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Hochzeit in Hardingsholm

Hochzeit in Hardingsholm

Titel: Hochzeit in Hardingsholm
Autoren: Inga Lindstroem
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später hättest du mit diesem Änderungswunsch aber nicht kommen dürfen«, sagte Erik lächelnd. »Ich rufe gleich mal meinen Vorarbeiter an und sage ihm Bescheid.«
    In diesem Moment klingelte sein Handy. Auf dem Display war Linns Name zu sehen. Ein warmes Gefühl durchströmte ihn. Linn, sie war ihm so vertraut. Sie war der Mensch, auf den er sich immer verlassen konnte und der ihm keine Überraschungen bescherte, schon gar keine unangenehmen.
    »Erik, es ist schrecklich«, hörte er sie aufgeregt in den Hörer rufen, kaum dass er das Gespräch angenommen hatte.
    »Was ist denn passiert?« Erik konnte sich ein Lächeln nicht verkneifen. Seine zukünftige Frau war in den letzten Tagen ausschließlich mit den Hochzeitsvorbereitungen beschäftigt gewesen, tatkräftig unterstützt durch ihre Mutter und seine Angestellten, und ständig passierten neue Katastrophen. Zumindest schien Linn es so zu erleben, Erik sah in den meisten Zwischenfällen kleine und lösbare Probleme.
    Und richtig. »Das Brautkleid«, stieß Linn jetzt hervor. »Es wurde nicht geliefert.«
    Erik zog die Augenbrauen zusammen. Diesmal konnte er Linns Aufregung durchaus nachvollziehen. Für Linn als zukünftige Braut war das Hochzeitskleid nun einmal unverzichtbarer Bestandteil der Feier.
    »Es war doch fest abgemacht, dass das Kleid heute geliefert wird.«
    »Ja, das weiß ich«, rief Linn, und er hörte die Hilflosigkeit in ihrer Stimme, die in Verzweiflung umzuschlagen drohte, »aber sie finden keinen Kurier, der das Kleid heute noch liefern kann.«
    Keinen Kurier? In einer Stadt wie Örebro? Kurz überlegte er, selbst zu fahren, aber das würde viel zu lange dauern, gerade an einem Freitagmittag aus Norrtälje heraus, da fuhren doch alle in ihre Wochenendhäuser aufs Land. Schnell, geschweige denn rechtzeitig zum Polterabend, würde er niemals zurückkommen. Meine Güte, wieso hatte Linn ausgerechnet in Örebro ihr Hochzeitskleid gefunden? Plötzlich kam ihm eine Idee. Und sofort schob sich das Bild der dunkelhaarigen Fremden, die er auf Laras Fluggelände gesehen hatte, vor seine Augen. Und das ausgerechnet bei einem Telefonat mit der Frau, die er morgen heiraten sollte. In einem Gespräch über ihr Brautkleid.
    »Reg dich nicht auf«, redete er beschwichtigend auf seine Verlobte ein. »Ich kümmere mich um alles. Du bekommst das Brautkleid heute noch. Versprochen!«
    Linn beruhigte sich tatsächlich, als er ihr von der Idee mit Laras Wasserflugzeug erzählte, und legte schließlich auf.
    Erik suchte in seinem Adressspeicher nach Laras Nummer. Sie hatte schon oft kleinere Aufträge für ihn übernommen, ab und an sogar Kunden zu ihm geflogen, aber dies hier würde der wichtigste Auftrag sein, den er ihr je erteilt hatte.
    »Hier ist Erik Torberg«, sagte er, als sie sich gleich beim zweiten Klingeln meldete.
    »Wer war diese Frau, die ich vor einer halben Stunde bei dir gesehen habe? Ist sie ein Fluggast? Woher kommt sie? Wie heißt sie …«
    »Erik? Bist du noch da?«, drang Laras Stimme an sein Ohr.
    Erik lachte verlegen auf. Gut, dass er keine dieser Fragen gestellt hatte, die ihm in Sekundenbruchteilen durch den Kopf geschossen waren!
    »Sorry«, entschuldigte er sich. »Ja, ich bin noch da. Ich habe da einen kleinen Notfall und hoffe, dass du mir helfen kannst.« Er schilderte das Problem, und Lara versprach ihm, dafür zu sorgen, dass Linn ihr Brautkleid im Laufe des Nachmittags bekam. Erik bedankte sich und legte erleichtert auf. Als er das Gespräch beendet hatte, sah er in Nils’ grinsendes Gesicht.
    »Ich sehe«, sagte Nils, »du hast alles im Griff.«
    »Klar«, sagte Erik. Wenn du wüsstest, dachte er. Was er so gar nicht im Griff hatte, war seine augenblickliche Gefühlslage. Es war verrückt, dass er den Anblick einer Fremden überhaupt nicht aus seinen Gedanken verbannen konnte. Je mehr er es versuchte, umso stärker wurde der Wunsch, sie wiederzusehen.

– 4 –
    L inn hatte sich auf einen der Stühle fallen lassen, die ebenso wie zahlreiche Tische in dem weitläufigen Park aufgestellt worden waren, und starrte deprimiert vor sich hin. »Am liebsten würde ich die ganze Hochzeit absagen. Es kann doch nur ein schlechtes Omen sein, dass sie es nicht schaffen, das Hochzeitskleid zu liefern!«
    Edda, ihre Mutter, die gerade einen der Tische deckte, hielt inne und schaute ihre Tochter erschrocken an.
    »Seit wann bist du denn so abergläubisch?«, fragte sie. »Die besten Hochzeiten sind doch die, die mit einer Katastrophe
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