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Homo ambrosius (Die Organhändler) (German Edition)

Homo ambrosius (Die Organhändler) (German Edition)

Titel: Homo ambrosius (Die Organhändler) (German Edition)
Autoren: Albert Karer
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alles, selbst im Backup fand er nichts. Fieberhaft suchte er die Ursache, eine Erklärung – und stieß dabei auf eine Mail vom frühen Morgen. Dérúgo Feng, der in China auf Geschäftsreise war, hatte sie an alle Mitarbeiter adressiert, der Text war in drei Sprachen, Chinesisch, Deutsch und Englisch. Im Betreff stand: „Zum Gedenken an Ao Chen.“

Karriere
    Er wurde zum chinesischen Botschafter in Großbritannien berufen. Darauf war er vorbereitet. Schon Wochen vorher hatten sich Besuche und Einladungen von politischen Größen des chinesischen Regierungsapparates gehäuft. Er wurde geprüft, taxiert, man versuchte, ihn zu beeinflussen und für sich zu gewinnen. In diesen Momenten war er seinem Vater dankbar für die harte Erziehung. Er durchschaute die Anbiederungen und Ränkespiele und erkannte, welche Zusammenkünfte und Personen wirklich wichtig waren.
    Das entscheidende Treffen sollte auf dem Landsitz des besten Freundes seines Vaters, Hu Han, stattfinden. Hu Han war das Oberhaupt der Familie Han, die wirtschaftlich und politisch so gut vernetzt und so mächtig war wie die Familie Feng.
    Sein Vater holte ihn von dem kleinen Flughafen, der etwa zehn Kilometer vom Landsitz Hu Hans entfernt war, ab. Kurz vor der Landung hatte er die Nachricht vom Tod Ao Chens erhalten und noch schnell einige Mails geschrieben. Seinen Vater würde er darüber bisweilen nicht informieren, er würde es noch früh genug erfahren.
    Auf dem Weg zur Residenz Hu Hans kam sein Vater gleich zur Sache. „Es gibt drei Gründe für das heutige Treffen, mein Sohn:
    Erstens wirst du erfahren, warum man dich als Botschafter in Großbritannien beruft. Als führender Botschafter in Europa könntest du schließlich genauso gut auch in Deutschland oder Frankreich aktiv sein.
    Der zweite Grund ist mein persönlicher Wunsch. Ich wünsche mir Enkel und es wird Zeit, dass du deine eigene Linie der Fengs auf den Weg bringst. Drittens werden wir heute die Grundlage für ein wirtschaftliches Imperium schaffen, das es in dieser Form in China noch nie gegeben hat.
    Die Macht, die aus dieser Verbindung resultiert, wird uns wirtschaftlich wie politisch an die Spitze bringen. Ich schließe nicht aus, dass du selbst es bis ganz nach oben schaffst. Und mit der Hochzeit zwischen dir und Bi Han geht nicht nur ein lang gehegter Wunsch von mir, sondern auch von meinem Freund Hu Han in Erfüllung.“
    Sein Vater sah ihn an und begann zu lachen. „So muss ich damals auch geschaut haben, als mir mein Vater meine Hochzeit verkündete.“ Er lachte weiter. „Ah, darauf habe ich mich schon lange gefreut.“
    Dérúgo fiel nichts Besseres ein, als sich zu bedanken. Er wusste, dass ein Widerspruch nicht infrage kam. „Ich werde gehorchen und bin überzeugt, dass du die richtige Wahl getroffen hast, Vater“, sagte er.
    Sein Vater lachte immer noch. „Das habe ich, das habe ich. Kopf hoch, Junge, du wirst nicht enttäuscht sein. Sie ist jung, gebildet und eine Schönheit. Konkubinen kannst du ja weiterhin haben. Tu mir einfach den Gefallen und sei mit ihr ein wenig, wie soll ich sagen, rücksichtsvoll. Du weißt, was ich meine?“
    „Selbstverständlich, Vater, ich werde dir keine Schande machen.“

Ihr Wagen erklomm eine kleine Anhöhe, oben hielt der Chauffeur an. Etwa zweihundert Meter entfernt stand ein einfacher und in die Jahre gekommener Holzzaun, dahinter fiel die Felskante etwa fünfzig Meter senkrecht ab. Im Schatten einer großen Zeder war eine verwitterte Holzbank, auf der sich die beiden Fengs niederließen. Sie blickten auf ein weites Tal, über dem die Luft in der sommerlichen Hitze flimmerte. Wei Feng tupfte sich mit einem Taschentuch den Schweiß von der Stirn.
    „Das ganze Tal, das du hier siehst, gehört der Familie Han. Da vorne links, in dem kleinen Wald, ist ihr Landsitz. In der kleinen Stadt unten gibt es eine Besonderheit, die du kennen solltest. Ich nehme an, du weißt über das Firmenimperium der Familie Han Bescheid?“
    Dérúgo nickte, er hatte eine grobe Übersicht, ohne die Details zu kennen: „Sie sind stark im Rohstoffgeschäft und in der Spezialitätenchemie, in den letzten zwanzig Jahren haben sie intensiv in die Pharmabranche investiert.“
    „Pharmabranche, das ist das Stichwort, mein Sohn. Wir wollen den ORGANICA-Konzern zum führenden Unternehmen der Pharmabranche aufbauen. In diesem Zusammenhang will ich dir etwas über meinen Freund Hu Han erzählen.“ Wei Feng legte eine Pause ein und sicherte sich so die volle
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