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HOFFNUNG AUF DAS GROSSE GLÜCK

HOFFNUNG AUF DAS GROSSE GLÜCK

Titel: HOFFNUNG AUF DAS GROSSE GLÜCK
Autoren: JOANNA MAITLAND
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er wieder zu Kräften gekommen ist.“ Jamie ließ sich auf einem hochbeinigen Stuhl in ihrem Salon nieder und schenkte aus einer silbernen Kanne Tee ein, um dann ihre Gäste anzusehen, denen es sämtlich die Sprache verschlagen zu haben schien.
    Richard lächelte Emma ermutigend an, während er ihr eine Tasse reichte. Doch sie brachte noch immer kein Wort heraus. Draußen auf dem Rasen hatte sie sich gewünscht, der Boden möge sich auftun und sie verschlingen. Jetzt ruhten ihre Füße auf einem kostbaren Aubussonteppich, das Gefühl indes blieb dasselbe. Sie starrte auf das kunstvolle Muster und wäre am liebsten unter ihren Sessel gekrochen.
    Das gespannte Schweigen hielt an, während Richard seinem Freund Tee servierte, der unbeholfen auf dem Sofa saß, den Stock neben sich. Das linke Bein schien er kaum beugen zu können.
    „Hugo …“, hub Richard an.
    „Major Stratton …“, sagte Jamie gleichzeitig.
    Richard und Jamie unterbrachen sich und lächelten einander zu. Dann erhob sich Richard, vollführte eine galante Verneigung und bedeutete seiner Frau, weiterzusprechen.
    „Ihr solltet ihn gar nicht beachten“, wandte Jamie sich an die anderen beiden. „Er tut so, als trüge er einen taillierten Gehrock aus Satin und Schnallenschuhe mit roten Absätzen, und tritt auf wie ein affektierter Gentleman des letzten Jahrhunderts.“
    Richard gelang es, gekränkt auszusehen. „Nichts dergleichen, Geliebte“, erwiderte er. „Ich räume dir lediglich ein, was du mir gegenüber stets als deine Aufgabe bezeichnest.“
    Sein Gesicht drückte eine solche Mischung aus Unschuld und Boshaftigkeit aus, dass Emma in Jamies Lachen einstimmte.
    Nur Hugo blieb still, wie sie bemerkte. Er schien sich ganz in sich selbst zurückgezogen zu haben. Und die Teetasse hielt er unangetastet in der Hand.
    Emma beschloss, ihn aus sich herauszulocken. Schließlich war es ihr peinlicher Fauxpas gewesen, der Hugo in diese Situation gebracht hatte. Sie durfte nicht länger daran denken, wie sie sich fühlte. Ganz gewiss war das alles für ihn noch deutlich unangenehmer.
    „Ich bin sicher, dass Sie hier gute Fortschritte machen werden, Major Stratton“, sagte sie und versuchte, möglichst viel Herzlichkeit in ihre Worte zu legen. „Ich weiß aus erster Hand, dass Richard und Jamie wunderbare Gastgeber sind. Und im Sommer ist ein Aufenthalt auf Harding einfach herrlich.“
    Hugo wandte den Kopf und sah Emma unverwandt in die Augen. In seinem Blick schien eine Herausforderung zu liegen, die ihr vertraut vorkam. Jetzt, da sie nicht mehr nur auf die schrecklichen Versehrungen achtete, erkannte sie zumindest ein wenig von dem jungen Mann wieder, an den sie sich so lebhaft erinnerte. Wie damals schimmerte sein dichtes dunkles Haar, leuchteten seine Augen wie polierter Stahl, und sein großzügig geschnittener Mund sah aus, als würde stets ein Lächeln um seine Lippen spielen. Doch er lächelte nicht. Und seine Miene blieb abweisend, während er sie betrachtete. Sie entdeckte nicht die kleinste Spur von Wohlgefallen in seinem Gesichtsausdruck. Vermutlich gefielen ihm groß gewachsene Frauen besser – oder Brünette.
    „Ich bin überzeugt, dass Sie recht haben, Miss Fitzwilliam“, erwiderte er schließlich. „Vor allem, was Lady Hardinges Gastfreundschaft angeht, für die ich sehr dankbar bin. Was das Anwesen betrifft, so werde ich mein Bestes tun, da ich indes nicht in der Lage bin, zu reiten oder weite Strecken zu gehen, bezweifle ich, dass ich viel davon sehen werde.“
    Ganz plötzlich war Emma überzeugt, dass Hugo an ihrem Unbehagen Vergnügen fand, und ihre Verlegenheit wich einem unerwartet heftigen Anflug von Ärger. Wie konnte er es wagen? Offensichtlich glaubte er, seine Verwundungen rechtfertigten sein schlechtes Benehmen. Nun – sie würde ihn eines Besseren belehren.
    Ein gefährliches Lächeln erschien auf ihrem Gesicht. „Ich bin sicher, dass Sie mit der Zeit und mit Lady Hardinges Hilfe Ihre Kräfte zurückerlangen werden, Major. Und bis dahin werden Sie fischen und schießen können, wie es Ihnen beliebt, nicht wahr?“
    „Nein.“ Er senkte den Blick, sodass Emma den Ausdruck seiner Augen nicht mehr erkennen konnte. „Ich fürchte nicht, Miss Fitzwilliam. Mein linker Arm ist für beides zu schwach.“
    „Aber ich habe gesehen, wie Sie Dickon in die Luft warfen …“, platzte sie heraus, ohne darüber nachzudenken. Wie taktlos sie war!
    „Dickon ist nicht gerade ein Schwergewicht, wissen Sie“, erklärte Hugo
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