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Hochzeitsstrudel und Zwetschgenglück: Roman (German Edition)

Hochzeitsstrudel und Zwetschgenglück: Roman (German Edition)

Titel: Hochzeitsstrudel und Zwetschgenglück: Roman (German Edition)
Autoren: Angelika Schwarzhuber
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um die vierzig und auf dem Hof fest angestellt, seit Opa vor drei Jahren gestorben war. Und dann gab es noch den guten alten Willi. Er hatte schon auf dem Hof ausgeholfen, als ich noch ein kleinen Mädchen war. Obwohl er nicht verwandt war, gehörte er quasi zur Familie.
    Durch den Todesfall war das Mittagessen ausgefallen, deswegen gab es erst jetzt etwas Warmes. Heute war Gründonnerstag, und wir aßen, was man hier am Gründonnerstag traditionellerweise aß: Spinat mit Salzkartoffeln und Spiegeleiern.
    Ich hatte keinen allzu großen Appetit und war froh, als nach dem Essen der Geschirrspüler eingeräumt war und die Leute sich langsam verabschiedeten.
    »Komm doch morgen Mittag zu uns rüber, Hanna«, lud Tante Luise mich ein.
    »Gern«, sagte ich, obwohl ich eigentlich lieber auf dem Hof geblieben wäre.
    »Der Rosenkranz für Oma wird vor dem Kreuzweg gebetet. Du kommst doch mit?«
    »Natürlich komme ich mit.« Etwas anderes wäre auch kaum in Frage gekommen.
    »Und wenn du sonst etwas brauchst, dann sag Bescheid«, bot meine Tante an, bevor sie mit ihrem Mann ging.
    Pit fuhr heim in seine Wohnung im Nachbardorf, und Willy blieb wie ich auf dem Hof. Er wohnte in dem kleinen Austragshaus hinter dem großen Bauernhaus.
    Jetzt war nur noch Max da. »Kommst du wirklich alleine klar hier?«, fragte er.
    »Natürlich!« Ich war doch kein kleines Kind mehr.
    »Du könntest auch bei uns schlafen.«
    Ich schüttelte den Kopf. »Nein, ich bleibe lieber hier.«
    »Gut. Und bitte kümmere dich um Fanny. Sie hat es nicht leicht«, sagte er mit einem Blick auf die Hundedame, die am Fenster stand und in die Nacht starrte.
    Ob ich das so gut hinkriegen würde, wagte ich eher zu bezweifeln. Mit Hunden kannte ich mich absolut nicht aus.
    Es war weit nach Mitternacht, und ich wälzte mich immer noch schlaflos im Bett meines früheren Kinderzimmers hin und her. Zum einen, weil ich ständig an meine Oma denken musste, die bis vor Kurzem nur zwei Zimmer weiter gelegen hatte. Und zum anderen, weil Fanny vor Omas Zimmertür lag und heulte wie ein Schlosshund. Anfangs war ich immer wieder aufgestanden und hatte versucht, beruhigend auf sie einzureden. Doch es war vergeblich. Sie knurrte mich nur grantig an, wenn ich ihr zu nahe kam.
    »Süße, ich weiß, dass du sie vermisst. Aber wir beide brauchen ein bisserl Schlaf!« Als Antwort sprang sie auf und bellte mich wütend an. Ich schrak zurück.
    Was konnte ich denn nur für sie tun? Plötzlich fiel mir etwas ein. Vielleicht tröstete sie ja das Gleiche wie mich?
    In meinem hellblau und weiß gestreiften Flanellpyjama ging ich nach unten in die Küche und öffnete den Kühlschrank. Tatsächlich fand ich ein paar dicke Knackwürste. Ich hielt der knurrenden Fanny ein Würstel vor die Nase, und nach kurzem Zögern schnappte sie danach. Anscheinend konnte Essen nicht nur Menschen trösten, sondern auch Hunde. Danach herrschte Ruhe. Allerdings nicht lange. Gerade, als ich endlich eingenickt war, winselte Fanny vor meiner Tür.
    »Na gut«, seufzte ich, stieg aus dem Bett und ließ sie herein. Dieses Mal knurrte sie mich nicht an.
    »Komm rein … Aber dann wird geschlafen! Hörst du?« Als ob sie meine Worte verstanden hätte, drehte sie sich auf dem Teppich vor meinem Bett zusammen und schloss folgsam die Augen.
    Es fühlte sich an, als ob ich gerade erst eingeschlafen war, da wurde ich von wildem Klingeln und Lärm an der Haustür und Hundegebell hochgeschreckt. Ein Blick auf den Wecker zeigte mir, dass es erst fünf Uhr morgens war. Es musste etwas passiert sein! Ich sprang aus dem Bett und eilte mit wild klopfendem Herzen barfuß nach unten. Fanny stand vor der geschlossenen Haustür und bellte wie verrückt.
    »Psst, Fanny, ruhig«, versuchte ich sie zu beruhigen. Doch sie knurrte. Von draußen kam wieder der Lärm, und langsam schlich sich eine Erinnerung in meinen Kopf.
    »Still, Fanny!«, rief ich, diesmal energisch und – oh Wunder, sie gehorchte.
    Dann riss ich die Tür auf.
    »Die Glocken sind stumm, sie hängen in Ruh, wir Kinder, wir singen und klappern dazu«, sagten mir drei Jungen und zwei Mädchen in einem monotonen Singsang vor und drehten gleich darauf wieder die Holzratschen, die sie in den Händen hielten.
    »Schon gut, schon gut«, setzte ich an, bevor sie zur nächsten Strophe kommen konnten. Ich kannte den Text auswendig. Auch ich war als Mädchen an den Tagen zwischen Gründonnerstag und der Osternacht mit den anderen Kindern von Haus zu Haus gezogen. Ein alter
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