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Homo ambrosius (Die Organhändler) (German Edition)

Homo ambrosius (Die Organhändler) (German Edition)

Titel: Homo ambrosius (Die Organhändler) (German Edition)
Autoren: Albert Karer
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Deutschland.“ Der Unteroffizier entspannte sich, ein Lächeln zog über sein Gesicht. Dieses Verhalten kannte Jakob zur Genüge. Soldaten wie er und sein Gegenüber waren im Feld und bei ihren Kameraden mehr zu Hause als bei ihren Familien. Ein schaler Geschmack machte sich in seinem Mund breit.
    Nach dem Gespräch war Jakob erschöpft – zu viele Erinnerungen.
    Als er in sein Büro kam, griff er zur Kosovo-Akte auf seinem Schreibtisch und blätterte sie lustlos und ohne richtig zu lesen durch. Er hatte erst vermutet, die Sache hätte etwas mit dem Einsatz der Bundeswehr im Kosovokonflikt zu tun. Aber nachdem er die Akte kurz überflogen hatte, war er enttäuscht. Er hatte den Fall wohl nur bekommen, weil er über Ortskenntnisse verfügte. Es ging um illegalen Organhandel im Kosovo und den Verdacht, dass deutsche Ärzte in den Fall verwickelt waren.
    Unmotiviert begann er, einen Arbeitsplan zu erstellen. Seine Gedanken schweiften immer wieder ab. Am liebsten hätte er seine Sachen gepackt und wäre in seinen alten Job zurück, und wenn es ein Einsatz in Afghanistan wäre. Hauptsache weg von diesem leeren Schreibtisch und dieser nutzlosen Arbeit.

Der Unfall
    Die Sonne brannte Anfang Mai schon mit sommerlicher Kraft auf den Asphalt der Rennstrecke in Südfrankreich. Es war eine private Rennbahn, die längst in die Jahre gekommen war. Die Luft flimmerte über der Strecke, die Motorradfahrer, die mit hohem Tempo fuhren, konnten die Rennstrecke nur schemenhaft überblicken. Der Fahrtwind kühlte die erhitzten Fahrer schon lange nicht mehr, ihnen rann der Schweiß übers Gesicht, in die Augen.
    Es waren nur drei Motorräder auf der Bahn. Sie fuhren viel langsamer als die Profis, aber für die wenigen Zuschauer noch schnell genug. Die Maschinen donnerten gerade an der Tribüne vorbei, als der Fahrer an der Spitze in seinem Helm über Funk einen kurzen Signalton hörte, das verabredete Zeichen.
    Nach der Geraden entlang der Tribüne folgte eine enge Linkskurve, hier verlangsamte er das Tempo ein wenig. Die zweite Maschine kam näher. Das Vorderrad der zweiten Maschine schob sich auf die Höhe des Hinterrads der ersten Maschine. Sekundenbruchteile später ein kurzer Schlenker des Fahrers des ersten Motorrads, und sein Hinterrad touchierte ganz leicht und von den Zuschauern unbemerkt das Vorderrad der zweiten Maschine.
    Erschreckt richtete der Fahrer der zweiten Maschine sein Motorrad auf. Er verlor die Kontrolle, donnerte in die zur Pistensicherung aufgestapelte Reifenwand und flog im hohen Bogen darüber hinweg.
    Der Fahrer der ersten Maschine fuhr weiter, als hätte er von der ganzen Sache nichts mitbekommen. Die Zeugen würden später aussagen, der Fahrer der zweiten Maschine habe ohne Fremdeinwirkung die Kontrolle über sein Motorrad verloren und somit seinen Tod selbst verursacht.

Unter den Zuschauern an der Rennstrecke war ein Arzt. Er lief sofort zum Unfallort und traf dort zugleich mit dem alten Krankenwagen der Rennbahn ein. Der Fahrer des Krankenwagens, ein Angestellter der Rennbahn, war kein ausgebildeter Sanitäter. Er hatte nicht einmal eine Erste-Hilfe-Ausbildung. Er war sichtlich froh, als der Arzt an der Unfallstelle ohne Zögern das Kommando übernahm.
    Der Motorradfahrer lag mit einem seltsam verwinkelten, abstehenden Bein auf dem Rücken und regte sich nicht. Der Arzt beugte sich über ihn: Sein Brustkorb hob und senkte sich leicht, er atmete noch selbstständig.
    Zum Teufel, ich hab doch gesagt, dass das Risiko zu hoch ist, schoss es ihm durch den Kopf. Hoffentlich ist das Herz nicht beschädigt, sonst war alles umsonst. Okay, konzentrier dich. Mehrfachbruch in den Beinen, uninteressant. Bewusstlos, das ist gut. Er atmet selbstständig, das ist auch gut. Puls verlangsamt. Atemgeräusche sind da, hören sich gut an. Was ist das? Scheiße, die Lunge, vermutlich eine gebrochene Rippe, die die Lunge verletzt hat. Aber das Herz scheint okay, Gott sei Dank.
    Der Angestellte stand hilflos neben ihm, fahrig und mit hochrotem Gesicht. „Lebt er noch?“
    Der Arzt erhob sich: „Ja, aber nicht mehr lange, wenn wir ihn nicht stabilisieren können. Sagen Sie, wie heißen Sie?“ Er zog sein Handy aus der Jackentasche und wählte eine Nummer. „Clément Roussel“, antwortete der Mann. „Monsieur Roussel, einen Moment!“ Er achtete darauf, dass der Mann von der Rennbahn mithörte und sprach laut in sein Handy. „Ah, Sie sind bereits informiert und haben einen Wagen in der Nähe? Ja, ich höre schon die
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