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Holly greift nach den Sternen

Titel: Holly greift nach den Sternen
Autoren: Sarra Manning
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ihres Herzens, dass sein Gefängnisoverall eine grässliche Farbe haben würde und aus Polyester wäre. Das geschah ihm dann recht!
    »Ich bin froh, dass du nach London gehst - ich kann deinen Anblick wirklich nicht länger ertragen.« Amber wühlte in ihrer Handtasche nach einem Kaugummi.
    »Du solltest dich entspannen«, riet Holly und versuchte, den kleinen Funken Gekränktheit zu ersticken, den Ambers Worte entfacht hatten. Das waren bestimmt nur die Hormone. »Das ist nicht gut fürs Baby, Mom.«
    Amber tätschelte ihren durch Aerobic gestählten Bauch und lächelte zum ersten Mal. »Die Babys.«
    Also echt: Für jemanden, der ständig im Mittelpunkt stehen wollte, war ihr das mal wieder perfekt gelungen.
    »Was? Du meinst...?«
    »Mehr als eins. Die Hormonbehandlung hat sich gelohnt«, sagte Amber selbstzufrieden. »Stell dich den Tatsachen, Süße, du bist weg vom Fenster. Und dieses Mal verdoppele ich meinen Einsatz. Ich hab schon einen Agenten in der Warteschleife.«
    »Du kriegst Zwillinge ?« Das war doch irgendwie kaum zu fassen. Vor allem weil kein Geld mehr für ein Kindermädchen da war. Jetzt konnte Holly gar nicht schnell genug nach London abreisen. »Tja, Glückwunsch, was?«
    »Danke, Schätzchen.« Amber rückte näher, um die Hand ihrer Tochter fest zu drücken. Holly wusste genau, was als Nächstes kommen würde. »Du weißt ja, die Arztrechnungen stapeln sich und diese schäbige Wohnanlage hat nicht mal einen Pool.«
    Eine Sekunde lang ging Holly das Fehlen des Pools zu Herzen, aber dann erinnerte sie sich an ihren herzförmigen Swimmingpool im Garten der Zehnzimmervilla, der nun neue Besitzer hatte.
    »Tut mir leid, Mom. Ich bin total pleite. Deshalb geh ich ja nach London. Hier bekomme ich doch nicht mal mehr einen Vorsprechtermin.«
    »Ach komm schon, Holly, ich weiß genau, dass du noch irgendwo einen Sparstrumpf hast. Wenn du es schon nicht für mich tust, dann tu es wenigstens für deine zukünftigen kleinen Schwestern oder Brüder. Obwohl ich auf ein Pärchen hoffe, damit alle Wünsche erfüllt werden.«
    »Diese Stretchlimo hat mich mein letztes Geld gekostet«, gestand Holly. »Ich muss Touristenklasse fliegen. Wenn ich in London einen Job lande, werd ich sehen, ob ich dir helfen kann.«
    Amber zog einen Schmollmund. Wahrscheinlich aus Verärgerung, aber wegen des Botox war das nicht so eindeutig.
    »Du bist so undankbar«, zischte sie durch die zusammengebissenen Zähne. »Wenn ich daran denke, was ich alles für dich geopfert habe. Ich habe eine Woche lang gehungert, damit du ein...«
    »... ich ein neues Kleid für das Vorsprechen für die ›Starr Family‹ bekam«, beendete Holly den Satz an ihrer Stelle. »Ich weiß, und ich finde es auch schlimm, aber wir werden uns beide ans Armsein gewöhnen müssen.«
    Das Wort ARM brachte Amber endlich zum Schweigen. Sonst bedurfte es dazu meistens ein paar Beruhigungspillen. Vielleicht grübelte sie über das Leben in Armut nach, oder sie dachte nur daran, wie sie Holly auf andere Weise um einen Vorschuss auf die Einnahmen der Zwillinge anpumpen konnte.
    Erst als das Auto vor der Schalterhalle des Flughafens von L. A. anhielt, fand Amber ihre Sprache wieder.
    »Du wirst bestimmt nicht viele Aufträge als Model kriegen, Süße«, bemerkte sie beiläufig. »Du hast eine kurze Unterlippe und deine Arme sind viel zu schlaff. An deiner Stelle würde ich mich beim Fernsehen umschauen.«
    »Danke, Mom.« Holly schlüpfte aus dem Wagen, die Brille wieder auf der Nase, zum Schutz gegen den Ansturm der Paparazzi - aber die schienen auf dem Weg vom Gericht hierher verloren gegangen zu sein. »Ich weiß, dass ich es schaffe. Man muss einen Traum haben, damit er Wirklichkeit werden kann, stimmt’s?«
    »Jawohl, das ist echter Kampfgeist«, näselte Amber gleichgültig. »Mach die Tür zu, du lässt die Hitze rein.«
    Die Autotür knallte vor Hollys Nase zu, und sie betrachtete etwas fassungslos die zwei Koffer, die der Fahrer gerade aus dem Kofferraum gehievt hatte.
    Was sollte sie damit anfangen? Wo war der Studio-Lakai, der sie sonst immer trug?
    Erkenntnis: Es gab keinen. Sie musste es selbst tun. Sie würde von jetzt an viele Dinge selbst tun müssen, die sie noch nie getan hatte. Zum Beispiel einchecken, das Gepäck aufgeben und den Pass nicht verlieren.
    Aber war das denn so schwierig? Normale Leute taten so was doch ständig. Holly packte die Koffergriffe und zerrte die Riesendinger zum Eingang. Nur gut, dass sie so oft im Fitnessstudio gewesen
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