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Huff, Tanya

Huff, Tanya

Titel: Huff, Tanya
Autoren: Blood Ties 04 - Blutpakt
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Polizei zu rufen.
    Dafür bin ich zu müde. Leise
betrat Vicki die Wohnung. Der Mut der frühen Morgenstunde, das kann
nur toll werden!
    Vorsichtig hob sie einen Fuß, schob ihn einen Zentimeter
vor und setz te ihn leise, ganz leise wieder auf. So kam
sie durch den Flur, um dann, alle Sinne aufs Äußerste gespannt,
ins Wohnzimmer einzubiegen. Sie hat te in den vergangenen Monaten die Erfahrung
gemacht, daß die Retini tis Pigmentosa,
unter der sie litt, bei ihr zwar zu Nachtblindheit geführt hatte, daß
Gehör und Geruchssinn jedoch sehr viel schärfer geworden waren und so einen Ausgleich schufen. Die Praxis
würde es zeigen: Vicki wußte, daß
ihre Wohnung nie wirklich dunkel war, da das Licht der Stra ßenlaternen selbst durch die Vorhänge vor ihrem
Erkerfenster drang, aber was ihr
Sehvermögen betraf, hätte sie genausogut eine dicke, gepolsterte Augenbinde
tragen können!
    Nun, vielleicht doch nicht gepolstert: Selbst ihr entging
der Lichtschein des Fernsehers an der gegenüberliegenden Wand nicht. Vicki schloß
die Finger um die Waffe in ihrer Hand, legte den Kopf schräg und fing den Duft eines
bekannten Aftershaves auf. Und ... Käse?
    Alle Spannung
wich aus Vickis Gliedern.
    „Was machst du um
diese Tageszeit hier in meiner Wohnung, Celluci?"
    „Wonach sieht es aus?" konterte die
vertraute Stimme mit einer spöttischen Gegenfrage. „Ich sehe mir - ohne Ton -
einen blöden Film an und esse ziemlich altbackene Tacos. Wie lange
wohnen die schon bei dir?"
    Vicki tastete sich an der Wand entlang und schaltete den
Deckenflut er ein, nachdem sie den Schalter
gefunden hatte. In dem gleißenden Licht traten ihr Tränen in die
empfindlichen Augen; sie wischte sie ab und
stellte dann vorsichtig ihre Handtasche ab. Mr. Chin in der Woh nung unter ihr wollte bestimmt nicht vom Aufprall
eines zwanzigpfündi gen, mit allem
Möglichen gefüllten Behältnisses über seinem Kopf ge weckt werden. Von
der Couch her blinzelte Michael Celluci zu Vicki hoch und stellte die halbleere Chipstüte weg. „Harte Nacht gehabt?" grummelte er.
    Vicki gähnte, zog das Jackett aus und warf es über die
Rückenlehne des Sessels. „Nein. Warum?"
    „Die Ringe unter deinen Augen sehen aus wie Reklame für
die olympi schen Spiele." Mike nahm die Füße vom Sofa und
gähnte. „Mit 32 erholt man sich nicht mehr so schnell wie mit
31. Du mußt mehr schlafen."
    „Was ich auch vorhatte!" Mit großen Schritten
durchquerte sie das Zimmer und schaltete den Fernseher aus.
„Aber dann kam ich heim und mußte dich in meinem Wohnzimmer
vorfinden, und du hast meine Frage noch nicht
beantwortet."
    „Welche Frage?" Er warf ihr sein charmantestes
Lächeln zu, aber Vicki hatte acht Jahre mit ihm zusammengearbeitet, die letzten vier
davon in einer intimen Beziehung - ,ln
intimer Beziehung: Das wäre doch mal ein ordentlicher Titel für ein Buch über eine Dame in schwierigen Umständen!
- und war gegen das klassisch
gute Aussehen, das Celluci sonst sehr erfolg reich auszuspielen gewohnt war, so gut wie immun.
    „Für den Scheiß
bin ich zu müde, Celluci. Komm zur Sache."
    „Na schön, ich kam vorbei, um dich zu fragen, was dir
zum Namen Ho ward Bailand einfällt."
    Sie zuckte die
Achseln. „Ein kleiner Gauner, immer auf der Suche nach
    dem großen Ding,
das er nicht mal erkennen würde, wenn es ihm vor die Füße fiele. Ich war
der Meinung, er sei nicht mehr in der Stadt."
    Er spreizte die Finger. „Er ist wieder da - könnte man
sagen. Ein paar Jugendliche haben heute hinter einem Buchladen
in der Queen Street West seine Leiche gefunden."
    „Du bist gekommen, um herauszufinden, ob ich mich an
etwas erinne re, was dir helfen könnte, den Mörder festzunageln."
    „Richtig!"
    „Ich war nur drei Monate im Betrugsdezernat, dann habe
ich mich ins Morddezernat versetzen lassen, und das alles ist eine ganze Weile
her."
    „Also kannst du
dich an nichts erinnern?"
    „Ich habe nicht
gesagt..."
    „Ah!" In dieser Silbe schwang ein Gutteil Sarkasmus
mit. „Du bist müde und vögelst lieber mit deinem untoten
Kumpel rum, statt den Kerl finden zu helfen, der einem harmlosen alten Gauner
die Kehle durchge schnitten hat. Ich verstehe."
    Sie blinzelte.
„Was zum Teufel soll das denn?"
    „Das
weißt du genau. Du warst aus und hast mit Henry Fitzroy Vlad der Pfähler gespielt!"
    Vickis Brauen verengten sich zu einem V, was dazu
führte, daß sie ihre Brille zurechtrücken mußte. „Ich fasse es nicht: Du bist
eifersüchtig!"
    Die beiden standen einander
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