus heiterem Himmel wurde ich irgendwie aus dem Universum (Teich) gehoben und in eine geheimnisvolle Unterwelt geschleudert, in der es blendende Lichter und merkwürdig geformte Dinge gab, wie ich sie noch nie zuvor erblickt hatte. Am merkwürdigsten aber war das Geschöpf, das mich gefangenhielt und nicht die geringste Ähnlichkeit mit einem Fisch hatte. Erschrocken bemerkte ich, daß es überhaupt keine Flossen hatte, sich aber auch ohne sie bewegen konnte. Mir fiel auf, daß die gewohnten Naturgesetze in dieser Unterwelt keine Geltung mehr hatten. Genauso plötzlich wurde ich dann in unser Universum zurückgeworfen.« (Natürlich wäre eine solche Geschichte von einer Reise über die Grenzen des Universums hinaus so phantastisch, daß die meisten Karpfen sie als völligen Quatsch abtäten.)
       Ich denke häufig, daß wir wie Karpfen sind, die zufrieden in ihrem Teich schwimmen. Da leben wir in unserem »Teich« und sind der festen Überzeugung,
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