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Hornblower 08 - Der Kommodore

Hornblower 08 - Der Kommodore

Titel: Hornblower 08 - Der Kommodore
Autoren: C. S. Forester
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Spiegelbild aufmerksam musterte, »daß die Sonne scheint. Es ist gut, daß wir für unsere heutige Feier schönes Wetter haben.«
    Hornblower hatte seit dem Aufstehen an nichts anderes denken können als an diese Feier. Nicht daß sie ihm etwa zuwider gewesen wäre, nein, das konnte man nicht behaupten, aber er fühlte sich doch nicht ganz wohl in seiner Haut. Die Feier war der erste Markstein in dem neuen Leben, das ihm hier bevorstand, und es war eigentlich kein Wunder, wenn er seiner eigenen Anpassungsfähigkeit noch mißtraute. Barbara studierte sein Gesicht durch den Spiegel.
    »Meinen Willkommensgruß dem neuen Herrn von Smallbridge«, sagte sie endlich lächelnd, indem sie sich nach ihm umwandte.
    Dieses Lächeln bewirkte nicht nur einen äußeren Wandel in Barbaras Gesichtsausdruck, es vermochte weit mehr: es warf Hornblowers ganzes Denken über den Haufen und gab ihm ein völlig neues Bild seiner Lage. Barbara war mit einem Male nicht mehr die große Dame, die Tochter eines Earl, durch deren Adern das blaueste Blut des ganzen englischen Adels floß, nicht mehr die Frau, deren vollendete Haltung und Sicherheit ihn zu seinem größten Ärger immer so schüchtern und befangen machte. Jetzt war sie wieder, was sie früher gewesen war, der Kamerad, der drüben im Pazifik ohne Furcht neben ihm auf dem von Kugeln aufgerissenen Deck der Lydia gestanden hatte, das Weib, das in seinen Armen vor Liebe verging, Gefährtin und Geliebte in einem. Und schon flog ihr sein Herz wieder zu.
    Wäre nur Hebe nicht im Zimmer gewesen, er hätte sie in die Arme gerissen und abgeküßt. Barbara begegnete seinem Blick und las darin alles, was in ihm vorging. Wiederum lächelte sie ihm zu, ja, sie verstanden einander, sie befanden sich in vollständigem Einvernehmen, sie teilten alle Geheimnisse miteinander, und seitdem es so war, war die Welt für sie schöner und strahlender geworden. Barbara zog ein Paar weißseidene Strümpfe an und band die scharlachroten Strumpfbänder über ihren Knien. Da stand auch schon Hebe mit dem Kleid bereit, und alsbald tauchte sie kopfüber hinein. Das Kleid wogte und bauschte sich, als Barbara sich durch die Stoffmassen ihren Weg bahnte, endlich kam sie am anderen Ende zum Vorschein. Um sich schlagend fuhr sie in die Ärmel und hatte nun ganz zerzauste Haare. Wer hätte dabei die große Dame spielen können? Hornblower liebte sie in diesem Augenblick heißer als je. Hebe zog und zupfte ihrer Herrin das Kleid zurecht und warf ihr dann einen spitzenbesetzten Frisiermantel über, um noch einmal Hand an ihre Frisur zu legen. Endlich saß die letzte Haarnadel, die letzte Locke an ihrem richtigen Platz, saßen auch die Schuhe an ihren Füßen, die ihr Hebe mit einem Schuhlöffel angezogen hatte. Zuletzt galt es nur noch, den riesigen, mit Rosen und Bändern geschmückten Hut aufzusetzen. »Wie spät haben wir es denn, Liebster?« fragte sie.
    »Neun Uhr«, gab Hornblower zur Antwort, als es ihm mit Mühe gelungen war, seine Uhr aus der strammen Uhrtasche vorn an der Hose herauszuziehen.
    »Ausgezeichnet«, entgegnete Barbara und griff nach den langen weißen Seidenhandschuhen, die sie auf unwahrscheinlichen Schmuggelpfaden aus Paris bezogen hatte.
    »Hebe, Master Richard wird jetzt auch schon bereit sein, sage der Kinderfrau, sie soll ihn zu mir bringen... übrigens, Liebster, glaube ich, daß es der heutigen Gelegenheit besonders angemessen wäre, wenn du Ordensband und Stern anlegtest.«
    »Wie, vor meiner eigenen Haustür?« warf Hornblower aufbegehrend ein. »Ja, leider«, entgegnete Barbara. Dazu wiegte sie vielsagend den Kopf, den nun eine ganze Pyramide von Rosen krönte, und wieder lächelte sie, aber diesmal nicht verliebt, sondern so verschmitzt, daß alle Einwürfe, die sich Hornblower gegen das Anlegen des Ordens zurechtgelegt hatte, davor zerstoben wie Spreu im Wind. Sie gestand ihm damit stillschweigend und unter vier Augen ein, daß sie der Begrüßungsfeier für den neuen Herrn von Smallbridge keine größere Bedeutung beimaß als er selber. Es war das verständnisinnige Lächeln eines Auguren.
    Also holte er jetzt in seinem Schlafzimmer das rote Band und den Stern des Bath-Ordens aus der Schublade des Wäscheschrankes, und Brown legte unterdes die rehledernen Handschuhe bereit, die er anzog, während er die Treppe hinunterstieg. Ein schüchternes Dienstmädchen knickste vor ihm, und unten in der Halle stand der Butler Wiggins mit dem hohen Biberhut bereit. Neben ihm zeigte sich der Diener
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