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Hyperkode Wüstenfuchs

Hyperkode Wüstenfuchs

Titel: Hyperkode Wüstenfuchs
Autoren: K. H. Scheer
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wirkliches Problem war der Transport zur Erde. Ohne die neuen Fusionsreaktoren, die mit dem relativ preiswerten Kataly se-Deuterium im kalten Kernverschmelzungsverfahren arbeiteten, wäre es nicht möglich gewesen. Es war auch jetzt noch teuer genug.
    Wen wunderte es daher, daß unsere Experten größten Wert darauf legten, die Metalle nur im höchstmöglichen Reinheitsgehalt in die Raumtransporter zu bringen. Jedes taube Steinchen kostete ein Vermögen an Nutzlastkapazität.
    Wen wunderte es ferner, daß beim Betrieb so hochwertiger Verhüttungs- und Scheideanlagen Unfälle aller Art an der Tagesordnung waren!
    Wir befanden uns immerhin auf einem lebensfeindlichen Himmelskörper ohne Luft; mit unerträglichen Temperaturen während der Tagesperiode und eisiger Kälte während der langen Mondnacht.
    Unfälle konnten gar nicht ausbleiben. Ein undichtes Druckschott genügte bereits, um die Besatzung einer kleineren Station in Lebensgefahr zu bringen.
    Kenner der Situation waren in der Lage, auf Anhieb mindestens hundert Unfallmöglichkeiten aufzuzählen. Dabei handelte es sich aber nur um jene, die auf rein menschliches Versagen zurückzuführen waren. Welche Streiche uns die Technik und die lebensfeindliche Umwelt spielten, konnte man in einigen hundert illustrierten Verhaltensmaßregeln und Katastrophen-Schutzprogrammen nachlesen.
    Ich erwähne das mit einiger Ausführlichkeit, um Ihnen vor Augen zu führen, vor welchem Problem wir eigentlich standen.
    Captain ZK-38, ein tüchtiger und erfahrener Kollege, hatte selbstverständlich ständig irgendwelche Unfallmeldungen registrieren müssen. Die meisten Unglücke wären auf der alten Erde glimpflich verlaufen, nicht aber auf dem Mond.
    ZK-38 hatte demnach erst dann einen schwerwiegenden Verdacht gefaßt, als immer mehr Strafgefangene mit einem hohen Wissensgut ums Leben kamen. Er war dabei gewesen, wenn sie in den atomaren Flammkammern eingeäschert wurden. Er selbst hatte die Urnen mit den sterblichen Überresten in die Beiboote der großen Raumtransporter gebracht. Persönlich hatte er die auf der Erde weilenden Angehörigen benachrichtigt. Das war seine Aufgabe gewesen.
    Und dann war dieser Mann plötzlich argwöhnisch geworden; so argwöhnisch, daß er augenblicklich die Flucht ergriffen hatte. Zwar war es ihm gelungen, die Oberfläche zu erreichen, doch dort hatte er sich gegen Verfolger zur Wehr setzen müssen.
    ZK-38 war ein viel besserer Einsatzspezialist und Präzisionsschütze gewesen als die Unbekannten. Er hatte sie fast alle ausgeschaltet und gleichzeitig seine Funknotrufe an das GWA-Kommando Luna-Port abgestrahlt. Er hatte alles getan, um seiner dienstlichen Aufgabe gerecht werden zu können.
    Dennoch hatten ihn unsere Männer nur noch als Sterbenden gefunden. Die von ihm erschossenen Verfolger waren spurlos verschwunden gewesen.
    Damit hatte unser Einsatz begonnen. Als Folge davon war Hannibal Othello Xerxes Utan, der seltsamste Einsatzschatten der GWA, auch Major MA-23 genannt, in das längst angelaufene Räderwerk der Wissenschaftlichen Abwehr geraten.
    Hannibal war spektakulär auf dem Mond verhaftet worden. Erdrückende Beweise überzeugten seine Richter, daß er mit dem vor einigen Monaten noch agierenden Anarchistenwissenschaft ler, Professor Marcus Owen Toterlay, engste Kontakte unterhalten hatte.
    In der Beziehung war uns Toterlay noch dienlich, auch wenn er längst nicht mehr unter den Lebenden weilte.
    Das internationale Sondergericht des Mondes ließ für ein wandfrei überführte Verbrecher, vor allem aber für solche, die mit dem marsianischen Techno-Erbe umzugehen verstanden, keine Milderungsgründe gelten.
    Der Zwerg war am 30. September 2011 zu lebenslänglicher Zwangsarbeit in den Mondbergwerken und Mondkratern verurteilt worden. Die dazu »passenden« Akten aller Art hatten unsere Experten im Washingtoner Hauptquartier angefertigt. Dort war auch Hannibals Werdegang, angefangen von der Geburt bis zu seinem bewaffneten Widerstand bei der Verhaftung, bis ins Detail ausgearbeitet worden. Der Kleine hatte angeblich zwei GWA-Schatten der Mondpatrouille mit marsianischen Energiestrahlern erschossen.
    Nur einen Tag später, am 1. Oktober 2011, war er im Bolloni-Straflager eingeliefert worden. Es war das größte auf der Rückseite des Erdtrabanten.
    Die Wissenschaftler Allison, Nishimura und ich waren in Abwesenheit ebenfalls verurteilt worden. Hannibal hatte »ausgepackt«, uns verraten und umfangreiches Material zur Verfügung gestellt. Daraus
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