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historical gold 036 - Der Flug des Falken.doc

historical gold 036 - Der Flug des Falken.doc

Titel: historical gold 036 - Der Flug des Falken.doc
Autoren: kram
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dass Adrian de Lancey sich für die sen strengen Orden entschieden hatte. Offenbar hatte der jüngste Sohn Hugh de Lanceys einen Hang zur Askese.
    Schweigend beobachtete Walter seinen stattlich gewachsenen, gutaussehenden Begleiter, der unruhig in dem dämmrigen Saal auf und ab schritt, trotz der Erschöpfungen der letzten Tage noch jetzt zu rastlos, um der Erregung Herr werden zu können. Wie sehr unterschied er sich doch von seinem Halbbruder! Hugh de Lancey hatte genügend Söhne gehabt, doch durch seine nicht standesgemäße Geburt war Richard der unbedeutendste von allen. Walter hingegen sah in ihm den Sohn, den er selbst nie gehabt hatte. Der unerschrockene, mannhafte Richard war ein Mann ganz nach seinem Herzen und auf seine Empfehlung hin nach dem Ende des Adelsdienstes in Courtenay in die Schar der Schildgesellen von Warfield aufgenommen worden. Jetzt war Hugh de Lancey tot, aber Richard konnte seinen Platz nicht einnehmen. Manche Dinge ließen sich eben nicht ändern, und ein Bastard zu sein, gehörte dazu.
    Nach dem Ende der Frühandacht in seine Gemächer zurückgekehrt, erfuhr Abt Honorius sogleich, dass fremde Ritter seiner harrten. Gezwungen, die Belange des Ordens auch weltlichen Mächten gegenüber zu vertreten, begab er sich stirnrunzelnd mit dem Bruder Gastmeister in das Empfangszimmer, nahm in dem geschnitzten Sessel an der Stirnseite des Tisches Platz und fragte nach einer kurzen Begrüßung: „Ihr möchtet Adrian de Lancey sprechen, edle Herren?"
    Walter de Evesham erläuterte den traurigen Anlass und fügte zum Schluss besorgt hinzu:
    „Sieur Adrian hat doch noch nicht die ewigen Gelübde abgelegt, oder?"
    Mit ernster Miene hatte Abt Honorius dem Bericht zuge hört, und sein hageres, von Entsagungen geprägtes Gesicht drückte tiefes Mitgefühl aus. „Nein", antwortete er bekümmert und seufzte. „Wie schade, nun ist Adrian für uns verloren. Bruder Irminion, geh und hole ihn." Der Mönch verneigte sich und verließ den Raum. Schweigend, die Hände in die Ärmel der weiten weißen Kutte geschoben, wartete der Abt, bis Bruder Irminion mit dem Novizen zurückkehrte.
    Adrian de Lancey war nicht mehr der kleine, schmächtige Junge, den Walter of Evesham in Erinnerung hatte. Mit fast sechzehn Jahren an der Schwelle zum Mannesalter stehend, war er inzwischen zu beachtlicher Größe herangewachsen, und seine von dem weiten Novizengewand verhüllte Gestalt schien kräftig und gut entwickelt zu sein. Schon als Kind hatte er ein stilles, zurückhaltendes Wesen, und auch jetzt spiegelte sich in dem markant geschnittenen Gesicht keine Überraschung, dass er so früh am Morgen zum Abt gerufen worden war. Der stets ernste, wachsame Ausdruck seiner grauen Augen war sicherlich ebenfalls ein Grund, warum Walter in Gegenwart von Hugh de Lanceys jüngstem Sohn, der anders als sein Vater und die Brüder eher flachsblondes, nicht so goldgetöntes Haar hatte, immer ein gewisses Unbehagen verspürte.
    Federnd und geschmeidig, nicht gemessen und unterwürfig wie ein Ordensbruder, ging Adrian de Lancey auf Abt Honorius zu. Nur einem flüchtigen Aufleuchten der Augen war zu entnehmen, dass er Walter of Evesham, der sich schwerfällig erhob, und den Halbbruder erkannt hatte. Er verneigte sich ehrbietig vor dem Abt und fragte so leise und beherrscht, wie es seinem ganzen Verhalten entsprach: „Du wünschtest mich zu sehen, hochwürdiger Vater?"
    „Ja", antwortete Abt Honorius ruhig. „Diese Herren baten um ein Gespräch mit dir."
    Adrian wandte sich um und sagte herzlich: „Sei gegrüßt, Richard! Was hat dich und Walter nach Fontevail geführt? Bringt ihr mir Kunde aus Warfield?" „Ja, mein Gebieter", erwiderte Walter of Evesham bewegt.
    „Schlechte Nachrichten." Er löste den zweiten Gurt mit dem langen Sattelbaumschwert, ging zu dem Jungen und sank vor ihm auf das rechte Knie. Die Waffe an den Enden haltend, hob er sie hoch und bot sie dem neuen Baron von Warfield dar.
    Schweigend, unbewegten Gesichtes, starrte Adrian de Lancey sie an. Walters Anrede und seine stumme Geste der Ergebenheit ließen keinen Zweifel, dass etwas Schreckliches geschehen sein musste. Der Hauptmann hätte dieses Schwert in der verzierten Lederscheide niemals bei sich haben können, wäre der eigentliche Besitzer noch am Le ben gewesen.
    Niemand regte sich, und die Stille im Raum wurde drückend.
    „Was hat sich ereignet?" fragte Adrian schließlich leise.
    „Vor zwei Nächten wurde Kirkstall überfallen", sagte Walter in sprödem
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