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Hola Chicas!: Auf dem Laufsteg meines Lebens (German Edition)

Hola Chicas!: Auf dem Laufsteg meines Lebens (German Edition)

Titel: Hola Chicas!: Auf dem Laufsteg meines Lebens (German Edition)
Autoren: Jorge González
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Straßen und präsentiert dabei eine Choreografie in wunderschönen bunten, glitzernden Kostümen. Alle sind auf den Beinen. Mütter tanzen mit ihren Babys im Arm oder schieben im Rhythmus der Trommeln die Kinderwagen, ein paar Chicas tanzen in einer Formation, Männer stehen am Straßenrand und machen ihnen schöne Augen … Und mittendrin der kleine Jorge, der mit dem Popo wackelnd hinter den carrozzas , den Karnevalswagen, herlief und den Leuten am Straßenrand oder auf den Balkonen der Häuser zuwinkte.
    Als Kind habe ich an allen Veranstaltungen unseres Kulturhauses teilgenommen, nur um auf der Bühne Salsa tanzen zu können, und beherrschte schon mit fünf Jahren die verschiedensten kubanischen und lateinamerikanischen Tanzstile: Bolero, Salsa, Danzón, Merengue, Contradanza – oder Habanera –, Danzonette, Samba, Mambo, Rumba. Besonders liebte ich la rueda de casino , das Salsarad, denn Salsa wird in Kuba casino genannt. Die Paare tanzen dabei alle zusammen in einer Formation, so ähnlich wie bei Saturday Night Fever . Alle kennen die exakte Bewegungs- und Schrittfolge und tanzen paarweise im Kreis.
    Eines Nachmittags, als ich im Schlafzimmer meiner Eltern spielte, entdeckte ich mein Lieblingsspielzeug – High Heels. Meine Mutter bewahrte alle ihre Schuhe und auch ein paar ältere Modelle meiner Großmutter in einer Kommode auf. Das war für mich wie der Hauptgewinn in der Lotterie, auch wenn ich damals noch nicht wusste, dass High Heels meine besten Freunde werden und mich mein Leben lang begleiten würden. Die meisten waren spitze Stöckelschuhe mit Pfennigabsätzen im Stil der Fünfzigerjahre, weiße, beigefarbene, braune und schwarze … Meine Lieblinge waren weiß und hatten eine schwarze Schleife zum Anklipsen. Jorge im Glück!
    Ich fing einfach spontan an, mit den High Heels zu spielen. Ich zog sie an und stolperte – äh, ich meine natürlich stolzierte – damit los. Ihr kennt das bestimmt, Chicas, wenn man in viel zu großen Schuhen über den Boden schlurft. Genauso sah das aus. Während ich, die Hände in die Hüften gestemmt, im Schlafzimmer herumspazierte, beobachtete ich mich aufmerksam im Spiegel, der an der Wand hing. Es fing also schon früh an. Aus dieser Zeit existiert auch ein Foto, auf dem ich tief ins Auge der Kamera schaue und richtig cool pose – natürlich noch ohne Heels – , eine Hand in der Hüfte, ein Bein zur Seite gestellt …
    Chicas-Tage
    » Una mujer nunca sale sin sus tacones y sin pintarse sus labios. Eine Frau geht nicht aus dem Haus ohne hohe Schuhe und Lippenstift«, sagte meine Oma oft, die ein ganz wichtiger Mensch in meinem Leben war. Sie hatte wunderschönes weißes Haar, bewegte sich sehr sinnlich und elegant und machte sich jeden Tag sorgfältig zurecht. Eine richtige Dame! Sie benutzte »Violeta«, ein nach Veilchen duftendes Eau de Cologne, seidigen Körperpuder und roten Lippenstift. Am liebsten trug sie weiße Spitzenblusen und Bleistiftröcke, die übers Knie reichten. Und natürlich High Heels.
    Deshalb habe ich schon als Kind immer als Erstes auf die Schuhe der Frauen geschaut. Manchmal, wenn wir im Dorf spazieren gingen, zeigte ich auf eine ungeschminkte Frau in Plastiklatschen und sagte: » Mira, abuela. Kuck mal, Oma, nicht elegant!«
    » Madre mía , ach je, diese Frauen von heute«, rief sie dann meistens und schaute zum Himmel hoch. »Und dann wundern sie sich, warum sie Probleme haben mit ihren Männern. Ich habe fünfzehn Kinder zur Welt gebracht, aber mein Mann hat mich nie so gesehen.«
    Meine Oma ermunterte mich auch, ihre alten Kleidungsstücke umzustylen. Zum Beispiel eine Bluse mit einem filigranen Spitzenbesatz. Es wäre schade gewesen, sie einfach wegzugeben. Deshalb schlug ich vor: »Oma, die Spitze wäre doch schön als Besatz für deinen weißen Rock.« Sie nickte, und wir schnitten die Spitze ab, die Oma dann als Applikation an den Rock nähte. Ihr kleiner Jorge war ein richtiger Stylist!
    Jeden zweiten Sonntag durfte ich, während wir alte Filme anschauten, meiner Oma die Haare machen. »Komm, niño , mach mich hübsch«, forderte sie mich immer auf. Ich hatte ein paar grauhaarige Frauen aus meinem Dorf beobachtet, wie sie sich die Haare auf der Veranda mit Durchschlagpapier färbten, und probierte das zu Hause aus. Als Erstes feuchtete ich Omas Haare an, wickelte anschließend die einzelnen Strähnen in Durchschlagpapier und rieb die Farbe ab. So wurden die Haare nach und nach blau.
    Meine Oma liebte Handarbeiten. Sie strickte mir
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