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historical gold 036 - Der Flug des Falken.doc

historical gold 036 - Der Flug des Falken.doc

Titel: historical gold 036 - Der Flug des Falken.doc
Autoren: kram
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Ritterschlag erteilst!"
    Walter of Evesham zauderte und blickte den Jüngling unschlüssig an.
    „Adrian hat recht", warf Richard de Lancey ein. „Vor ihm liegt eine schwere Aufgabe. Er muss sich ihr stellen als neuer Herr von Warfield. Wenn du ihn nicht in den Kreis der Schildmänner aufnimmst, werde ich es tun. Ich finde allerdings, dass es von deiner Hand richtiger wäre."
    Walter zögerte noch immer. Aber Richards Worte hatten Gewicht und stimmten ihn nachdenklich. Es geschah schließlich nicht zum ersten Male, dass ein Junge, der sein Lehnserbe antreten musste, oder ein Schildknappe am Vorabend eines kriegerischen Gefechtes dieser Würde teilhaftig wurde. Beides traf auf Adrian de La ncey zu. Walter gab nach, räusperte sich und sagte ruhig: „In die Schar der Ritter aufgenommen zu werden ist eine Auszeichnung, die mit großer Verantwortung verbunden ist."
    Richard de Lancey nahm Adrian das Schwert aus den Händen, zog es aus der Scheide und überreichte es dem Hauptmann. Dann legte er dem Halbbruder den Gurt um die Hüften, und die beiden Brüder beugten das rechte Knie.
    Die lange Waffe aufrecht haltend, sprach Walter of Evesham feierlich: „Schwöre, weder dein Leben noch dein Gut zu schonen, die Gebote der Heiligen Mutter Kirche zu befolgen und die Witwen, Waisen und Unterdrückten zu schüt zen. Gelobe Tapferkeit, Kühnheit, Treue und die allzeitige Achtung der Ritterehre."
    „Ich schwöre und gelobe es!" antwortete Adrian de Lancey ernst.
    „Im Namen Gottes des Allmächtigen, des heiligen Erzengels Michaels und des heiligen Märtyrers Georg, des Be zwingers allen Bösen, schlage ich dich, Adrian, Sieur of Warfield, hiermit zum Schildherren. Möge Er, der unser aller Geschicke lenkt, dir Mut verleihen, Weisheit und Kraft, auf dass du in Ehren leben und sterben kannst." Walter berührte mit der Klinge dreimal die rechte Schulter des Jünglings, wartete, bis er sich erhoben hatte, und übergab ihm die Waffe. Dann vollzog er vor ihm den Fußfall und leistete mit Richard de Lancey den Eid der Treue und der Mannschaft.
    Langsam wandte der Baron of Warfield sich um und sank vor dem Kruzifix in die Knie.
    Die Spitze des Sattelbaumschwertes auf die Fliesen stellend, legte er die Hände auf die Enden der Kreuzstange, blickte zum Erlöser hinauf und sagte mit rauer Stimme: „Vor dir, meinem höchsten Richter, verspreche ich, Warfield größer und wehrhafter denn je zu errichten und all jene, die meine Familie ausgelöscht und so viele unserer Getreuen getötet haben, zur Rechenschaft zu ziehen. Ich werde nicht rasten noch ruhen, bis ich die Mörder gefunden habe, und koste es mich das Leben!"
    Ein Frösteln überlief Richard de Lancey bei diesem Gelöbnis. Da er das Wesen des Halbbruders kannte, bezweifelte er nicht, dass Adrian alles daran setzen würde, den Schwur zu erfüllen.
    Zu erregt, um Schlaf finden zu können, stand Adrian am Fenster des Schlafsaales und schaute zum Himmel. Die Scheibe des Mondes war fast ganz von einem schwarzen Schatten bedeckt, und die schmale, blasse Sichel schimmerte in fahlem, gespenstischem Glanz. Adrian hatte die Gewissheit, dass die Behauptung, die Verfinsterung des Gestirnes sei stets ein Zeichen einschneidender Veränderungen, zumindest für ihn zutraf. Nach dieser Nacht würde sein Leben nie wieder wie früher sein. Langsam wandte er sich ab, ging leise hinaus und begab sich in die Kirche.
    Die Kälte in dem hohen, von bleichem Licht schwach erhellten Gewölbe war beißender als die frostige Nachtluft im Freien, und die Schritte hallten dumpf und hohl von den bemalten Wänden wider. Vor kurzem noch hatte er hier gestanden, Seite an Seite mit den übrigen Mönchen, ge wärmt durch ihre Nähe, und den Erlöser der Welt gepriesen. Es war noch nicht lange her, dass er geglaubt hatte, den Rest des Lebens in beschaulicher Abgeschiedenheit und im Gebet verbringen zu können. Jetzt war sein Seelenfrieden gestört, wahrscheinlich für immer.
    Zum Gedenken an seine Angehörigen nahm er sechs Wachsstöcke aus der hölzernen Lade, zündete sie an einem der vor dem Altar brennenden Talglichter an und steckte sie auf die eisernen Dorne eines Leuchters. Die erste Kerze leuchtete für seinen Vater, einen strengen, nicht sehr feinfühligen Mann, der mehr geachtet denn geliebt worden war. Aber Hugh de Lancey war ein stark ausgeprägtes Ehrgefühl zueigen gewesen, und der Maßstab aller Dinge hatte für ihn in der Erfüllung der Pflicht bestanden, wie er sie sah. Dieses
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