Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Huckleberry Finns Abenteuer und Fahrten (German Edition)

Huckleberry Finns Abenteuer und Fahrten (German Edition)

Titel: Huckleberry Finns Abenteuer und Fahrten (German Edition)
Autoren: Mark Twain
Vom Netzwerk:
Häuser – oder Vieh – oder –«
    »Unsinn!« schrie Tom, »das nennt man diebsen und stehlen, nicht rauben und plündern! Wir wollen keine Diebe sein, sondern Räuber! Das ist viel vornehmer! Räuber und Wegelagerer! Wir überfallen die Postkutschen und Wagen auf der Landstraße, mit Masken vor dem Gesicht, und schlagen die Leute tot und nehmen ihnen Uhren und Geld ab!«
    »Müssen« wir immer alle tothauen?« »Gewiß, das ist am einfachsten. Ich hab's auch schon anders gelesen, aber gewöhnlich machen sie's so. Nur einige schleppt man hie und da in die Höhle und wartet, bis sie ranzioniert Durch Lösegeld befreit, losgekauft. werden!«
    »Ranzioniert? Was ist denn das?«
    »Das weiß ich selber nicht, aber so hab' ich's gelesen, und so müssen wir's machen!«
    »Ho, ho, das können wir ja nicht, wenn wir nicht wissen, was es ist!«
    »Ei zum Henker, wir müssen's eben! Hab' ich dir nicht gesagt, daß ich's gelesen habe? Willst du's anders machen, als es in den Büchern steht, und alles untereinanderbringen?«
    »Oh, du hast gut reden, Tom Sawyer, aber wie in der Welt sollten wir die Burschen ranzionieren , wenn wir nicht wissen, wie man's macht? Das möcht' ich wissen! Wie zum Beispiel, denkst du dir's eigentlich?«
    »Ich – ich weiß nicht, aber ich denke, wenn wir sie behalten, bis sie ranzioniert sind, so wird das heißen, bis sie tot sind!«
    »Das läßt sich hören, das begreife ich, aber warum hast du das nicht gleich gesagt? Natürlich behalten wir sie, bis sie zu Tode ranzioniert sind. Sie werden uns aber genug zu schaffen machen, uns alles wegfressen und dabei immer auskneifen wollen!«
    »Wie du schwatzest, Ben! Wie können sie auskneifen, wenn einer immer Wache steht, der bereit ist, sie niederzuschießen, wenn einer nur den Finger krumm macht?«
    »Einer, der Wache steht? Das ist gut! Das freut mich! Also soll einer die ganze Nacht dastehen, ohne zu schlafen, und sie bewachen! Das ist eine gräßliche Dummheit. Warum nimmt man da nicht sofort einen Knüttel und ranzioniert sie, sobald sie hierherkommen?«
    »Weil's so nicht in den Büchern steht, darum! Ich frag' dich, Ben Rogers, willst du alles den Regeln nach tun oder nicht? Darauf kommt's an! Ich glaube, die Leute, die die Bücher schreiben, wissen besser, wie man's macht, als du! Denkst du, sie könnten von dir etwas lernen? Noch lange nicht! Und drum wollen wir die Burschen genauso ranzionieren, wie's da angegeben ist, und nicht ein bißchen anders!«
    »Schon recht, mir liegt nichts dran, ich sage aber, es ist gräßlich dumm so. Sollen wir die Weiber auch töten?«
    »Ben Rogers, wenn ich so dumm wäre wie du, hielt ich lieber den Mund! Die Weiber töten! Wer hat je so etwas gehört oder gelesen! Nein, die werden in die Höhle geschleppt, und man ist so höflich und rücksichtsvoll zu ihnen wie man kann. Nach einer Weile verlieben sie sich dann in einen und wollen gar nicht wieder fort.«
    »Gut, damit bin ich einverstanden! Ich für mein Teil aber danke. Bald werden wir die ganze Höhle voll Weiber haben und voll Kerle, die auf's Ranzionieren warten, so daß am Ende kein Platz mehr für die Räuber da sein wird. Ich seh's schon kommen! Aber mach nur weiter, Tom, ich bin schon still!«
    Der kleine Tommy Barnes war inzwischen eingeschlafen, und als sie ihn weckten, fürchtete er sich und weinte und wollte zu seiner Mama und gar kein Räuber mehr sein.
    Da neckten sie ihn alle und hießen ihn Mamakind; das machte ihn ganz wild, und er schrie, nun wolle er auch alles sagen und alle Geheimnisse verraten. Da gab ihm Tom fünf Cents, um ihn stille zu machen, und sagte, nun gingen wir alle nach Hause und kämen nächste Woche wieder zusammen und dann wollten wir ein paar Leute berauben und töten.
    Ben Rogers sagte, er könne nicht viel loskommen, nur an Sonntagen, und wollte deshalb gleich nächsten Sonntag anfangen. Aber die anderen Jungens meinten, am Sonntag schicke sich so etwas gar nicht, und so ließen wir's sein. Sie machten aus, so bald wie möglich wieder zusammenzukommen und dann einen Tag zu bestimmen. Hierauf wählten wir noch Tom Sawyer zum Hauptmann und Joe Harper zum Unterhauptmann der Bande und brachen dann nach Hause auf.
    Ich kletterte wieder auf's Schuppendach und von da in meine Kammer, gerade als es anfing Tag zu werden. Meine neuen Kleider waren furchtbar schmutzig und voller Lehm, und ich war hundemüde.

3. Kapitel
Eine ordentliche Strafpredigt – Die Gnade triumphiert – Die Räuber Die Geister – ›Eine von Toms
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher