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Hungerkralle

Hungerkralle

Titel: Hungerkralle
Autoren: Jürgen Ebertowski
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Platz zu
Frau Jeschke, bevor ich Mister Charles und die anderen in Tempelhof treffe.
Falls Richter der Mann war, der Renate Hansen immer besucht hat, dann gibt es
immerhin eine Richtung, in der wir weiterermitteln sollten.«
    »Mach das, Paul. Aber bitte vergiss die knappe
Personaldecke hier im BOB nicht. Für Elektro-Klaus’ Verhaftung heute früh habe
ich natürlich ein paar von meinen Leute abgezweigt, aber auf Dauer wird es auch
weiterhin kaum möglich sein, dich, außer im Notfall, mit Manpower aus dem Haus
zu unterstützen.«
    »Wo ist Elektro-Klaus?«
    Gleasons Daumen deutete nach unten. »Im
Keller, zusammen mit seiner Freundin. Das Falschgeld war noch in der
Aktentasche.«
    »Wirst du sie selber verhören?«
    »Ja.«
    »Und was hast du mit ihnen vor?«
    »Einen Kuhhandel. Entweder sie
kooperieren mit uns, oder sie landen für ein paar Jahre hinter Gittern.«
     
     
    Nachdem die Militärpolizisten am Tor
Columbiadamm die Personalien notiert hatten, brachte Sergeant Burns Benno
Hofmann und Hans Klempke zum Büro des Majors. Als sie eintraten, saß Karl auf
einem Stuhl neben Millers Schreibtisch und schaute sich die Fotos von der
Spurensicherung an.
    Miller stand auf, kam um den Schreibtisch
und schüttelte beiden die Hand. »Am besten, Sie machen es sich auf der Couch
bequem. – Kaffee, die Herren?«
    Benno und Hansi nickten.
    »Schwarz?«
    »Mit Zucker bitte«, sagte Benno.
    »Und meenen mit ‘nem Schluck Milch, falls
det machbar is«, bat Hansi.
    »Selbstverständlich. – Sergeant?«
    »Ja, Sir?«
    »Besorgen Sie lieber gleich eine Kanne
für uns alle. Ich schätze mal, die kleine Konferenz hier wird etwas länger
dauern. Ach, noch was! Ich möchte, dass Sie dann bei unserem Gespräch dabei
sind, beschaffen Sie sich also irgendeinen Stuhl aus einem der Nachbarbüros.«
    Burns salutierte. »Yes, Sir!«
    Der Major setzte sich wieder hinter den
Schreibtisch und sah den kleinen Hansi an. »Herr Klempke! Wie Mister Charles
bereits Ihnen und Herrn Hofmann geschildert haben dürfte, war der Hinweis auf
das Treffen am Tegeler Weg recht… äh… folgenreich.«
    Benno grinste. »Det hamse jetz aber schön
gesacht, Mista Milla.«
    Der kleine Hansi verzog das Gesicht. »Für
Karlchen hätte det ooch jewaltich danebenjehn können.«
    Major Miller nickte. »In der Tat.«
    Karl hielt ein Foto hoch, eine
Vergrößerung von Richters Gesicht.
    Benno kratzte sich am Kinn. »Na, ooch mit
beeden Oogen im Kopp war der bestimmt keene Schönheit.« Er erhob sich, ging zu
Karl und betrachtete das Foto genauer. »Mensch, irjendwoher kenne ick den doch!
Ick gloobe, der war een, zweemal bei mir im Laden. Muss aber schon länger her
sein. Det Bild sollten wa unbedingt ooch mal der ollen Jungfer in Frohnau
zeigen, meenste nich, Karlchen?«
    »Unbedingt! – Der Major war übrigens auch
schon bei Edith. Sie jedenfalls hat den Toten eindeutig als den Mann
identifiziert, der regelmäßig Renate Hansen besucht hatte.«
    Sergeant Burns brachte den Kaffee und
einen dreibeinigen Hocker. Er versorgte alle mit einem Getränk und setzte sich
neben Karl.
    Miller fasste kurz zusammen, was Bill
Gleason im Document Center über Richter alias Schulze bislang in Erfahrung
gebracht hatte, und richtete zuletzt das Wort an Hans Klempke: »… Richter war
in Breslau Mitglied in einer schlagenden Verbindung. Der Mann von Renate Hansen
ebenfalls.«
    »Kommt denn da wat bei rüber, Mista
Milla, ‘ne an jemessene Uffwandsentschädijung, wenn ick mir um die
Hansen kümmere?«
    »Selbstverständlich, Herr Klempke.«
     
     
    »… Wolfgang hatte versprochen, mir die
Goldmünzen in der Uhlandstraße vorbeizubringen, bevor ich zum Flugplatz
aufbrechen würde. Als er um acht Uhr immer noch nicht eingetroffen war, habe
ich versucht, in der Druckerei anzurufen, nur war die Leitung dort ständig
besetzt, was mir schon komisch erschien. Also bin ich zur Nollendorfstraße
gefahren und habe die MP-Jeeps in der Einfahrt zu den Gewerbehöfen gesehen. Da
war mir augenblicklich klar, dass etwas gewaltig schiefgelaufen sein musste.
Als mir der Zeitungsmann im Laden an der Ecke dann noch von einer nächtlichen
Schießerei erzählte…«
    »Verdammte Scheiße! Erst Adolf und jetzt
Wolfgang!« In dem überquellenden Aschenbecher verglühte eine halb aufgerauchte
Zigarette, dennoch zündete sich Otto Kassner, vor Wut zitternd, eine neue an.
»Und wieder steckt dieses Schwein Meunier dahinter.«
    »Davon können wir ausgehen. Er hat das Oriental um zwanzig Uhr dreißig
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