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Hoffnung am Horizont

Hoffnung am Horizont

Titel: Hoffnung am Horizont
Autoren: Kerry Greine
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ganz
bestimmt nicht. Als ich nur stur den Kopf schüttele, lässt Annie das Thema
fallen. Sie kennt mich und weiß, dass ich nicht zum Arzt gehe, wenn es sich irgendwie
vermeiden lässt. Diese Spezies ist mir absolut unheimlich. Okay, ich gebe es
zu, ich habe Angst vor Ärzten und meide sie, wie die Pest. Aber schon naht das
nächste unangenehme Thema.
    „Was war eigentlich
gestern Abend mit dir und Gabe los? Er hat dich so komisch angesehen, als
hättest du ihn verärgert. Und was hattet ihr beim Essen zu tuscheln?“
    „Ich habe keine Ahnung!
Vielleicht hatte er einfach schlechte Laune. Soweit ich weiß, kennen wir uns
nicht.“ Okay, das stimmt so nicht ganz, aber was soll ich denn sagen? Dass er
mir das Taxi weggeschnappt hat? Dann hätte wohl eher ich einen Grund sauer zu
sein, oder?
    Um abzulenken, frage ich
sie schnell nach dem Baby. Den Bauch kann sie unter weiteren Oberteilen noch
gut verstecken, aber ich weiß, dass sie sich wie wahnsinnig auf dieses Kind
freut. Stolz zeigt sie mir die Ultraschallbilder und ihren Mutterpass, wo alles
Wichtige eingetragen wird. Annie ist so aufgeregt, obwohl das Baby erst im Mai
kommen soll und ich freue mich mit ihr. Ich darf sogar ganz vorsichtig meine
Hand auf die Wölbung ihres Bauches legen und prompt bekomme ich ein bisschen
feuchte Augen vor Rührung.
    Wir sprechen noch ein
wenig über die Hochzeit und brechen dann auf. Annie möchte mit mir ihr
Brautkleid aussuchen gehen und ich brauche auch noch ein Kleid für die
Hochzeit.
    Wir stürmen den Laden für
Braut- und Abendmode und lassen uns von der Verkäuferin beraten. Annie hat
schon als ich noch in Japan war eine Vorauswahl getroffen, die sie mir noch
einmal zeigen will, bevor sie sich entscheidet. Ziemlich schnell ist klar, sie
nimmt ein Kleid aus cremefarbenem Satin, bestickt mit feiner Spitze und mit
Spitzenärmeln, das unter der Brust gerafft ist und in weich fließenden Wellen
bis zum Boden fällt. Ihre durch die Schwangerschaft größeren Brüste werden wunderschön
betont und der Bauch wird auch in vier Wochen wohl kaum auffallen unter dem
Kleid. Sie sieht so wunderschön, strahlend und glücklich aus, dass ich vor
Freude einen Kloß im Hals habe und auch Annie hat verdächtig feuchte Augen. Ich
nehme sie vorsichtig in den Arm und drücke sie, während die Verkäuferin uns
Taschentücher anreicht.
    Als Annie wieder umgezogen
ist, suchen wir nach einem Kleid für mich. Ich mag keine engen Kleider, weil
man darin jedes Pölsterchen sieht, aber Annie überredet mich ein rosafarbenes,
langes Abendkleid mit schmalen Trägern, engem Mieder und tiefen Ausschnitt
anzuprobieren. Während ich mich umziehe, höre ich auf einmal ihre überraschte
Stimme.
    „Colin, was macht ihr denn
hier? Du weißt doch, dass du mein Kleid nicht vor der Hochzeit sehen darfst.
Das bringt Unglück!“
    Colins Erwiderung verstehe
ich nicht, weil der Vorhang raschelt, als ich in dem Kleid aus der Umkleide
trete. Dann muss ich grinsen. Die beiden stehen mitten im Laden, küssen sich
völlig selbstvergessen und bemerken gar nichts mehr um sich herum.
    Auf einmal höre ich
jemanden hinter mir scharf einatmen und drehe mich erschreckt um. Gabriel. Na
großartig! Er starrt mich finster an. Unsicher sehe ich zu Colin und Annie,
aber die beiden sind noch immer mit sich selbst beschäftigt und bekommen nichts
mit. Da fasst Gabe mich am Arm und zieht mich hinter einen Kleiderständer. Ich
komme mir nackt vor unter seinem durchdringenden Blick, in diesem engen,
offenherzigen Kleid.
    „Nichts passiert, ja? Und
was ist das auf deiner Schulter?“, knurrt er mit zusammengebissenen Zähnen und
funkelt mich an.
    Oh Mist, das hatte ich ja
total vergessen. In diesem Hauch von Kleid kann man wunderbar die blauen
Flecken sehen. Ich weiß nicht, was ich sagen soll, da spricht Gabe schon
weiter.
    „Warst du damit beim
Arzt?“
    „Äh, nein. Ist nicht so
schlimm.“, stottere ich, total überrumpelt. Würde er mich nicht immer noch so
böse ansehen, könnte man denken, er macht sich Sorgen. Ich habe kaum zu Ende
gedacht, als er schon vorsichtig meine lädierte Schulter berührt.
    „Tut das weh?“
    Ich beiße die Zähne
zusammen und schüttele den Kopf. Er nimmt meinen Arm und bewegt ihn vorsichtig
hin und her. Es wirkt, als würde er ihn untersuchen und er fragt zwischendurch
immer wieder, ob ich Schmerzen habe. Nach ein paar Minuten löse ich mich aus meiner
Schockstarre  und blaffe ihn, ein bisschen zu spät, an.
    „Finger weg. Es geht
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