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Honor Harrington 12. Die Raumkadettin von Sphinx

Honor Harrington 12. Die Raumkadettin von Sphinx

Titel: Honor Harrington 12. Die Raumkadettin von Sphinx
Autoren: David Weber
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Anforderung verlor in der Praxis inzwischen zunehmend an Bedeutung. Auch bei den Fluglehrgängen hatte sie Lorbeeren geerntet und sogar – er hob kaum merklich die Augenbrauen – einen neuen Segelflug-Akademierekord aufgestellt. Dem offiziellen Verweis in ihrem Formblatt 107FT zufolge, demnach sie einmal ihre Fluginstrumente ignoriert hatte, schien sie allerdings auch zu Eigensinn, wenn nicht gar Leichtsinn zu neigen. Und auch die vielen Tadel für Verstöße gegen die Flugvorschriften wirkten alles andere als viel versprechend. Andererseits schienen letztere allesamt aus der gleichen Quelle zu stammen …
    Er griff auf den wichtigen Teil ihrer Akte zu, und ehe er sich’s versah, entfuhr ihm etwas, das verdächtig nach einem Prusten klang. Gerade noch rechtzeitig konnte er den Laut in ein ziemlich überzeugendes Husten abwandeln, dennoch zuckte sein Mund, als er die angefügte Anmerkung überflog. Sie war also bei der Regatta ausgesprochen dicht am Boot des Kommandanten vorbeigerast, was? Kein Wunder, dass Hartley ihr eins überbraten wollte! Dennoch, er musste einiges von ihr halten, sonst hätte er ihr das Leben schwerer gemacht oder hatte das an Harringtons Komplizin gelegen? Die Nichte des Königs konnten sie wohl kaum aus der Navy werfen, oder? Jedenfalls nicht für ein Vergehen, das unbedeutender war als vorsätzlicher Mord …
    Seufzend kippelte er mit dem Stuhl zurück, kniff sich in den Nasenrücken und musterte Harrington aus der Deckung der eigenen Hand. Die Baumkatze bereitete ihm Kopfzerbrechen. Er wusste, seine Sorge war überflüssig, denn schon seit der Regierungszeit Königin Adriennes traf das Reglement eindeutige Aussagen, was Baumkatzen betraf. Legal konnte man Harrington von dem Geschöpf nicht trennen, und offenbar hatte sie ihre Akademiezeit mit der ‘Katz hinter sich gebracht, ohne größere Wellen zu schlagen. Aber ein Sternenschiff war eine viel kleinere Welt als Saganami Island, und außer Harrington waren noch andere Raumkadetten an Bord.
    Während eines langen Einsatzes konnten kleine Eifersüchteleien und Neidgefühle außer Kontrolle geraten, und immerhin wäre sie die einzige Person an Bord, der ein Haustier gestattet war. Layson war sich im Klaren, dass es sich bei den ‘Katzen keineswegs um Haustiere handelte. Zwar hatte er sich nie sonderlich für das Thema interessiert, wusste aber, dass man das Empfindungsvermögen dieser Wesen ebenso zweifelsfrei nachgewiesen hatte wie die Tatsache, dass man sie von dem Menschen, an den sie sich empathisch gebunden hatten, buchstäblich nicht mehr trennen konnte – jedenfalls nicht ohne ernste Konsequenzen für beide Bindungspartner. Gleichwohl sahen Baumkatzen wie Haustiere aus , und die meisten Bürger des Sternenkönigreichs wussten sogar noch weniger über sie als Layson, ein fruchtbarer Boden für Missverständnisse und Ressentiments. Hinzu kam noch etwas anderes, das des I.O.s Befürchtung vertiefte, es könnte wegen der ‘Katz zu Reibereien kommen: In seiner unauslotbaren Weisheit hatte das Bureau für Personalangelegenheiten es für angebracht gehallen, der War Maiden einen taufrischen Stellvertretenden Taktischen Offizier zuzuweisen; traditionell gehörte zu dessen Aufgaben Ausbildung und Disziplin der ihm zugewiesenen Offiziersanwärter. Der Erste Offizier war noch nicht dazu gekommen, sich eingehend über den neuen 2TO zu informieren, doch was er bislang erfahren hatte, weckte nicht gerade allzu lebhaftes Vertrauen in dessen Fähigkeiten.
    Trotz allem war die ‘Katz gegenüber Laysons eigentlicher Sorge zweitrangig. Der Kommandant musste Ms. Harrington aus einem bestimmten Grund angefordert haben, und so sehr Layson sich auch den Kopf zermarterte, er konnte sich nicht vorstellen, wieso. Derartige persönliche Anforderungen waren für gewöhnlich ein Zeichen für das Patronagespiel, dem die höheren Offiziere der Navy so emsig nachgingen: Entweder wollte man die Unterstützung eines einflussreichen Gönners gewinnen, indem man dessen jüngere Familienangehörigen förderte, oder man begünstigte bestimmte Personen, weil man jemandem einen Gefallen schuldete. Harrington jedoch war die Tochter eines Freisassen, deren einzige offensichtliche Beziehung zum Adel überaus dünn war: Auf der Akademie war sie mehr als zwei T-Jahre lang Stubenkameradin der Tochter des Earls von Gold Peak gewesen. Über solch eine Verbindung konnte man großen Einfluss ausüben – wenn sie denn bestand. Selbst dann aber, inwiefern profitierte der
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