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Hogan, S: Steampunk-Saga: Episode 8

Hogan, S: Steampunk-Saga: Episode 8

Titel: Hogan, S: Steampunk-Saga: Episode 8
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Hatte Devran es getan, weil er Makhras’ finstere Pläne durchkreuzen wollte? Oder gab es noch ein anderes Motiv, das Kate bisher nicht durchschaute?
    Sie nahm sich fest vor, etwas misstrauischer zu sein. Das fiel Kate aber ziemlich schwer, denn sie fühlte sich in Devrans Gesellschaft sehr wohl. Es war beinahe so, als ob sie ihn schon ewig kennen würde. Dieser indische Urwald war für sie eine fremde und auch bedrohliche Welt. Momentan war sie auf Devran angewiesen, denn Kate hatte überhaupt keine Orientierung mehr. Sie hätte niemals zu Makhras’ Versteck zurück gefunden, was sie ja auch gar nicht wollte. Aber ihr war auch nicht klar, in welche Richtung sie sich wenden musste, um zu dem Dorf zu gelangen. Während des Elefantenrittes mit Suna waren sie irgendwann durch verschiedene kleinere Orte gekommen. Aber Kate hätte niemals sagen können, wo sich der Elefantenpfad befand, der dorthin führte.
    Devran ging zügig voran. Dabei schaute er sich immer wieder nach Kate um. Er wollte sich vergewissern, dass sie nicht hinter ihm zurück blieb. Schnell laufen konnten sie momentan nicht, denn dafür war die Vegetation zu dicht. Devran musste immer wieder große Pflanzenblätter zur Seite biegen, um ihnen einen Weg zu bahnen.
    „Wie weit ist es denn noch?“, fragte Kate nach einer Weile. Sie hatte überhaupt kein Zeitgefühl mehr, und eine Taschenuhr besaß sie sowieso nicht.
    „Das Dorf befindet sich von hier aus in südöstlicher Richtung. Wir mussten leider einen weiten Umweg gehen, um unseren Verfolgern nicht in die Arme zu laufen. Aber wir erreichen bald die Buddha-Höhlen von Lavanta. Die müssen wir durchqueren, dann haben wir unser Ziel fast erreicht.“
    „Du scheinst dich hier jedenfalls gut auszukennen.“
    „Ja, ich bin in dieser Gegend aufgewachsen. Mein Vater war ein Raja, ein Fürst. Ihm gehörte das Land, soweit du blicken kannst.“
    Kate hatte genau zugehört. Devran hatte in der Vergangenheitsform gesprochen. Regierte sein Vater nicht mehr? Kate wusste, dass die britische Kolonialregierung die Macht der lokalen Fürsten nicht antastete. Ob Devrans Vater vielleicht gar nicht mehr lebte? Auch ihr eigener Dad war ja schon vor Jahren gestorben und hatte ihr als wertvollsten Besitz seinen Dampfkutter hinterlassen. Von ihm hatte Kate auch das Fliegen und die Bedienung der Maschine gelernt, wodurch sie zu ihrem Spitznamen Tinker-Kate gekommen war.
    Jedenfalls spürte sie deutlich, dass Devran nicht über seine Familie reden wollte. Seine Stimme hatte einen härteren Klang bekommen, als er von seiner Herkunft sprach. Als Fürstensohn war Devran ja auch eine Art Prinz, so wie in den Kindermärchen, die Kate einst vorgelesen bekommen hatte. Aber besonders kostbar war Kates Begleiter eigentlich nicht gekleidet. Daheim in England hatte Kate oft mit reichen Passagieren zu tun, daher erkannte sie teure Stoffe. Doch mit seinem Auftreten und seiner Sprache wirkte Devran schon edel; auf jeden Fall außergewöhnlich. Doch seine Kleidung hätte auch zu einem Lastenträger oder Feldarbeiter gepasst. Aber warum schlich sich ein Fürstensohn wie Devran bei Makhras ein, nur um den Aufwiegler dann zu hintergehen und seine Gefangene zu retten? Kate wurde nicht schlau aus Devran. Sie musste sich eingestehen, dass seine Rätselhaftigkeit ihn für sie noch anziehender machte.
    Zum Glück musste sich Kate über ihre Empfindungen nun nicht länger den Kopf zerbrechen, denn vor ihnen türmte sich nun eine hohe und steile Felswand auf. Beeindruckt blickte Kate daran hoch. Sie war in London aufgewachsen und kannte an Landschaften eigentlich nur die flachen grünen Wiesen Südenglands aus eigener Anschauung. Allenfalls die weiße Steilküste von Dover, die sie bei ihrer Luftschifffahrt Richtung Paris überflogen hatte, erinnerte sie ein wenig an dieses Granitmassiv.
    Devran nahm sie bei der Hand und führte sie ein Stück weit am Rand des Felsens entlang. Kate lag die Bemerkung auf der Zunge, dass sie schon nicht verlorengehen würde. Doch eigentlich fand sie es sehr schön, von Devran berührt zu werden. Also hielt sie einfach ihren Mund.
    „Das sind die Buddha-Höhlen von Lavanta.“
    Devran blieb stehen und deutete auf einen Portikus, eine Art Säulengang. Kate war keine Altertumsforscherin, aber nach ihrer Schätzung musste der aus dem Granit gemeißelte Eingang uralt sein. Links und rechts von dem torlosen finsteren Höhlenloch hinter den Säulen befanden sich zwei Buddha-Statuen, die aus weißem Kalkstein
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