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Hollywood

Hollywood

Titel: Hollywood
Autoren: Harold Robbins
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Beinbruch wird heilen, aber ich kenne Leute, die dich lebenslang in den Rollstuhl verbannt hätten.«
    Ich warf ihm einen erschrockenen Blick zu. Erst jetzt sah ich, daß er todmüde war. Seine wasserblauen Augen waren rotunterlaufen. Er hatte offenbar die ganze Nacht nicht geschlafen. »Es tut mir leid, daß ich dir dein Abendessen und den leckeren Nachtisch versaut habe«, sagte ich.
    »Das macht nichts«, sagte er. »Ich schätze, du bist eine Weile außer Gefecht. Du kannst mir ja was Süßes aus deinen Vorräten schicken.«
    »Wie lange wird es dauern, bis ich wieder okay bin?«
    »Schwer zu sagen. Es sind mehrere Schritte. Als erstes bleibst du jetzt mal eine Woche hier im Krankenhaus im Streckverband liegen, bis wir uns davon überzeugt haben, daß deine Knochen richtig eingerichtet sind. Dann kannst du nach Hause. Du behältst zwar deinen Verband, aber du darfst dich bewegen. Erst kriegst du so ein Laufgestell mit vier Rädern, später kannst du es mit Krücken versuchen. Alles ganz langsam, jeden Tag ein bißchen mehr, und viel Schlaf und Bettruhe. Nach einem Monat machen wir dann die nächsten Röntgenaufnahmen. Wenn alles okay ist, darfst du etwas mehr tun, vielleicht auch schon aus dem Haus gehen. Aber immer noch mit Krücken, versteht sich. Dann machen wir wieder Röntgenaufnahmen, vier Wochen später vielleicht. Da müßten die Knochen wieder verheilt sein. Danach brauchst du wahrscheinlich nur noch eine Krücke, oder vielleicht genügt auch ein Stock. Den wirst du allerdings noch ein paar Monate brauchen. Erst wenn wir sicher sind, daß die Gelenkkapsel wieder geheilt ist und der Oberschenkelkopf ordentlich in der Gelenkpfanne sitzt, kannst du dein Lotterleben wiederaufnehmen.«
    Ich rechnete. »Insgesamt ein halbes Jahr?« fragte ich.
    »Ungefähr«, sagte er.
    »Werde ich arbeiten können?« fragte ich.
    »Ich glaube schon. Aber nur unter Schmerzen. Du wirst alles langsam tun müssen.«
    »Wie lange wird es denn dauern, bis die Schmerzen verschwinden?«
    »Das wird eine Weile dauern. Wenn wir eine Skala mit zehn Stufen nehmen, wird es drei Monate dauern, bis du bei fünf bist. Und selbst, wenn du geheilt bist, wird ein Rest bleiben. Aber du wirst dich daran gewöhnen. Es wird dich nicht weiter behindern.«
    Ich warf ihm einen anerkennenden Blick zu. Ich schätzte es, daß er mir immer die Wahrheit sagte und mich nicht mit leeren Versprechungen abspeiste. »Das bringt mein ganzes Programm durcheinander«, sagte ich. »Am Montag muß ich das Drehbuch für eine neue Serie abgeben. Am nächsten Freitag ist ein Aufsatz für eine englische Wochenzeitschrift fällig, und in drei Monaten wollte ich die ersten vier Kapitel meines neuen Buches abliefern.«
    »Ich fürchte, das wirst du nicht schaffen«, sagte er. »Aber du brauchst dir doch keine Sorgen zu machen, oder? Dein letztes Buch ist immer noch auf sämtlichen Bestsellerlisten. Dabei läuft es schon fast ein Dreivierteljahr.«
    »Und es ist schon über ein Jahr her, daß ich den letzten Dollar verpulvert habe, den ich dafür gekriegt habe. Ich muß einen ziemlich großen Apparat unterhalten.«
    Ed schwieg einen Augenblick, dann nickte er. »Ja, da hast du wahrscheinlich recht. So ein Leben im großen Stil ist nicht billig. Manchmal frage ich mich, wie du überhaupt zurechtkommst mit deinem Haus hier in Beverly Hills, mit deiner Villa an der Riviera, deinem Ferienhaus in Acapulco und deiner hochseetüchtigen Jacht.«
    »Ich mache es genauso wie du«, sagte ich. »Einfach immer weiterarbeiten.«
    »Du vergeudest aber auch eine Menge Geld mit Saufereien, Partys, Rauschgift und Weibern. Wenn du da ein bißchen zurückstecken würdest, könntest du eine Menge Geld sparen.«
    »Das hört sich an wie eine Predigt von meinem Rechtsanwalt. Paul sagt auch immer solche Sachen. Keiner von euch beiden begreift, daß es der Zuckerguß ist, der den Kuchen zusammenhält und das Leben lebenswert macht. Das Geld auf dem Konto versauern zu lassen ist doch trübsinnig. Ich gebe mein Geld lieber für einen unterhaltsamen Lebensstil aus, der mir Spaß macht.«
    »Aber arbeiten mußt du trotzdem«, sagte Ed.
    »Na und? Du etwa nicht?«
    »Ja, schon«, sagte er. »Aber die Leute denken, bei dir wäre das anders.«
    Ich lachte. »Die Leute denken an meine Bücher. Sie denken, ich und meine Bücher wären dasselbe.«
    »Soll das heißen, daß du immer schon so viel gearbeitet hast? Auch, als du angefangen hast?«
    »Damals erst recht«, sagte ich.
     

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