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Hochzeit in Hardingsholm

Hochzeit in Hardingsholm

Titel: Hochzeit in Hardingsholm
Autoren: Inga Lindstroem
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etwas zu verpassen?
    Nein. So etwas passte gar nicht zu ihm. Und außerdem war er glücklich mit Linn. Er hatte sich immer wohl mit ihr gefühlt, sie hatten eine Menge miteinander durchgemacht, sich gegenseitig in ihrem Leid aufgefangen und dadurch ganz zueinander gefunden. Die Hochzeit würde der krönende und absolut logische Abschluss eines langen Prozesses sein. Er war glücklich, und dieses Glück konnte der Anblick einer Frau, die er nicht kannte, ganz bestimmt nicht zerstören.
    Er versuchte, sich auf andere Dinge zu konzentrieren. Der Polterabend heute, die Hochzeit morgen. Trotzdem ging ihm die Fremde nicht aus dem Kopf. Immer wieder war da dieses Gesicht, eingerahmt von dunklen Haaren. Dunkle Augen, geheimnisvoll, die ihn in ihren Bann zogen.
    Wer war sie? Ein Fluggast von Lara? Eine ihrer Freundinnen?
    Er zwang seine Gedanken zu seiner Arbeit, zu dem Großprojekt, das er betreute. Eine ganze Siedlung baute er, auf dem neu erschlossenen Grundstück direkt am Fjord. Es war sein bisher umfangreichster Auftrag, und Erik konnte nicht umhin, stolz darauf zu sein. Und es würde sein größter Erfolg werden. Der Wirtschaftskrise zum Trotz hatten die Käufer Schlange gestanden, um eines der Holzhäuser zu ergattern, für deren Bau seine Firma ausschließlich natürliche und unbedenkliche Baustoffe verwendete.
    Sein Vater war seiner Zeit weit voraus gewesen, denn er hatte schon vor vielen Jahren, als Umweltschutz noch kein großes Thema war, sein Augenmerk vor allem auf ökologische Baustoffe gelegt und damit den hervorragenden Ruf seiner Baufirma begründet, den sie heute noch besaß.
    Erik hatte sich bemüht, die Firma im Sinne seines Vaters weiterzuführen, aber oft wünschte er sich, Lars hätte ihn mit der Verantwortung nicht allein gelassen. Immerhin hatten er und sein Bruder die Firma nach dem schrecklichen Unfalltod der Eltern zu gleichen Teilen geerbt.
    Wie immer, wenn er an seinen Bruder dachte, erfüllte ihn eine Mischung aus Ärger und Niedergeschlagenheit. Er war traurig darüber, auch seinen Bruder verloren zu haben, selbst wenn dieser noch am Leben war. Letzteres hoffte Erik inständig, aber er hatte schon länger nichts mehr von Lars gehört und wusste nur zu gut, dass der sich oft und gerne in gefährliche Situationen begab.
    Stärker als die Trauer war jedoch die Wut. Erik fühlte sich von Lars im Stich gelassen, nicht zuletzt, was die Firma betraf. Oft musste er Entscheidungen treffen, bei denen er seinen Bruder gerne um Rat gefragt hätte. Aber Lars war nicht da, und Erik konnte nicht davon ausgehen, dass sein Bruder sich jemals für die Belange der Firma interessieren würde.
    Die Gedanken kreisten in seinem Kopf, während er das Boot nun auf die Anlegestelle des Unternehmens zusteuerte.
    Sein Vater hatte die Firma vor den Toren Norrtäljes direkt am Wasser erbaut. Erik hatte ihm im Stillen mehr als einmal für diese weise Entscheidung gedankt, denn durch diese Lage konnten zahlreiche Materialien per Schiff angeliefert werden, und Erik konnte Baustellen, die am Fjord oder weiter draußen auf einer der Inseln lagen, mit seinem eigenen Boot direkt ansteuern. Oder sich von Lara hinfliegen lassen.
    Laras Flugbetrieb war nur wenige Kilometer entfernt. Sofort schob sich wieder das Gesicht der Fremden vor sein inneres Auge und erweckte dieses aufregend fremde Gefühl in ihm und den Gedanken, dass er sich gefühlsmäßig auf verbotenem Terrain befand.
    Erik war froh, dass er jetzt den Anleger erreichte. Als er das Boot festmachte, sah er Nils, einen seiner Kunden, aus dem Wagen steigen. Nils war mit einer ehemaligen Klassenkameradin von Erik verheiratet, und die beiden hatten vor kurzem Nachwuchs bekommen.
    »Hej, Erik!«
    »Hej, Nils«, grüßte Erik. »Gut, dass du da bist, ich komme gerade von der Baustelle. Wir liegen voll im Plan, und wie es aussieht, könnt ihr nächsten Monat einziehen.«
    »Klasse, deine Männer arbeiten wirklich gut. Aber ich wollte dich noch um eine Sache bitten«, er wedelte mit einer Papierrolle in seiner Hand.
    »Oh, du hast den Bauplan dabei. Was ist denn los?«
    »Alles okay«, sagte Nils lächelnd. »Ich bin äußerst zufrieden. Ich wollte nur fragen, ob der Erker hier ins Wohnzimmer integriert werden kann.« Er rollte den Bauplan auseinander, legte ihn auf einen Holzstapel am Kai und tippte mit dem Finger auf die Zeichnung. Erik beugte sich darüber und überlegte.
    »Doch, das geht«, sagte er schließlich.
    Nils war die Erleichterung förmlich anzusehen.
    »Viel
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