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Historical Exclusiv Band 44

Historical Exclusiv Band 44

Titel: Historical Exclusiv Band 44
Autoren: Blythe Gifford , Ana Seymour
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zu Euren Feinden gehört?“ Anthony war überrascht. Er dachte, dass der berühmte alte General die letzten drei, vier Jahre im friedvollen Ruhestand verbracht hätte.
    König Charles schüttelte den Kopf, sodass die sorgfältig gelegten Locken seiner Perücke über die Schultern streiften. „Ich hoffe inständig, dass dies nicht der Fall ist. Es ist aber in der Gegend zu Unruhen gekommen. Die Leute dort wollen die neuen Steuern nicht bezahlen.“
    „Das Volk freut sich sehr selten über höhere Steuern, Eure Majestät“, bemerkte Anthony trocken. Besonders, dachte er, wenn es weiß, dass das Geld höchstwahrscheinlich nur dazu benötigt wird, der neuen Geliebten des Königs eine prächtige Kutsche zu spendieren.
    „Aber da gibt es noch ein Problem“, fuhr der Monarch fort, ohne Anthonys Kommentar zu beachten. „Es fanden mehrere Überfälle statt. Anscheinend bedroht ein maskierter Wegelagerer den Landadel. Für die Bauern ist er eine Art Held. Sie behaupten, dass er immer bei Vollmond zuschlagen würde. Im letzten Monat wurde der Bischof von Lackdale um ein kleines Vermögen erleichtert. Er wollte damit die Kirche renovieren.“
    „Ich denke, es sollte wohl eher dazu dienen, sein eigenes Zaumzeug aufzupolieren“, bemerkte Anthony spöttisch.
    König Charles war amüsiert. „Pietätlos wie immer. Eines Tages wird Euch Eure Respektlosigkeit noch teuer zu stehen kommen, mein Freund.“
    Auf Anthonys Gesicht erschien jenes jungenhafte, herausfordernde Lächeln, das ihm schon mehr weibliche Eroberungen eingebracht hatte, als jeder andere Mann am Hofe, vom König abgesehen, für sich verbuchen konnte. „Ich habe mir vorgenommen, auf dem Totenbett alles zu bereuen, Eure Majestät.“
    König Charles winkte ungeduldig ab. Er und Anthony hatten schon zu viele Eskapaden auf ihrer Flucht quer durch Europa erlebt, als dass sie sich nun plötzlich als Verfechter der Etikette engagieren wollten. „Übernehmt Ihr die Sache, Anthony?“, fragte er in fast bittendem Tonfall. „Werdet Ihr nach Yorkshire reisen und die Angelegenheit aufklären?“
    Lord Rutledge unternahm einen letzten Versuch, sich elegant des Auftrags zu entledigen. „Ich konnte schon immer besser kämpfen als spionieren. Das Aushorchen ist nicht meine Stärke.“
    „Übertreibt doch nicht so maßlos, Anthony. Betrachtet es als einen Gefallen, den Ihr mir leistet.“
    „Einen königlichen Befehl.“ Anthony hatte keine Wahl. Resigniert blickte er seinen König an. Früher hatte man sie oft fälschlich für Brüder gehalten. Beide waren groß und dunkelhaarig. Jeder von ihnen verfügte über Charme, mit dem sie die Leute ohne Anstrengung für sich gewinnen konnten. Doch während Anthony, der fünf Jahre jünger war, seine schlanke Statur und Energie behalten hatte, war der König in den letzten viereinhalb Jahren, nachdem ihm die königstreuen Generäle den Thron zurückerobert hatten, deutlich verweichlicht. Seine Gesichtszüge hatten an Straffheit verloren, und er zog die Gesellschaft der Damen vor, anstatt sich im sportlichen Wettkampf zu messen.
    König Charles seufzte. „Kein königlicher Befehl. Ich bitte Euch um einen persönlichen Gefallen. Falls General Fairfax gegen mich arbeitet, muss ich das sofort wissen. Wenn ich ihm jedoch noch vertrauen kann, möchte ich ihn nicht verärgern, indem ich die Aufständischen in seiner Gegend zu hart bestrafe.“
    „Und was soll mit unserem Mondschein-Wegelagerer geschehen?“
    „Ihn können wir im Moment überhaupt nicht brauchen. Er verkörpert für das Volk den romantischen Helden, der wieder einmal die uralte Ungleichheit zwischen Arm und Reich vor Augen führt. Eine Tatsache, für die meine Regierung übrigens nicht verantwortlich ist, gleichgültig was unsere Gegner dazu sagen mögen.“
    Der König erhob sich schwungvoll von seiner hohen Lagerstatt und begann im Zimmer hin und her zu gehen. Er hatte eines seiner Lieblingsthemen angeschnitten. „Ein merkwürdiger Umstand ist, dass ich selbst zu den Armen gehört habe, wie Ihr wisst. Ich habe Hunger und Durst und …“
    „… den Verlust allen Besitztums und aller Ämter erlitten“, ergänzte Anthony verbindlich. Im Laufe der Zeit wurden die Berichte von König Charles über seine Erlebnisse im Exil immer bunter ausgeschmückt.
    „Genau“, bekräftigte der König. „Niemand kann behaupten, dass ich kein Verständnis für mein Volk aufbringen würde.“
    Lord Rutledge versuchte, wieder an das aktuelle Gesprächsthema zu erinnern. „Was ist
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