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Hochzeit nach Plan B (German Edition)

Hochzeit nach Plan B (German Edition)

Titel: Hochzeit nach Plan B (German Edition)
Autoren: Milena Mayfeldt
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meinem Weinglas versteckt die Zähne sauber.
    Erstaunlicherweise kam von Thomas keine abfällige Bemerkung, wie es sonst seine Art war. Er wirkte immer noch abwesend – und irgendwie nervös.
    Ganz gegen seine Gewohnheit leerte er sein Glas in einem Zug.
    Entsetzt beobachtete ich, wie er schluckte, dann überrascht die Augen aufriss und zu röcheln begann.
    Vielleicht war es doch keine so gute Idee gewesen, den Ring ausgerechnet in Rotwein zu verstecken. Darin war er so gut wie unsichtbar gewesen. Kein Wunder, dass sie im Film immer Champagner nahmen.
    Ich sprang auf.
    Während ich fieberhaft überlegte, ob es noch Sinn machte, den Notarzt zu rufen, oder ob ich mich besser gleich aus dem Staub machen und ins Ausland absetzen sollte, bevor man am nächsten Tag die Leiche meines Freundes fand, wurde Thomas abwechselnd rot und weiß im Gesicht.
    Er hustete und keuchte und spuckte schließlich den Ring zusammen mit einem ordentlichen Schwall Rotwein auf die weiße Tischdecke.
    Fassungslos starrte er erst auf das beschmierte Schmuckstück, dann wandte er sich mir zu. Sein Blick war so entgeistert, als wäre mir gerade ein drittes Ohr gewachsen.
    Verlegen trat ich von einem Bein auf das andere und kaute auf meiner Lippe herum.
    Schon wieder Vampirzähne! , schoss es mir durch den Kopf, aber diesmal ließ ich die Serviette, wo sie war. Bei dem Chaos, das ich angerichtet hatte, kam es auf ein bisschen Lippenstift jetzt auch nicht mehr an.
    »Willst du mich umbringen?«, stieß Thomas röchelnd hervor. Er griff sich an den Hals, der anscheinend immer noch ordentlich wehtat.
    Ich machte ein paar Schritte auf ihn zu und legte besänftigend die Hand auf seinen Arm.
    »Es tut mir so leid«, beteuerte ich ehrlich zerknirscht. »Das sollte jetzt wirklich kein Attentat werden, ganz im Gegenteil.« Ich probierte meinen lang geübten Augenaufschlag, der sonst nie seine Wirkung verfehlte, und tatsächlich schien Thomas schon etwas besänftigt zu sein.
    Aber er reagierte überhaupt nicht auf den Ring. Wenn schon der Wink mit dem Zaunpfahl nichts brachte, musste ich eben noch direkter werden.
    Ich holte einmal tief Luft und nahm all meinen Mut zusammen.
    »Schatz, was ich dir mit dem Ring sagen wollte, ist, dass ich dich über alles liebe. Willst du mich heiraten?«
    Thomas starrte mich so entgeistert an, dass ich mir beinahe sicher war, dass etwas mit mir nicht stimmte. Vielleicht schoss Ohr Nummer vier gerade irgendwo aus meiner Stirn?
    Ich musste mich zusammenreißen, um nicht mit der Hand danach zu tasten.
    »Und, was sagst du?«, hakte ich unsicher nach, als Thomas mich über eine Minute hatte zappeln lassen.
    »Hannah, Schatz, also ...«, stammelte er.
    Ich zog eine Augenbraue hoch. Das war definitiv kein guter Auftakt. »Ja?«
    Meine Stimme hörte sich selbst in meinen Ohren seltsam schrill an.
    »Ja, also es ist so ...«, begann Thomas, wobei er ein Gesicht machte, als hätte er in einen verrotteten Fisch gebissen. Er blickte mich Hilfe suchend an, aber ich hatte nicht vor, es ihm leichter zu machen. Ich war vollauf damit beschäftigt, meine wackeligen Knie unter Kontrolle zu bringen. Der Ton, den er angeschlagen hatte, gefiel mir überhaupt nicht.
    »Also, du erinnerst dich doch sicher noch daran, dass ich letztes Jahr auf der Messe in Berlin war.«
    Dumme Frage, natürlich erinnerte ich mich daran. Das war eine der vielen Gelegenheiten gewesen, wo Thomas es nicht für nötig befunden hatte, dass ich ihn begleitete, obwohl wir zusammen arbeiteten.
    »Ach, Schatz, du kannst ruhig zu Hause bleiben«, hatte er mir damals in gönnerhaftem Tonfall mitgeteilt. »Mach dir doch einfach ein paar nette Tage.«
    Das hatte ich getan, zumindest wenn man einen Haufen Bürokram und Akten sortieren als nette Tage bezeichnen konnte.
    Thomas schien sich dagegen gut amüsiert zu haben, vor allem wenn das zutraf, auf das ich mich gerade gefasst machte.
    Tatsächlich fuhr er fort: »Naja, damals in Berlin, also da habe ich jemanden kennengelernt. Sie heißt Natalie. Und – äh – ich habe mich in sie verliebt. Seitdem haben wir uns immer wieder getroffen.«
    Oh nein, das konnte doch nicht wahr sein!
    Ich machte den Mund auf, um etwas zu sagen, aber mir fiel absolut nicht Intelligentes ein. Also klappte ich ihn wieder zu. Ich muss ausgesehen haben wie der Goldfisch meines Vaters, den mein Onkel Waldemar versehentlich im Klo versenkt hatte. Zumindest hatte er immer behauptet, dass es ein Versehen gewesen war, auch wenn er nie hatte plausibel
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