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Hör!Mir!Zu! 10 Gespräche von Frau zu Mann

Hör!Mir!Zu! 10 Gespräche von Frau zu Mann

Titel: Hör!Mir!Zu! 10 Gespräche von Frau zu Mann
Autoren: Miriam E. Schmidt
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der Mimik zu erkennen. Sie wissen exakt, wann ihre Eltern und Geschwister gut gelaunt, traurig oder wütend sind, und reagieren oft wie ein Spiegel mit genau den gleichen Emotionen darauf. Sind Sie nervös oder hektisch, wird auch Ihr Kind sofort von dieser Nervosität angesteckt, auch wenn es gar nicht weiß, um was es überhaupt geht. Begegnen Sie dagegen Ihrem Säugling fröhlich und gelassen, lässt sich Ihr Kind schnell von Ihrer Stimmung beeinflussen, auch wenn es gerade noch geweint hat (zumindest dann, wenn es keine körperlichen Schmerzen hat). So lernen wir alle sehr schnell, auf Gefühle jeglicher Art zu reagieren. Wir fangen ihre Schwingungen auf und bewegen uns völlig selbstverständlich mit.
    Werden wir älter und lernen die Bedeutung von Worten kennen, kommt zu den Gefühlen noch der Inhalt der Worte dazu. Und auch unsere eigenen Worte lösen Reaktionen bei unserem Gegenüber aus. Nun gilt es, Gefühle und Worte in Einklang zu bringen. Eine Leistung, die nicht immer so ganz einfach zu bewerkstelligen ist. Denn gerade von Erwachsenen bekommen Kinder oft sehr doppeldeutige Botschaften, bei denen das gesprochene Wort, der Gesichtsausdruck und die Stimmung, die dem Kind entgegenschlägt, nicht in Einklang zu bringen sind. Kommt zum Beispiel ein Kind ins Zimmer gerannt und sieht, wie sich seine Mutter verstohlen ein paar Tränen wegwischt, weil sie sich gerade über etwas geärgert hat, fragt das Kind: »Mami, bist du traurig?« Antwortet sie dann: »Nein, nein, es ist alles in Ordnung«, passen die Worte, die es hört, mit den Emotionen, die es empfängt, nicht mehr zusammen.
    Solche Botschaften kommen leider häufig vor, sei es, weil dem Betroffenen seine Tränen, Wut oder Ärger peinlich sind, er sein Kind schützen möchte oder er sich aus anderen Gründen gerade nicht erklären will oder kann. Kinder, die in der Sprache noch nicht so bewandert sind, registrieren aber vor allem die emotionalen Anteile der Kommunikation sehr genau. Bekommen sie nun oft Worte zu hören, die etwas anderes vermitteln, als ihre Gefühle ihnen signalisieren, müssen sie davon ausgehen, sich in ihren Empfindungen und emotionalen Eindrücken zu täuschen. Sie beginnen, nur noch den Worten zu vertrauen, denn nur diese werden ja bestätigt, und nicht mehr »auf ihren Bauch< zu hören. Damit ist der Startschuss zu Kommunikationsproblemen schon gefallen.
     
     
    Die Rolle des gesprochenen Wortes
    Ein weiterer Punkt ist die unterschiedliche Kommunikationsstruktur von Mann und Frau. Während Frauen den Austausch suchen, lange Gespräche lieben und Probleme gerne von A bis Z durchkauen, haben Männer eine ganz andere Strategie gelernt, bei der das Reden nicht so wichtig ist. Hilfreich ist dazu ein Blick in die Evolutionsgeschichte, als wir noch in Höhlen hausten und in Stämmen zusammenlebten. Damals waren die klassischen Geschlechterrollen bei Männern und Frauen klar definiert, die sich allein schon wegen der größeren Körperkraft des Mannes entwickeln mussten. Männer waren die Führer, Beschützer und Ernährer ihres Stammes. Sie gingen zur Jagd, sicherten die Behausung, bauten Waffen und beschützten ihre Familien. Alles Aufgaben, für die zwar auch Intelligenz und Mut, aber vor allem körperliche Kraft notwendig waren und die notfalls auch mit nur wenigen Worten erledigt werden konnten. Schweigen war sogar oft von ganz besonderem Nutzen, denn fröhliches Ratschen auf der Pirsch oder lustiges Geplauder im Versteck vor dem Feind hätten für den Stamm den sicheren Tod bedeutet. Es hat zwar auch zu dieser Zeit bereits Rangordnungen gegeben, aber für die Sicherung der sozialen Struktur war das gesprochene Wort unter Männern weniger notwendig. Gab es Differenzen, so wurden sie über den Kampf ausgetragen und nicht über verbale Attacken.
    Frauen hingegen waren für den Höhlenhaushalt zuständig. Sie erzogen die Kinder, kümmerten sich um die Nahrungszubereitung, stellten Kleidung her und all die anderen Dinge des Alltags, für die nicht unbedingt körperliche Kraft erforderlich war. Der oft mühsame Alltag und das Zusammenleben auf engem Raum musste also organisiert und geplant werden, was aber nur lösbar war, wenn es eine soziale Struktur gab und war sie auch noch so einfach. Während Männer ihre Hierarchiestreitigkeiten meist mit Körperkraft austrugen, ließen sich Frauen eine andere Strategie einfallen. Sie redeten. Und ganz nebenbei haben Frauen dadurch schon von Anfang an gelernt, in Ermangelung von Kraft, Worte als
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