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Hüter der Flamme 04 - Der Erbe der Macht

Titel: Hüter der Flamme 04 - Der Erbe der Macht
Autoren: Joel Rosenberg
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Außerdem mein Kaiser.«
    »In erster Linie, Baron, bin ich ein Usurpator. Ich wurde nicht als Thronerbe geboren, aber ich will an der Herrschaft bleiben. Und ich will, daß man mir gehorcht. Kapiert?« sagte er, verfiel rasch wieder in Erendra und korrigierte sich zu: »Verstanden?«
    »Selbstverständlich.«
    Karl nickte. »Gut. Offiziell werden wir verlautbaren - werdet Ihr Eurem Volk mitteilen -, daß Euch die Ausbildung Eurer Leibgarde unzureichend erschien, weshalb Ihr mich ersucht habt, sie auf die Probe zu stellen, und als Zeichen meiner Achtung vor Euch und in Liebe zu Eurem Volk nahm ich diese Überprüfung persönlich vor. Einverstanden?«
    »Ja, Sire.« Arondael belächelte diesen absurden Vorschlag nicht einmal. Ungeachtet der Tatsache, daß Karl vor den versammelten Bewohnern der Burg selbst von Rebellion gesprochen hatte, schien Arondael sich ohne Schwierigkeiten mit einer Geschichte anfreunden zu können, die jeder hier als an den Haaren herbeigezogen durchschauen mußte.
    Vermutlich kommt ihm nicht in den Sinn, daß, sagen wir, ein zwölfjähriger Junge darauf hinweisen könnte, daß der Herr Baron sich mit diesem Märchen eine gewagte Blöße gibt.
    *Mit ›Blöße‹ willst du andeuten, daß der Kai... - nein, der Baron natürlich - keine Kleider anhat?*
    Etwas in der Art.
    *Dann könnte der Baron auch gedacht haben, ein solcher vorlauter, zwölfjähriger Bengel sei ursprünglich der Anlaß für die Erfindung des Galgens gewesen*, schlug Ellegon vor.
    Auch das. »Ihr seid bestimmt einverstanden, Baron?«
    »Aber ja, Sire.«
    Das kommt mir allmählich vor, wie die Platonischen Dialoge.
    *Was meinst du damit? Von Weisheit habe ich hier noch nicht viel gemerkt.*
    Nein, nein, nicht der Teil mit der Weisheit. So egoistisch bin ich nicht.
    *Nee, du nicht. Aber was wolltest du sagen?*
    In den Dialogen hat Sokrates den guten Text; die anderen dürfen immer nur sagen ›Ja, Sokrates‹ und ›So muß es sein, Sokrates‹ und ›Wie wahr, Sokrates‹.
    »Also sind wir uns einig?«
    »Natürlich, Sire.«
    Ausgezeichnet, Sokrates. »Regeln, wie man bei uns sagt, müssen beachtet werden, Baron.« Karl schenkte ihm ein herzliches Lächeln. »Ich nehme nicht übel, daß Ihr meine Macht einmal auf die Probe stellen wolltet. Dies war das eine Mal, verstanden?«
    »Ja, Sire«, erwiderte der Baron.
    Wie klug von dir, Sokrates.
    *Er überlegt, was geschehen würde, solltest du heute nacht verschwinden.*
    Karl seufzte. Manchmal waren diese verdammten Barone so unoriginell. »Mmmm ... Ich weiß, Ihr hegt einen berechtigten Groll gegen Holtun. Ich weiß, was Arondael nach der Eroberung durch Holtun während des Krieges auszustehen hatte.«
    Das Gesicht des Barons bewölkte sich. Die Eroberer aus Holtun waren nicht so einfühlsam vorgegangen, wie eine Zeit später die Biemer unter Karl Cullinane; Männer, Frauen und Kinder wurden in Ketten gelegt und von Sklavenhändlern der Gilde verschleppt. Einigen war in den neun Jahren seit Ende des Krieges die Rückkehr gelungen; den meisten nicht.
    Dann war da noch die Sache mit der Familie des Barons ...
    Karl mochte nicht an die Familie des Barons denken. »Nun, Baron, ob es uns gefällt oder nicht, wir sind jetzt alle Teil desselben Reiches. Zugegeben, in Bieme haben die Barone mehr Freiheit; Furnael kann in seiner Baronie schalten und walten wie es ihm gefällt ...«
    »Wie es seiner Mutter gefällt.«
    Karl Cullinane schaute dem Baron lange und fest in die Augen. »Ich glaube, ich sprach soeben!«
    »Vergebung, Sire.«
    Mein Fehler, Sokrates. »Schon gut. Wie gesagt - den holtischen Baronen mußten wir straffe Zügel anlegen. Baron Nerahan wurde nicht einmal ein bescheidenes Kontingent Soldaten unter eigenem Kommando zugestanden - dieses Schicksal teilt er mit all seinen Standesgenossen in Holtun. Die Besatzungstruppen sind die einzige Militärmacht dort.«
    »Wie es nur recht und billig ist.«
    »Bis jetzt, Baron. Ob es Euch gefällt oder nicht, Nerahan und seine Leute haben sich als die loyalsten Mitglieder des holtischen Adels erwiesen; ich habe ihnen die Waffen zurückgegeben und die Besatzungstruppen Nerahans Befehl unterstellt. Das dürfte Euch insofern interessieren, als eine Armee unter dem Kommando der Barone Nerahan und Furnael ...«
    *Nicht zu vergessen - ähem - dem meinen.*
    »... nicht zu vergessen Ellegons, sich in Marsch gesetzt hat, um Eure Burg zu belagern, die Mauern zu schleifen und keinen Stein auf dem anderen zu lassen - außer ich gebe persönlich
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