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Hölle unter Null Grad

Hölle unter Null Grad

Titel: Hölle unter Null Grad
Autoren: K. H. Scheer
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wir­ken­de Bio­synth-Fo­lie be­fand sich kor­rekt nach Vor­schrift in mei­ner Ta­sche. Da ich den An­ru­fer auf­grund der durch­ge­ge­be­nen Ko­de­num­mer als TS-19, mei­nen Mit­ar­bei­ter und Ver­bin­dungs­mann bei vor­an­ge­gan­ge­nen Un­ter­neh­men, iden­ti­fi­ziert hat­te, sei­nen bür­ger­li­chen Na­men kann­te ich noch im­mer nicht, war es mir er­laubt, auf die Ge­sichtstar­nung zu ver­zich­ten.
    TS-19 ge­hör­te zu den we­ni­gen »Schat­ten«, die mich oh­ne Mas­ke ge­se­hen hat­ten. Un­se­re frü­he­ren Ein­sät­ze hat­ten uns kei­ne an­de­re Wahl ge­las­sen, so daß 4-Ster­ne-Ge­ne­ral Ar­nold G. Re­ling, der Chef der GWA, aus­nahms­wei­se auf ei­ne Son­der­ge­neh­mi­gung ein­ge­gan­gen war.
    Der Leut­nant hat­te eben­falls dar­auf ver­zich­tet, sein Ge­sicht zu »ver­hül­len«. Sein An­ruf galt nur mir. Es war aus­ge­schlos­sen, daß ein an­de­rer, viel­leicht zu­fäl­lig in der Nä­he wei­len­der Agent mein Ruf­zei­chen hät­te emp­fan­gen kön­nen. Je­des Ge­rät war ge­son­dert ab­ge­stimmt.
    Ich brach­te das Mi­kro­ob­jek­tiv noch dich­ter vor mein Ge­sicht und schal­te­te mit dem Dau­men auf Sen­dung. Jetzt muß­te in sei­nem Ge­rät der Bild­schirm auf­leuch­ten.
    »Ruf­zei­chen emp­fan­gen, Leut­nant«, sprach ich in das Mi­kro­phon. »Se­hen Sie mich auf ih­rem Schirm? Cap­tain HC-9 spricht. En­de.«
    Sei­ne Lip­pen ver­zo­gen sich zu ei­nem Lä­cheln. Sei­ne Stim­me er­klang er­neut aus dem Laut­spre­cher.
    »TS-19, Sir. Emp­fang ist groß­ar­tig. Ich ha­be al­so den Punkt ziem­lich ge­nau an­ge­flo­gen, wo Sie sich be­fin­den müs­sen.«
    »Wo­her wis­sen Sie das? Ha­ben Sie es im Ho­tel er­fah­ren?«
    Er nick­te.
    Das Bild wech­sel­te für ei­ne Se­kun­de. Ich konn­te die Ar­ma­tu­ren sei­nes Hub­schrau­bers er­ken­nen. Lei­se ver­nahm ich das Ge­räusch der Tur­bi­ne aus dem Laut­spre­cher.
    »Ja­wohl, Sir. Man konn­te mir nur nicht ge­nau sa­gen, wel­chen Platz Sie sich aus­ge­sucht ha­ben. Des­halb mein An­ruf. Kön­nen Sie mich ein­pei­len?«
    »Ein­pei­len?« wie­der­hol­te ich ab­wei­send. »Soll das et­wa hei­ßen, daß Sie mir Be­feh­le über­brin­gen? Viel­leicht einen Ein­satz? Hö­ren Sie, TS-19, Sie ha­ben mich ein­fach nicht er­reicht. Flie­gen Sie zu­rück. Im Suns­hi­ne-Ho­tel gibt es fas­zi­nie­ren­de Frau­en, wohl­schme­cken­de Ge­trän­ke und wun­der­vol­le Aus­sichts­ter­ras­sen.«
    Er setz­te ein jun­gen­haf­tes Grin­sen auf.
    »Ich se­he mich ge­zwun­gen. Ih­nen mein tiefs­tes Be­dau­ern aus­zu­drücken. Ich muß bei Ih­nen lan­den. Kei­ne an­de­re Mög­lich­keit. An­sons­ten bin ich er­mäch­tigt, Ih­nen als Be­ru­hi­gungs­pil­le so­fort ei­ne gu­te Nach­richt zu über­mit­teln. Darf ich Ih­nen zur Be­för­de­rung zum Ma­jor gra­tu­lie­ren?«
    Ich schloß auf­stöh­nend die Au­gen. Mein Kol­le­ge be­gann lei­se zu la­chen.
    »Wie war das?« er­kun­dig­te ich mich ver­stört. »Seit wann wird man bei un­se­rem Ver­ein be­för­dert? Be­deu­tet das nun ei­ne An­er­ken­nung mei­ner Ar­beit, oder will man mich see­lisch für ein Him­mel­fahrts­kom­man­do rüs­ten?«
    »Kei­ne Ah­nung, Sir. Ich möch­te hier nicht spre­chen. Un­ter mir ist jetzt ein ho­her Was­ser­fall. Kann das der Bach sein?«
    »Ge­nau«, be­stä­tig­te ich. »Fol­gen Sie ihm strom­auf­wärts. Wenn ich Sie se­hen kann, wei­se ich Sie ein. En­de.«
    Ich schal­te­te ab. Das Fern­bild ver­blaß­te.
    Ich ver­such­te mei­ne Ge­dan­ken zu ord­nen. Hat­te ich mich auch nicht ver­hört? Hat­te mich der Al­te tat­säch­lich be­för­dert? Das war ein fast un­vor­stell­ba­res Er­eig­nis, wenn man be­denkt, wie zu­rück­hal­tend man in der GWA mit sol­chen Maß­nah­men ist.
    Ich stand auf und ging auf mei­ne Ma­schi­ne zu. Sie war­te­te in ei­nem von ho­hen Fel­sen um­ge­be­nen Ber­gein­schnitt. Als ich mir die Was­sers­tie­fel von den Bei­nen zerr­te, hör­te ich be­reits das Sin­gen ei­ner schwe­ren Ga­stur­bi­ne.
    Ich hielt die Hän­de ab­schir­mend über die Au­gen und sah nach oben. Schon nach dem ers­ten Blick wuß­te ich, daß TS-19 nicht nur be­suchs­hal­ber in die Big­horn-Ber­ge ge­kom­men
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