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Hollywood Gossip - Halliday, G: Hollywood Gossip

Hollywood Gossip - Halliday, G: Hollywood Gossip

Titel: Hollywood Gossip - Halliday, G: Hollywood Gossip
Autoren: Gemma Halliday
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öffnete die Tür und glitt in den hinteren Bereich des Gerichtssaals. Entgegen der Darstellung in L.A. Law ist es weder besonders glamourös noch besonders sexy, ja, nicht mal besonders spannend, sich im Bezirksgericht von L.A. aufzuhalten. Die Räume gleichen niedrigen viereckigen Boxen, und sie zeichnen sich durch Tische mit Metallrahmen, harte Holzstühle und deprimierende beigefarbene Wände aus. Denken Sie der Einfachheit halber an die Innenausstattung einer Kraftfahrzeugbehörde. Nur schlimmer. Da es heute ausschließlich um Anklageverlesungen ging, war keine Jury anwesend. Auf der Besuchergalerie saß nur ein kleines Häufchen Leute, vermutlich die zahlungsfähigen Familienangehörigen der Männer in orangefarbenen Overalls, die dem Richter vorgeführt wurden, um die Kaution festzusetzen. Gerade stand ein Typ mit Ohrringen so groß wie Fünfcentmünzen vor dem Richter – offenbar bestritt er, jemals Drogen bei sich geführt zu haben.
    Gähn.
    Ich rutschte auf meinem Stuhl hin und her. Als ich mein Aufnahmegerät aus der Tasche holte, gab Mr Meth gerade einer hageren Brünetten zu verstehen, sie möge doch die 50000 Dollar Kaution, die für ihn fällig waren, ein Stockwerk tiefer hinterlegen. Dann führten sie ihn hinaus.
    Ich wurde erst wieder wach, als sich die Seitentür öffnete und der nächste Beschuldigte hereingeschlurft kam.
    Edward Pines war Mitte fünfzig, sah heute allerdings eher aus wie 75. Das Gefängnis schien ihm nicht zu bekommen. Er hatte dunkle Ringe unter den Augen, und seine Hamsterbacken waren noch weicher und schlaffer als auf dem letzten Foto, das Cam für die Titelseite geschossen hatte. Den Kopf hielt er beim Gehen gesenkt, als wollte er schon jetzt – ehe die Jury überhaupt anwesend war – den Reumütigen spielen. Neben ihm stand sein Anwalt – groß gewachsen, knitterfreier Anzug, käsige Gesichtsfarbe. Ich kannte ihn nicht, doch das war keine Überraschung. Einen stadtbekannten Pädophilen zu vertreten war der Karriere eines Anwalts nur bedingt förderlich.
    »Mr Pines, Sie werden angeklagt, sich im Besitz von Kinderpornografie befunden zu haben«, donnerte der Richter von seinem Pult herunter. »Bekennen Sie sich schuldig?«
    Der käsige Anwalt schaltete sich ein: »Der Angeklagte plädiert auf nicht schuldig, Euer Ehren.«
    Ich hob eine Augenbraue. Pines war in flagranti, sozusagen mit Blut an den Händen, von der Polizei erwischt worden. Ich war gespannt, wie sich sein Anwalt da aus der Geschichte rauswinden wollte.
    »Also gut. Freilassung gegen Kaution?« Der Richter wandte sich an den bleistiftdünnen Bezirksstaatsanwalt, der, von seiner geringen Größe abgesehen, eine direkte Kopie des käsigen Verteidigers hätte sein können. Sahen diese Typen niemals auch nur ein kleines bisschen Sonnenlicht?
    »Euer Ehren, das Volk verlangt eine Kautionssumme von zehn Millionen Dollar.«
    »Heilige Sch…!« Ich schnappte nach Luft und hörte die Leute im Saal angesichts der ungeheuren Summe um Atem ringen. Pines mochte eine weithin bekannte Persönlichkeit sein und ein Fiesling, aber er hatte niemanden umgebracht. Selbst bei Mordanklagen ging die Kautionssumme selten über eine Million hinaus. Ich beugte mich aufmerksam vor. Das versprach interessant zu werden – das konnte ich geradezu spüren.
    »Euer Ehren, das ist unerhört«, entrüstete sich der Verteidiger. Seine Wangen hatten inzwischen sogar einen Hauch Farbe angenommen. »Mein Klient ist ein aufrechtes Mitglied der Gesellschaft, von seinen Kollegen hochgeachtet. Er ist tief verwurzelt in seiner Gemeinde, und um ganz offen zu sprechen: Ich bin der Meinung, dass die Kautionsforderung des Staatsanwalts, gemessen an dem Vorwurf, um den es hier geht, vollkommen übertrieben ist.«
    Der Richter hob die buschigen Augenbrauen: »Sie denken, dass Kinderpornografie keine große Sache ist, Herr Rechtsanwalt?«
    »Selbstverständlich ist sie das, Euer Ehren«, trat der Anwalt eilig den Rückzug an, »Aber die Forderung des Staatsanwalts ist … äußerst streng«, beendete er den Satz, wobei er seine Worte dieses Mal mit etwas mehr Bedacht wählte.
    Streng. So konnte man es auch ausdrücken. Ich machte mir im Geiste eine Notiz, dieses Wort in meinem Bericht zu verwenden.
    »Mr Atwood?«, sagte der Richter und wandte sich an den Bezirksstaatsanwalt.
    »Euer Ehren, der Angeklagte besitzt ein beträchtliches Privatvermögen und die doppelte Staatsbürgerschaft der USA und Kanadas . Es besteht Fluchtgefahr. Außerdem«, fuhr er fort
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