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Hollywood

Hollywood

Titel: Hollywood
Autoren: Harold Robbins
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habe«, grinste er fröhlich.
    Seine Mutter warf ihm einen erschrockenen Blick zu. »Hast du denn einen?« Sie schien nicht zu wissen, ob sie darüber froh oder unglücklich sein sollte.
    »Nein«, sagte er.
    »Wenn du bloß deinen Job bei den ›Daily News‹ nicht gekündigt hättest«, jammerte sie. »Leute, die bei der Zeitung sind, werden nicht eingezogen.«
    »Ich hab doch gar nicht gekündigt«, erwiderte er. »Ich habe dir schon tausendmal erzählt, daß die mich gefeuert haben, weil sie niemanden in der Eins-A-Kategorie haben wollten, der womöglich von einem Tag auf den anderen Soldat werden muß.«
    »Deine Freundin, diese Redakteurin oder Reporterin oder was – die hätte doch was für dich tun können.«
    Joe zögerte einen Moment. Er konnte seiner Mutter unmöglich sagen, daß er gerade deshalb gefeuert worden war, weil er mit Kitty ins Bett ging.
    Er steckte seine Morgenzigarette zum zweitenmal an und stieß eine stinkende Rauchwolke aus. Dann trank er einen Schluck Kaffee.
    »Wegen Steven brauchst du dir wenigstens keine Sorgen zu machen«, sagte er schließlich. »Der ist noch mindestens vier Jahre sicher.«
    »Du hättest auch sicher sein können«, sagte sie bitter, »wenn du den Job in Onkel Izzys Werkstatt angenommen hättest.«
    »Damals hatten wir noch keinen Krieg«, sagte er. »Außerdem weißt du genau, daß ich kein Mechaniker bin. Ich bin Schriftsteller.«
    »Du hättest aufs College gehen sollen«, sagte sie. »Dann hätten sie dich zurückstellen müssen.«
    »Vielleicht«, sagte er. »Aber ich habe die Aufnahmeprüfung nun mal nicht bestanden.«
    »Du hast dir ja auch keine Mühe gegeben«, sagte sie. »Du wolltest ja gar nicht studieren. Du rennst nur immer mit diesen kleinen Huren rum, die du überall aufgabelst.«
    »Jetzt hör bloß auf, Mama«, erwiderte er. »Als nächstes verlangst du noch, ich soll heiraten.«
    »Wenn du deswegen zurückgestellt worden wärst«, sagte sie, »hätte ich gar nichts dagegen gehabt, wenn du eine von deinen Huren geheiratet hättest.«
    »Was hätte mir das schon eingebracht?« fragte er.
    »Du wärst als Drei-A eingestuft worden«, erwiderte sie. »Und wenn ihr ein Baby hättet, wahrscheinlich noch höher.«
    Joe schüttelte den Kopf. »Ich habe aber nichts dergleichen getan. Also brauchen wir nicht mehr daran zu denken.«
    Seine Mutter sah ihn an, und die Augen füllten sich wieder mit Tränen. »Ich habe mit deinem Vater darüber gesprochen. Er möchte, daß du ihn im Laden besuchst und mit ihm redest.«
    »Okay«, sagte Joe. Dann lächelte er. »Vielleicht sollte ich ein paar Nächte lang im Hühnerstall schlafen, ehe ich zur Musterung gehe. Dann wäre ich bestimmt so mit Läusen bedeckt, das sie mich ohne weiteres rausschmeißen.«
    »Mach dich nicht über deinen Vater lustig«, sagte sie.
    Joe sagte nichts. Er wußte, daß seine Mutter in der Garage eine zusätzliche Dusche hatte einbauen lassen, damit sein Vater sich reinigen und seine Arbeitskleidung dort lassen konnte, wenn er abends nach Hause kam.
    Die Mutter ging zurück an die Spüle. »Zieh dich erst einmal an«, sagte sie. »Ich mach dir noch etwas zu essen, ehe du gehst.«
    ***
    Langsam schlenderte Joe durch die Menschenmenge, die zur Mittagszeit über die Pitkin Avenue hastete. Das Little-Oriental-Restaurant war schon bis zum letzten Platz gefüllt, und die Schlange der Wartenden ging bis hinaus auf die Straße. Auf der anderen Seite der Straße wurde vor Loew's Pitkin Meater gerade das Schild Matinee abgenommen; von jetzt bis sechs Uhr abends würde der Eintritt fünfundzwanzig Cents kosten. Joe mochte die Doppelvorführungen nicht, mit denen der Besitzer die Leute jetzt in sein Kino zu locken versuchte. Früher, als es vor dem Film noch eine Varieté-Vorstellung mit Artisten und Tänzerinnen gegeben hatte, war er gern hingegangen. Vor allem die großen Conférenciers wie Dick Powell und Ozzie Nelson hatten ihm sehr imponiert. Aber die waren alle nach Hollywood gegangen, um ihr Glück beim Film zu versuchen.
    Hinter der vierten Querstraße wurde die Pitkin Avenue wesentlich bescheidener. Teure Läden gab es hier nicht mehr; die Schaufensterdekorationen waren einfacher und nicht mehr so professionell. Sogar die Pizzas bei Rosencrantz waren nicht das, was sie bei Woolworth, ein paar Straßen zuvor waren. Joe bog um die Ecke der Seitenstraße, in der die Geflügelhandlung seines Vaters lag.
    Das Grundstück war ziemlich groß und an allen vier Seiten von einem hohen Drahtzaun umgeben.
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