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HOFFNUNG AUF DAS GROSSE GLÜCK

HOFFNUNG AUF DAS GROSSE GLÜCK

Titel: HOFFNUNG AUF DAS GROSSE GLÜCK
Autoren: JOANNA MAITLAND
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möchte ich Sie nicht aufhalten. Da Emma sich nicht dazu herablässt, zu erscheinen, werde ich ihr ausrichten, dass Sie hier waren und aus welchem Grund. Vielleicht wird ihr das eine Lehre sein.“
    Hugo und Richard hatten sich ebenfalls erhoben, wie es die Höflichkeit gebot. Jetzt trat Hugo einen Schritt vor. „Mir bleibt etwa eine halbe Stunde, Sir. Dürfen wir uns nach Miss Emma umsehen? Sie muss irgendwo im Garten sein – und Richard weiß vielleicht, wo wir suchen können. Das sollte er jedenfalls, nachdem er so viele Jahre bei Ihnen ein und aus gegangen ist.“ Diesmal lächelte Hugo, als sein Freund sichtlich verlegen wurde.
    Sir Edward nickte. „Aber gern, wenn Sie es wünschen. Allerdings dürfen Sie auf keinen Fall zulassen, dass Sie sich der kleinen Range wegen verspäten.“
    Die beiden jungen Männer waren bereits in Richtung Garten unterwegs. Sir Edward blickte ihnen mit einem müden Kopfschütteln nach. „Der Himmel stehe mir bei. Was soll ich nur machen mit diesem Wildfang?“
    Emma war so vertieft in die Abenteuer ihrer Romanheldin, dass es ein paar Minuten dauerte, bis die Stimmen zu ihr durchdrangen. Liebe Güte – sie standen praktisch direkt unter ihr! Sie sandte ein Stoßgebet zum Himmel und flehte, dass die beiden nicht aufschauen mochten, während sie vollkommen reglos dasaß.
    „Nun, offensichtlich ist sie nicht hier.“
    Sofort erkannte Emma, dass es Richard war, der da sprach – und dass er verärgert sein musste. Seit frühester Kindheit waren sie Freunde gewesen, obgleich er in letzter Zeit ihr gegenüber weniger nachsichtig war als früher. Ihr Vater meinte, Richard sei nun zu erwachsen, um sich mit einem ungestümen kleinen Wildfang abzugeben, und wenn er erst einmal sein Studium beendet hätte, würde er überhaupt keine Zeit mehr für Emma aufbringen. Doch so etwas würde Richard nicht tun, oder?
    Emma wollte ihm gerade etwas zurufen, dann indes überlegte sie es sich anders. Da war jemand bei ihm …
    „Wenn sie nicht gefunden werden will“, sagte sein Begleiter, „scheint sie sich in Luft aufzulösen. Eigentlich hatte ich erwartet, dass du geradewegs zu ihrem Versteck gehst, Richard. Schließlich müsstest du hier jeden Baum und jeden Strauch kennen.“
    Emma lächelte, als sie die zweite Stimme erkannte. Sie gehörte Richards Freund Hugo Stratton, und er wirkte eher amüsiert als verstimmt. Überhaupt war Hugo ganz anders als Richard – abgesehen von ein paar äußerlichen Ähnlichkeiten vielleicht. Hugo behandelte sie nicht wie eine kleine Schwester, die man necken und ärgern konnte. Er verhielt sich ihr gegenüber, als sei sie schon eine richtige Dame.
    Fast, wiederholte sie im Stillen. Denn Hugo Stratton besaß einen boshaften Sinn für Humor. Er brachte es fertig, sich wie der perfekte Gentleman zu benehmen und sich gleichzeitig über jeden in der Umgebung lustig zu machen. Dann verriet ihn nur ein gewisses Funkeln in seinen Augen – und Emma hatte schnell gelernt, danach Ausschau zu halten.
    Leider konnte sie von ihrem Hochsitz aus sein Gesicht nicht erkennen.
    Plötzlich erbebte der Baum, als hätte sich ein Riese dagegengelehnt. Es war nur der Wind, doch Emma griff rasch nach dem Buch, das auf ihrem Schoß lag, damit es nicht herunterfiel. Den Apfelgrips allerdings konnte sie nicht mehr halten, und er kullerte durch das Blattwerk. Glücklicherweise verfing er sich an einem kleinen Zweig.
    „Ich dachte, ich kenne Emmas sämtliche Verstecke“, hörte sie wieder Richards nachdenkliche Stimme, „aber offensichtlich ist das nicht der Fall. Diese kleine Göre hat offenbar ein paar Geheimnisse vor mir. Wenn wir sie nicht bald finden, verpasst sie die Gelegenheit, dich vor deiner Abreise zu sehen, und sie wird sich fürchterlich ärgern.“
    „Warum sollte sie?“ Hugos Worte klangen verwundert. „Sie kennt mich doch kaum.“
    „Darum geht es Emma nicht. Sie mag erst dreizehn sein, gleichwohl glaubt sie, sie besäße eine Art gottgegebenes Recht, alles über jeden zu wissen. Wenn du fortgehst, ohne dich zu verabschieden, werde ich mir von ihr anhören müssen, dass wir sie nicht beachtet haben.“
    „Sie ist ein Kind, Richard …“
    „Nur manchmal, Hugo. Dann wiederum führt sie sich auf wie eine Dame der feinen Gesellschaft. Das ist fast ein bisschen unheimlich, vor allem weil sie in der Tat noch sehr kindlich aussieht, überall Schmutz und Kratzer und immer zerzaust.“
    „Vielleicht wird sie erwachsen“, meinte Hugo.
    „Das wäre schade“, erwiderte
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