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Hymne der demokratischen Jugend (German Edition)

Hymne der demokratischen Jugend (German Edition)

Titel: Hymne der demokratischen Jugend (German Edition)
Autoren: Serhij Zhadan
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– sagte Goga zu seinem Jugendfreund, – ich bin neu in diesem Business, ich brauche deine Hilfe. Ich will einen Klub aufmachen. – Also weißt du, – antwortete ihm sein alter Kumpel, – ich kenn mich da nicht wirklich aus, aber wenn du willst, kann ich mal ein bißchen rumfragen. – Du hast das falsch verstanden, – sagte Goga, – ich muß nicht rumfragen, ich weiß selber genug, aber ich brauche einen Partner, kapiert? Ich will, daß du mit mir in dieses Business einsteigst, das lohnt sich für mich, verstehst du – ich kenne dich von klein auf, ich kenne deine Eltern, ich weiß, wo ich dich im Fall des Falles zu suchen habe, wenn du auf die Idee kommst, mich hängenzulassen. Und vor allem kennst du ja hier alle und jeden. Du bist genau der richtige Kompagnon für mich. – Und du willst damit wirklich Geld machen? – fragte Sanytsch. – Verstehst du, – antwortete Goga Bruchadse, – ich kann mit allem möglichen Geld machen. Du denkst, ich tu das wegen der Knete? Hey, ich hab in Balaschowka fünf Waggons Rigips stehen, die kann ich sofort losschlagen– und ab nach Zypern. Aber weißt du, das Problem ist – ich will nicht nach Zypern. Und weißt du, warum ich nicht nach Zypern will? Ich bin fast dreißig, genau wie du, richtig? Ich habe in vier Ländern Geschäfte gemacht, die Staatsanwaltschaft etlicher autonomer Republiken fahndet nach mir, ich hätte längst irgendwo in der Tundra an Skorbut sterben sollen, dreimal bin ich unter Artilleriebeschuß geraten, Bassajew persönlich hat seine Spritzen bei mir gekauft, beinahe hätte mich der Krasnojarsker Omon abgeknallt, einmal wurde der Wagen, in dem ich fuhr, vom Blitz getroffen, danach mußte die Batterie ausgewechselt werden. Ich zahle einer Witwe in Nordinguschetien Alimente, den anderen zahle ich nichts, die Hälfte meiner Zähne sind falsch, fast hätte ich eine meiner Nieren verpfändet, um eine Ladung Metallverarbeitungsmaschinen auszulösen. Aber ich bin heimgekehrt, ich bin guter Stimmung und habe einen gesunden Schlaf, die Hälfte meiner Freunde wurde ins Jenseits befördert, aber die andere lebt noch, du hier lebst auch noch, obwohl die Chancen dafür ja eher nicht gut standen. Verstehst du, irgendwie habe ich überlebt, und wo ich schon überlebt habe, dachte ich mir – okay, Goga, okay, alles in Ordnung jetzt, alles wird gut, wenn dich der Krasnojarsker Omon nicht erschossen und der Blitz nicht erschlagen hat, wieso dann Zypern? Und plötzlich habe ich kapiert, was ich mein Leben lang wollte. Weißt du was? – Was? – fragte San Sanytsch. – Mein ganzes Leben lang wollte ich einen eigenen Klub haben, verstehst du, einen eigenen Klub, in dem ich jeden Abend sitzen kann und wo mich keiner rausschmeißt, auch wenn ich anfange, in die Speisekarte zu kotzen. Was habe ich also gemacht? Weißt du, was ich gemacht habe? – Goga lachte auf. – Ich bin einfach hergegangen und habe mir diesen verfuckten Klub gekauft,kapiert? – Wann denn? – fragte Sanytsch nach. – Vor einer Woche. – Und was ist das für ein Klub? – Also es ist kein richtiger Klub, sondern ein Sandwichladen. – Was? – San Sanytsch verstand nicht ganz. – Na, der Imbiß »Butterbrote«, kennst du doch, oder? Es gibt natürlich noch arschviel zu tun, die Lage ist aber gut, im Bezirk Iwanowo, ich verticke den Rigips, renoviere den Laden, und alle meine Neurosen sind Geschichte. Nur daß ich noch einen Partner brauche, du verstehst schon. Gefällt dir die Idee? – fragte er Sanytsch. – Der Name gefällt mir. – Welcher Name? – Der Name des Klubs: »Butterbrot-Bar«.
    Sie vereinbarten, sich am nächsten Morgen im Klub zu treffen. Goga versprach, seinen Partner mit ihrem künftigen Art-Direktor bekannt zu machen. San Sanytsch kam pünktlich, sein Partner war schon da und wartete vor der Tür der »Butterbrot-Bar«. Mit der »Butterbrot-Bar« stand es nicht zum besten, zum letzten Mal war sie vor etwa dreißig Jahren renoviert worden, und wenn man berücksichtigt, daß sie erst vor etwa dreißig Jahren gebaut wurde, kann man sagen, daß sie niemals renoviert wurde. Goga öffnete das Vorhängeschloß und ließ San Sanytsch vorgehen. San Sanytsch trat in einen halbdunklen Raum voller Tische und Plastikstühle, na bitte, dachte er traurig, wär ich mal lieber bei den »Boxern für Gerechtigkeit« geblieben. Doch für einen Rückzug war es zu spät – Goga kam hinter ihm herein und zog die Tür zu. – Gleich kommt der Art-Direktor, – sagte er und setzte sich auf
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