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Hornblower Odyssee 01 - Diesseits Der Liebe

Hornblower Odyssee 01 - Diesseits Der Liebe

Titel: Hornblower Odyssee 01 - Diesseits Der Liebe
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auf dem Ding hatte erkennen können, war, dass keines dieser Zifferblätter die richtige Zeit anzeigte. Wahrscheinlich hatten sowohl die Uhr als auch ihr Besitzer den Absturz nicht so ganz schadlos überstanden.
    „Was mit der Uhr ist, weiß ich nicht", sagte sie gähnend zu dem Bewusstlosen, „aber ich glaube, dass es Ihnen bald wieder gut gehen wird." Und dann schlief sie ein.
    Cal erwachte mit entsetzlichen Kopfschmerzen und getrübtem Blick. Das da war entweder ein echtes Kaminfeuer oder eine erstklassige Imitation. Er konnte den Geruch brennenden Holzes wahrnehmen ... und des Regens. Schwach erinnerte er sich daran, durch den Regen gestolpert zu sein. Im Augenblick konnte er sich jedoch nur auf die Tatsache konzentrieren, dass er noch lebte. Und dass ihm warm war.
    Hatte er nicht eben noch gefroren? War er nicht durchnässt und orientierungslos gewesen? Hatte er nicht sogar zuerst gefürchtet, er wäre in einen Ozean gestürzt?
    Da war jemand gewesen ... eine Frau. Eine leise, ruhige Stimme ... sanfte, weiche Hände ... Er versuchte zu denken, doch das Hämmern in seinem Kopf machte die Anstrengungen zunichte.
    Dann sah er die Frau mit einer bunten Decke über den Knien in einem alten Sessel sitzen. Oder war das nur eine Halluzination? Vielleicht, aber dann gewiss eine höchst erfreuliche. Das dunkle Haar der Frau schimmerte im Feuerschein. Es schien halblang und sehr voll zu sein, und jetzt schmiegte es sich leicht zerzaust um ihr Gesicht.
    Sie schlief. Er konnte sehen, dass sich ihre Brüste hoben und senkten. Bei der sanften Beleuchtung schien ihre Haut wie Gold zu glühen. Die Gesichtszüge waren klar und beinahe exotisch. Die vollen, weichen Lippen waren im Schlaf entspannt.
    Eine hübschere Halluzination ließ sich kaum denken. Cal schloss die Augen wieder und schlief bis zum Morgengrauen.
    Als er erwachte, war die Frau - oder die Halluzination - fort. Das Feuer im Kamin brannte noch, und das schwache Licht, das durchs Fenster hereinfiel, war fahl. Die Kopfschmerzen hatten inzwischen nicht abgenommen, ließen sich aber ertragen. Vorsichtig betastete er die Bandage auf seiner Stirn.
    Möglicherweise bin ich stunden- oder sogar tagelang bewusstlos gewesen, überlegte er. Als er versuchte, sich aufzusetzen, merkte er, dass sich sein Körper schwach und wie aus Gummi anfühlte.
    Mein Verstand befindet sich offenbar in demselben Zustand, befand er, als er nur mit größter Mühe seine unmittelbare Umgebung zu erfassen vermochte. Der kleine, schwach beleuchtete Raum schien aus Stein und Holz gemacht zu sein. Cal hatte einmal einige sorgfältig restaurierte Relikte aus der Vergangenheit gesehen, die auch aus so primitiven Materialien gebaut waren. Seine Eltern hatten ihn damals zu einer Ferienreise in den Westen mitgenommen, die Besichtigungen von Kulturparks und Geschichtsdenkmälern einschloss.
    Er wandte den Kopf, so dass er die brennenden Holzscheite im Kamin betrachten konnte. Die Wärme war trocken, und was er roch, war einwandfrei Rauch. Andererseits war es doch ziemlich unwahrscheinlich, dass man ihn in ein Museum oder einen historischen Park gebracht hatte.
    Das Unangenehmste an der ganzen Sache war, dass er nicht die geringste Ahnung hatte, wo er sich befand.
    „Oh, Sie sind wach." Mit einer Teetasse in der Hand blieb Libby im Türrahmen stehen. Nachdem ihr Patient sie nur schweigend anstarrte, lächelte sie ihm aufmunternd zu. Er wirkte so hilflos, dass sie ihre Hemmungen, mit denen sie ihr Leben lang gekämpft hatte, jetzt sehr schnell überwand.
    „Ich habe mir große Sorgen um Sie gemacht." Sie setzte sich auf die Couchkante und fühlte seinen Puls.
    Cal konnte sie jetzt genauer sehen. Ihr dunkelbraunes Haar war nicht mehr zerzaust, sondern ordentlich seitlich gescheitelt und glatt gekämmt. Ja, dachte er, „exotisch" ist genau das richtige Wort für ihr Aussehen. Ihre Augen, ihre schmale Nase und ihre vollen Lippen erinnerten ihn an ein Bild der altägyptischen Königin Kleopatra, das er einmal gesehen hatte. Ihre Finger, die jetzt leicht an seinem Handgelenk lagen, waren angenehm kühl.
    „Wer sind Sie?"
    Regelmäßig, stellte sie mit einem zufriedenen Nicken fest, fuhr aber fort, den Puls zu zählen. Und kräftiger auch.
    „Jedenfalls keine ausgebildete Krankenschwester", antwortete sie dann, „aber etwas Besseres als mich kann ich Ihnen hier nicht bieten." Sie lächelte, schob erst sein eines, dann das andere Augenlid hoch und begutachtete seine Pupillen. „Wie oft sehen Sie
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