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Hochzeit in St. George (German Edition)

Hochzeit in St. George (German Edition)

Titel: Hochzeit in St. George (German Edition)
Autoren: Sophia Farago
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geistesgegenwärtiger Reaktion den Krug in Sicherheit gebracht, so wäre er sicher am Boden zerschellt.
    »Ich bringe Sie hinaus«, machte sich der Gastgeber erbötig, der sich ebenfalls erhoben hatte. Grußlos hastete Mi. Steanton aus dem Zimmer.
    Als sich die Tür hinter Seiner Lordschaft und seinem aufgebrachten Gast geschlossen hatte, herrschte im Spielzimmer ungewohnte Stille. Lord Bridgegate hatte sich in seinem Stuhl zurückgelehnt und die langen, wohlgeformten Beine von sich gestreckt. Schweigend und eingehend betrachtete er seine Fingernägel. Richard Willowby begann mit unverhohlenem Vergnügen das vor ihm gestapelte Geld in seinen Rocktaschen zu verstauen.
    »Was für ein öder, langweiliger Abend«, ließ sich der Beau schließlich vernehmen. Auch in Gegenwart seiner engsten Freunde verzichtete er nicht auf seinen nasalen Tonfall. »Wenn ich gewußt hätte, daß unser guter Hugh nichts Besseres im Sinn hatte, als diesen Mr. Nobody einzuladen, wäre ich nicht gekommen. Ich fühle mich nicht wohl in Umgebung von Leuten, denen die Landluft anhaftet. Mir war, als könne man den Stall förmlich riechen.«
    »Du bist mir doch nicht böse, wenn ich dir nicht zustimme«, entgegnete sein Freund Willowby und klimperte fröhlich mit einigen Münzen. »Wahrlich ein einträglicher Abend. Und viel amüsanter, als dem armen Alfred seinen letzten Shilling abzugewinnen. Apropos Alfred. Wo steckt der Kerl eigentlich? Mir ist, als hätte ich ihn seit Tagen nicht mehr zu Gesicht bekommen.«
    »Influenza«, entgegnete der Beau und griff mit seinen langen, weißen Fingern zum Brandyglas. »Das ist der Grund, warum ich es vorziehe, die Charles Street derzeit zu meiden. Ich habe keine Lust, mich anzustecken. Ich hoffe, daß Alfred in Kürze wieder auf den Beinen ist. Er wollte mich nach Hastings begleiten.«
    »Du fährst doch nicht etwa schon wieder zu deinem Vater?« fragte Hugh Deverell, der eben wieder im Türrahmen erschienen war. Mit resignierender Geste nickte der Beau. »Doch. Nächste Woche. Ich habe vor Tagen ein Schreiben meines alten Herrn erhalten, in dem er dringend mein Kommen wünscht.«
    »Was hat denn dieses Mal den Zorn Seiner Gnaden erregt?« wollte Hugh wissen.
    Der Beau zuckte mit den Schultern. »Darüber möchte ich mir nicht den Kopf zerbrechen. Was immer es ist, es ist enervierend. Immer diese langen Fahrten, eingeschlossen in der engen Reisekutsche. Unddann das viele Gepäck, das jedesmal mitgenommen werden muß. Man glaubt gar nicht, wieviel Garderobe man in wenigen Tagen auf dem Land benötigt. Dabei lasse ich alle topmodischen Jacken, die orientalisch bestickten Westen und die Stiefel mit den weißen Stulpen und den originellen Quasten zu Hause in London, um Papa nicht über Gebühr zu echauffieren. Mein Vater hängt einer nicht ganz zeitgemäßen Gesinnung an, wie ihr wißt…«
    »Ich kann dir genau sagen, was deinen alten Herrn diesmal in Rage brachte. Du hättest nicht mit Lady Steverdon schlafen sollen«, stellte Richard Willowby mit einem frechen Grinsen fest.
    »Du sei ganz still«, empörte sich der Beau. »Du bist ja schuld daran, daß mich mein Vater mit Verdächtigungen und falschen Beschuldigungen verfolgt.«
    »Erstens sind das keine falschen Verdächtigungen, wenn wir ehrlich sein wollen, sondern Tatsachen«, unterbrach ihn sein unverbesserlicher Freund, »und zum zweiten bin ich sicher nicht schuld, daß dein Vater ständig damit droht, dich zu enterben. Ich bin schließlich nicht sein Informant.«
    »Nein, aber dein Vater ist es«, gab Lord Bridgegate anklagend zurück.
    »Hast du wirklich mit Lady Steverdon geschlafen?« meldete sich nun Hugh interessiert zu Wort.
    »Warum sollte ich nicht?« begehrte der Beau auf. »Ich bin ein freier Mensch und ungebunden.«
    Richard Willowby konnte sich ein amüsiertes Auflachen nicht verkneifen. »Aber Lady Steverdon ist es nicht«, stellte er fest. »Sie ist verheiratet. Und noch dazu mit einem sehr guten Freund deines Vaters. Kein sehr kluger Schachzug, gerade sie zu deiner Geliebten zu machen, wenn du mich fragst.«
    »Ich frage dich aber nicht«, entgegnete Seine Lordschaft in scharfem Ton. »Und überhaupt: Wie soll mein Vater sonst von der Affäre Wind bekommen haben? Steverdon ist bis Ende Mai in Schottland, und dein Vater befindet sich in Winchester.«
    »Vater ist seit Jahren in Winchester«, meinte Richard. »Und dennoch gelingt es ihm immer wieder, auf dem neuesten Stand zu sein, was unser beider Leben betrifft.«
    Der Beau seufzte
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