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Hollywood

Hollywood

Titel: Hollywood
Autoren: Harold Robbins
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1942
     

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    »Joe!« Die Stimme seiner Mutter kam nur gedämpft durch die geschlossene Schlafzimmertür. Er drehte sich auf die andere Seite und warf einen Blick auf den Wecker, der neben dem Bett stand. Es war elf Uhr morgens. Er ließ sich wieder auf den Rücken fallen und bedeckte sein Gesicht mit dem Kopfkissen.
    Diesmal klang die Stimme seiner Mutter schon wesentlich lauter. Joe schob das Kissen beiseite und riskierte einen Blick in die Sonne. Die Tür des Zimmers stand offen, und Motty, seine Kusine, stand draußen im Flur. Wütend starrte er sie an.
    »Was zum Teufel willst du hier?«
    »Deine Mutter hat dich gerufen.«
    »Hab ich gehört«, sagte er grob. »Ich bin noch müde, laßt mich in Ruhe.«
    »Steh lieber auf«, sagte Motty. »Ich glaube, die Sache ist wichtig.«
    »In einer halben Stunde ist sie noch wichtiger«, sagte er und verschwand wieder unter dem Kissen.
    Einen Augenblick später spürte er voller Entsetzen, wie ihm Motty die Decke wegzog. »Was soll das heißen?« schrie er empört und bedeckte mit der Hand sein Geschlecht.
    Motty lachte ihn aus. »Du hast dir wieder mal einen runtergeholt«, sagte sie.
    »Hab ich nicht«, sagte er wütend und setzte sich auf.
    »Haste doch«, sagte sie. »Ich seh ja die nassen Flecken auf deinem Laken.«
    Betreten sah er das Bettlaken an. »Ich habe geschlafen.«
    »Natürlich«, sagte Motty sarkastisch. »Das sagst du ja immer. Aber ich weiß Bescheid. Ich habe dich schon gekannt, als du noch soo klein warst.« Sie zeigte etwas in der Größe ihres kleinen Fingers.
    »Woher kennst du dich mit diesen Sachen eigentlich so gut aus?« fragte er hämisch. »Du bist doch auch nicht viel älter als ich.«
    »Ich bin fünfundzwanzig«, sagte sie abwehrend. »Ich weiß noch genau, daß ich dich immer gebadet habe, als du noch ein ganz kleiner Junge warst. Fast noch ein Baby!«
    »Und ich weiß noch, daß du die meiste Zeit mit meinem Pimmel gespielt hast«, erwiderte er.
    »Hab ich nicht!« rief sie wütend.
    Er nahm die Hände von seinen Geschlechtsteilen weg. »Schau mal«, sagte er. »Ich hab gerade eine ziemliche Latte. Würdest du mich nicht gern wieder mal baden?«
    »Du Schwein!« schrie sie. »Du perverses Schwein. Ich hab die Geschichten gelesen, die du für diese Heftchen schreibst. Schlüpfrige Liebesgeschichten, schlüpfrige Detektivgeschichten und schlüpfrige Abenteuergeschichten.«
    Er sah sie herausfordernd an. »Du hättest sie ja nicht zu lesen brauchen, Motty.«
    »Ich wollte gern wissen, was du so schreibst«, sagte sie.
    »Haben sie dich scharf gemacht?« fragte er neugierig.
    »Angeekelt haben sie mich. Wenn du unbedingt Schriftsteller sein willst, warum schreibst du dann nicht für anständige Zeitschriften? Für die ›Saturday Evening Post‹, für ›Collier's‹ oder für ›Ladies Home Journal‹?«
    »Ich hab's versucht«, sagte er. »Aber die Art Geschichten kann ich nicht schreiben.« Er schwieg einen Augenblick. »Aber so schlimm ist es auch wieder nicht«, fuhr er fort. »Immerhin verdiene ich ungefähr fünfzehn Dollar die Woche mit meinen Geschichten.«
    »Das ist nicht sehr viel«, sagte sie. »Ich verdiene als Werbetexterin bei A&S Fünfunddreißig die Woche.«
    »Das hat mit Schreiben doch nichts zu tun«, sagte er. »Außerdem mußt du auch im Laden arbeiten. Hinter der Theke.«
    Motty ignorierte diese Bemerkung. Sie war bereits auf dem Weg zur Tür. »Geh lieber runter«, sagte sie. »Deine Mutter ist ziemlich beunruhigt.«
    Er wartete, bis er Mottys Schritte auf der Treppe hörte, ehe er endgültig aufstand und sich erst einmal tüchtig reckte und streckte. Es war schon Oktober, aber die Luft war immer noch schwül, und das Fenster stand offen. Es schien, als wollte der Sommer gar nicht mehr aufhören.
    Joe lehnte sich gegen den Fensterrahmen und starrte auf den ungepflasterten Fahrweg hinunter, der ihr Haus vom Nachbarhaus trennte. Er sah, wie Motty aus der Küchentür kam.
    »Du kommst zu spät zur Arbeit«, rief er hinunter.
    »Heute ist Donnerstag. Da machen wir später auf«, rief sie zurück.
    »Ach, wirklich?«
    Sie sah zu ihm hinauf. »Hast du heute Spätschicht?«
    »Nein«, sagte er.
    »Kannst du mich dann vielleicht abholen? Ich geh nicht gern allein nach Hause. Das ist so eine unheimliche Gegend bei Dunkelheit.«
    »Ich werde es versuchen«, sagte er. »Ich rufe dich an.«
    »Okay«, rief sie und ging die Auffahrt hinunter zur Straße.
    Joe kratzte sich verschlafen den Kopf und gähnte. Motty war schon in
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