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Honigtot (German Edition)

Honigtot (German Edition)

Titel: Honigtot (German Edition)
Autoren: Hanni Münzer
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einen weiteren Monat berechnen.“ Felicity verdrehte die Augen und bemühte sich in ruhigem Ton zu erwidern: „Es ist gut, ich kümmere mich darum.“ Nachdenklich legte sie auf.
    „Und jetzt? Irgendwo muss deine Mutter doch sein? Und wenn ihr doch was passiert ist?“, fragte ihr Vater, dessen Sorgenfalten sich immer tiefer in sein Gesicht gruben. Felicity nahm seine Hand und drückte sie.
    „Ich werde die Notaufnahmen der Krankenhäuser im Umkreis kontaktieren. Dann haben wir Gewissheit, okay Dad?“
    „Das kann ich doch machen, Felicity. Ruf du bei der Telefongesellschaft an. Die können dir sicher sagen, wo das Mobiltelefon deiner Mutter zuletzt eingeloggt war“, schlug Olivia vor und machte sich sofort an die Arbeit. Olivias Nachforschungen in den diversen Krankenhäusern ergaben immerhin, dass keine Martha Benedict eingeliefert worden war.
    Felicitys Anruf bei der Telefongesellschaft hingegen war erfolgreicher. Nachdem sie sich nach einigem Hin und Her ausreichend legitimiert hatte, lautete das überraschende Ergebnis, dass das Handy ihrer Mutter gestern zuletzt am Seattle/Tacoma-Flughafen eingeloggt gewesen war. „Was macht Mom am Flughafen?“, wunderte sich Felicity und sah von Olivia zu ihrem Vater.
    „Vielleicht hat sie etwas verwechselt und dachte, du fliegst schon gestern?“, meinte ihr Vater. Dabei schüttelte er den Kopf, als wollte er selbst nicht daran glauben.
    „Das kann ich mir kaum vorstellen. Außerdem ergibt das keinen Sinn. Sie wollte mich ja abholen und hinbringen.“
    „Vielleicht hat sie sich zu einer spontanen Reise entschlossen?“ Das kam von Olivia.
    „Aber sie hat gestern doch nur ihre Handtasche mitgenommen. Wer verreist denn ohne Gepäck?“, warf Felicitys Vater ein.
    „Du würdest dich wundern, Onkel Arthur“, erwiderte Olivia, die ihn seit jeher Onkel nannte. „Aber ich habe eine Idee: Wie wäre es mit der Kreditkartenabrechnung? Follow the money!“, sagte Olivia scheinbar zusammenhanglos.
    „Wie bitte? Ich verstehe nicht?“ Er sah sie verwirrt an.
    „Das heißt, dass Olivia zu viele Krimis im Fernsehen sieht“, sagte Felicity. „Aber sie hat Recht. Einen Versuch ist es wert. Ich rufe die Kreditkartengesellschaft an. Vielleicht hat Mutter ihre Karte kürzlich benutzt.“ Es folgte neuerliches Legitimierungs-Hickhack, aber schließlich erhielt Felicity die gewünschte Information. Was niemand zunächst glauben wollte, aber ihre Mutter hatte tatsächlich gestern am späten Nachmittag einen Flug nach Rom Fiumicino gebucht.
    „Na also. Wen kennt deine Mutter in Italien?“, fragte Olivia.
    „Niemanden“, antworteten Felicity und ihr Vater wie aus einem Mund. Sie sahen sich erstaunt an.
    „Dann doch ein Rückfall?“
    „Wie kommst du darauf?“
    „Rom, Papst, Oberhaupt der katholischen Kirche. Na, klingelt es bei dir? Mea culpa? Hatte das deine Mutter nicht schon mal vor, direkt vor der höchsten irdischen Instanz um Vergebung zu bitten?“
    „Oh mein Gott“, entfuhr es Felicity und ihrem Vater wieder gleichzeitig.
    „Amen“, ergänzte Olivia trocken.
     
    * * * * *
     
    Am nächsten Mittag stand Felicity nur mit Handgepäck in der Abflughalle des Seattle/Tacoma Flughafens. Statt eines Tickets nach Kabul hielt sie nun eines nach Rom in der Hand.
    Inzwischen wusste sie, dass ihre Mutter keinen Reue-Rückfall gehabt hatte. Nein, Martha Benedict hatte eine Reise in die Vergangenheit ihrer verstorbenen Mutter angetreten.
     
    Felicity war nach dem Besuch bei ihrem Vater mit Olivia nach Woodhill gefahren. Irgendetwas hatte sie dorthin gezogen und ihr gesagt, dass sie dort Antworten finden würde.
    Olivia und sie hatten das Zimmer ihrer Großmutter nochmals gründlich durchsucht und nichts gefunden. Mehr und mehr kreisten Felicitys Gedanken um die geheimnisvolle Schachtel, mit der ihre Mutter das Pflegeheim angeblich so überstürzt verlassen hatte. Hatte der Inhalt der Schachtel etwas mit dem rätselhaften Verschwinden ihrer Mutter zu tun? Sie hatte dann auch noch kurz mit dem Pfleger sprechen können, einem älteren Mexikaner.
    Das, was er gesagt hatte, hatte nicht zur ihrer Beruhigung beigetragen. Er hatte behauptet, dass ihre Mutter ausgesehen hätte, als wäre der Leibhaftige persönlich hinter ihr her gewesen. Dann hatte er ein zerknülltes Stück Papier aus seinem Kittel gezogen. „Hier, das hat Ihre Großmutter in der Hand gehalten, als sie starb. Ich wollte es gestern schon Ihrer Mutter geben, aber es war ja keine Gelegenheit mehr dazu.“
    Felicity
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