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Hurra, die Lage wird ernst

Hurra, die Lage wird ernst

Titel: Hurra, die Lage wird ernst
Autoren: Annette Bell
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süßes Frauchen,
mein blauer Engel log. Sie log wie gedruckt. Zuerst jedoch führte sie mich ein
Stüde über den fremden Bürgersteig.
    Anscheinend befanden wir uns jetzt
mitten in der Stadt. Diese Stadt war mir nicht fremd, ich lebte schon lange
dort. Mal in diesem, mal in jenem Stadtteil, aber diese Straße war mir
unbekannt. Hier standen außer Häusern auch Bäume, schön aufgereiht, eine wahre
Hundepromenade. Zwar drängelten sich geräuschvolle Autoschlangen über die
Fahrbahn, aber da der Bürgersteig breit war, störten sie nicht allzu sehr. An
den Fassaden der Häuser machten viele blitzende Schilder auf Ärzte,
Rechtsanwälte, Gesellschaften und Vereine aufmerksam. Gold und Silber glänzte
hinter Schaufensterscheiben, seltsam verrenkte Puppen zeigten lächelnd die
Vorzüge der Kleider, die man ihnen angezogen hatte.
    Wer mochte wohl hier wohnen, zu dem
es Anja hinzog? Hätte sie mich an einer der riesigen Schwingtüren nicht auf den
Arm genommen und wäre sie nicht vor einem weißen Emailschild stehengeblieben,
scheinbar um sich zu vergewissern, daß sie vor der richtigen Tür stand, wäre es
mir wohl nicht gelungen, mir auf diese Frage so rasch eine Antwort zu geben. So
aber hatte auch ich Gelegenheit, den Aufdruck dieses Schildes zu entziffern — wenn
auch mit einigen Schwierigkeiten:
     
    DANIEL DEBRAY
    Privatdetektiv
     
    Ich kenne diese hochnäsigen
Burschen, die glauben, immer alles besser herausfinden zu können. Besser als
Polizisten, besser als Kriminalisten, ja sogar besser als die Spionageabwehr.
Zu Häuf hatte ich solche Typen erlebt, wenn sie sich fünfzig Meter von mir
entfernt auf der Leinwand tummelten. Fräulein Adelheid/56, vorübergehend
Platzanweiserin im Atrium, habe ich diese Weisheit zu verdanken. Wenn ihr
Dienst begann, klemmte sie mich jedesmal unter den Arm und deponierte mich auf
einem Hocker in der hintersten Ecke des Zuschauerraums, weil sie mich nicht zu
Hause allein zurücklassen wollte. Außerdem fühlte sie sich, wenn der Spätdienst
beendet war, sicherer in meiner Begleitung.
    Da habe ich sie kennengelernt:
Archie Goodwin, John Kling, Lemmy Caution. Sie standen Jerry Cotton und James
Bond in nichts nach. Immer zur rechten Zeit am rechten Ort, immer in Form, ein
Blitzen im Auge, den Finger am Abzug und eine schnoddrige Bemerkung auf der
Zunge.
    Das waren ja herrliche Aussichten,
denen ich da entgegensehen durfte. Dennoch sträubte ich mich nicht, als Anja
mit mir durch die gläserne Tür in einen kühlen Flur trat. Ich wurde fürsorglich
die Treppen hinaufgetragen, und ich muß sagen, bei jeder Stufe wuchs meine
Neugier, ob dieser fremde Tausendsasa einen Vergleich mit 007 aushalten würde.
Vor einer der drei Türen im ersten Stock setzte mich Anja auf den Fußabtreter,
klingelte, und schon stand ein Paar lange Hosen vor uns. Sofort fiel mein Blick
auf zwei blankgeputzte Schuhe Größe, na, sagen wir ungefähr dreiundvierzig. Ehe
ich jedoch meine Inspektion beenden konnte, mußte ich weiter.
    Artig folgte ich Anja, denn mein
neues Frauchen führte mich mit sanfter Leine geradenwegs in das Abenteuer, das
genau hinter dieser Tür begann.

Geheimnisvoller Auftrag
     
    »Fräulein
Benjamin?« erkundigte sich der Großfüßige. Anja nickte.
    Mit den Worten: »Bitte, kommen Sie
herein« und einer einladend ausgestreckten Hand, die uns gleichzeitig die
Richtung wies, lud er uns grinsend in seine Behausung. Schon nach ein paar
vorsichtigen Schritten spürte ich Weiches, Wolliges angenehm unter meinen
Pfoten, ließ mich in einen ziemlich großen Raum führen und wehrte mich
vergebens gegen ein kräftiges Niesen, denn dichter Qualm kitzelte meine Nase.
Außer einem Superschreibtisch nebst dazugehörigem Drehstuhl, einem endlosen
Bücherregal, das fast die ganze linke Wand bedeckte, und einer bescheidenen
Sitzecke enthielt der Raum keine weiteren Möbelstücke, die des Erwähnens wert
gewesen wären. Der Teppich war das Prunkstück.
    Zielstrebig steuerte unser Gastgeber
auf die Sitzecke zu und bat Anja mit höflichen Worten, sich zu setzen. Mich
schien er gar nicht zu bemerken, darum machte ich es mir in Anjas Nähe, dicht
bei der Heizung, bequem. Von hier aus konnte ich auch, den Kopf harmlos auf die
Vorderpfoten gelegt, alles hören, was die beiden sprachen. Gleichzeitig war
dieser Platz ein herrlicher Ausguck, der es mir erlaubte, sie genau zu
beobachten. Ich hatte da einiges nachzuholen, besonders was den Herrn Detektiv
anbetraf.
    Nein, ein James Bond war er nicht.
Schon der
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