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historical gold 036 - Der Flug des Falken.doc

historical gold 036 - Der Flug des Falken.doc

Titel: historical gold 036 - Der Flug des Falken.doc
Autoren: kram
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Lancey hatte.
    „Ja, sogar sehr gewandt", bestätigte Richard. „Er ist unerschrocken und hat eine n
    unbezähmbaren Willen. Wie alle jungen Knappen haben auch wir unsere Kräfte gemessen, und ich hätte ihn nie besiegt, wäre ich nicht drei Jahre älter. Trotzdem habe ich mich oft genug geschlagen geben müssen."
    „Er hat dich bezwungen? Du beliebst du scherzen!" Ungläubig schaute Walter den Gefährten an, doch dessen Miene war ernst.
    „Nein, ganz und gar nicht", antwortete Richard. „Adrian zog sich nach Fontevaile zurück, weil er sein Leben Gott dem Herrn weihen will, nicht etwa, weil er feige ist. Da er der jüngste meiner Halbgeschwister ist, hatte er zudem keine Aussichten, unseren Vater je zu beerben."
    Richard schwieg einen Moment. Ungeachtet des herzlichen Verhältnisses zu Adrian war er nicht so vermessen zu glauben, er kenne alle Beweggründe, die den Halbbruder zum Eintritt ins Kloster veranlasst hatten. „Wie dem auch sei", fügte er in müdem Ton hinzu, „die Lage der Dinge hat sich jetzt ja grundlegend geändert."
    Nach wie vor war Walter nicht überzeugt, dass Adrian sich nur aus den von Richard genannten Überlegungen für ein asketischen Leben christlicher Nächstenliebe entschieden hatte. Versucht, einen Einwand zu machen, blickte er von dem karstigen Pfad hoch und zügelte jäh den Braunen. „Sackerment!" fluchte er und starrte zum nächtlichen Firmament.
    Richa rd de Lancey brachte den Grauen zum Stehen und hielt den Atem an. Ein schwarzer, dräuender Schatten hatte sich über die weißsilbrig schimmernde Scheibe des Mondes geschoben, und der verdunkelte Teil erglühte in einem schaurig rötlichen Glanz.
    Die Augen wie gebannt auf das Naturschauspiel gerichtet, sagte Walter of Evesham rasch:
    „Das hat nichts zu bedeuten! Ich sehe so etwas nicht zum ersten Male. Fürchte dich nicht, es wird bald vorüber sein!" Doch ein ungutes Gefühl beschlich ihn angesichts der Verfinsterung, die stets als Vorbote furchtbarer, entsetzlicher Ereignisse betrachtet wurde. Vielleicht war es nicht verwunderlich, dass sie an diesem unheilvollen Tag geschah. Walter trieb den Braunen voran und fragte sich bedrückt, ob dieses unheimliche Phäno men für Adrian de Lancey, den neuen Baron of Warfield, ein schlechtes oder ein gutes Vorzeichen sein mochte.
    Misstrauisch musterte der Bruder Pförtner die beiden Reiter. In diesen unruhigen Zeiten war es selbst für die Diener Gottes ratsamer, Vorsicht walten zu lassen. Argwöhnisch erkundigte er sich nach dem Begehr, ehe er widerstrebend die schwere Eichentür öffnete und die Fremden eintreten hieß.
    Richard de Lancey und Walter of Evesham führten die Rosse in die Stallungen und kehrten über den gepflasterten Innenhof zum Kreuzgang zurück. Die Mondscheibe war zur Hälfte verschwunden, und geisterhaftes Licht, durchzogen von einem fahlvioletten Schimmer, erhellte die Säulen und Mauern. Lange Schatten lagen über dem Geviert des Brunnens, und eine eisige Bö fegte trockenes Laub über die Quader. Leise, vom Wind verweht, drang der Gesang der Mönche aus der Kirche herüber, wie ein Hinweis auf eine schönere, friedlichere Welt.
    Der getragene Choral war Balsam für Walter of Eveshams verwundete Seele, doch unwillkürlich krampfte er die Hand um das vergoldete, kunstvoll gravierte Heft des Schwertes, das er neben der eigenen Waffe an der linken Hüfte trug. So Gott wollte, behielt Richard mit seiner Meinung über Adrian de Lancey vielleicht recht.
    Der Ordensbruder führte die Besucher in das Empfangsgemach des Abtes, entzündete zwei schmale Wachsstöcke und bat darum, sich bis zum Ende der Morgenandacht zu gedulden. Die Gäste entledigten sich der schweren Lederhandschuhe, und Walter setzte sich auf die neben dem langen, schlichten Tisch stehende Bank. Sich die klammen Hände reibend, blickte er sich in dem karg eingerichteten Raum um, dessen einziger Schmuck in einem großen, mit kräftigen Farben bemalten Holzkruzifix bestand. Nach kurzer Zeit erschien der Gastmeister der Abtei, brachte eine Kanne mit zwei irdenen Bechern und sorgte dafür, dass bald ein wärmendes Feuer im Kamin brannte.
    Dankbar schenkte Walter sich und Richard ein, war indes nicht überrascht, dass der Wein einen wässrigen Geschmack hatte. Fontevaile war eine Gründung der Zisterzienser, die in Nachahmung der Leiden Christi in freiwillig gewählter Einsamkeit lebten, sich in bußfertigem Gebet versammelten und in Armut und Enthaltsamkeit übten. Walter überraschte es noch immer,
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